Arktischer Frühling Wochen früher als vor zehn Jahren
Wie Forscher kürzlich berichteten, wird es im äußersten arktischen Norden Wochen früher Frühling als noch vor zehn Jahren. Zu diesem Ergebnis kam ein dänisch-amerikanisches Forscherteam im Rahmen einer phänologischen Studie. Als Phänologie bezeichnet man die Lehre von der den im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur, wie der Blütenpflanze, der Brutzeit von Vögeln oder dem Schlüpfen von Insektenlarven. Vergleichbare Studien, die in niedrigeren Breitengraden durchgeführt wurden, haben bereits ergeben, dass der Frühling jedes Jahr früher Einzug hält. So zeigen europäische Pflanzen und Tiere durchschnittlich fünf Tage früher Anzeichen von Frühling als es noch vor zehn Jahren der Fall war. Allerdings sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die phänologischen Ereignisse in der nördlichen Arktis bislang wenig erforscht, und das, obwohl die Temperatur in der Arktis derzeit doppelt so schnell steigt wie im weltweiten Durchschnitt. In der jüngsten Studie wurden Veränderungen bei der Blütenpflanze von sechs Pflanzenarten, beim Schlüpfen von zwölf Gliederfüßlerarten und beim Einerlegen von drei Vogelarten im Zeitraum zwischen 1996 und 2005 im nordöstlichen Grönland beobachtet. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht. Die Forscher stellten bei den untersuchten Arten eine extrem rasche klimabedingte Vorverlegung der oben genannten Phänomene fest. Durchschnittlich traten diese Phänomene pro Jahrzehnt 14,5 Tage, bei einigen Arten sogar über 30 Tage früher auf. Die unterschiedlichen Arten ja sogar Angehörige derselben Arten reagierten unterschiedlich stark auf die Erwärmung. "Unsere Studie bestätigt, dass sich die Jahreszeiten verändern. Hier geht es nicht einfach nur um ein oder zwei warme Jahre, sondern um einen Trend über ein ganzes Jahrzehnt", so Toke T. Høye vom dänischen Umweltforschungsinstitut an der Universität Århus. "Insbesondere die Ausgeprägtheit dieser Tendenzen überrascht, wenn man bedenkt, dass die gesamte Sommersaison in der nördlichsten Region der Arktis sehr kurz ist. Rund um die Forschungsstation Zackenberg liegen zwischen der Schneeschmelze und dem ersten Frost nur drei bis vier Monate." Während phänomenologische Veränderungen in südlicheren Gefilden temperaturbedingt sind, ist im hohen Norden die Schneedecke der entscheidende Faktor. Wie die Forscher herausfanden, kommt es hier vor allem aufgrund der früher einsetzenden Schneeschmelze zu phänomenologischen Veränderungen. Die Ergebnisse haben ernsthafte Folgen für die Arten in der Arktis. "Die auffallenden Reaktionen und die großen Unterschiede innerhalb der Arten und Taxa verdeutlichen, wie leicht biologische Interaktionen durch abiotische Einflüsse aus dem Gleichgewicht gebracht werden können und welch dramatische Auswirkungen klimatische Veränderungen auf die arktischen Ökosysteme haben können", warnen die Forscher. Solche tiefgreifenden phänomenologischen Veränderungen können zu Problemen führen, weil das komplette Netz der gegenseitigen Artenabhängigkeiten gestört, wenn nicht gar zerrissen wird, und so in diesem stark jahreszeitenabhängigen Umfeld die erfolgreiche Fortpflanzung gefährdet wird.
Länder
Dänemark