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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Wissenschaftler entdecken Gen, das Asthma auslösen kann

Im Rahmen eines mit EU-Geldern finanzierten Projekts haben Forscher ein Gen entdeckt, das mit einem erhöhten Risiko, im Kindesalter an Asthma zu erkranken, in Verbindung gebracht wird. Dies nährt die Hoffnung auf neue Therapien zur Behandlung der Erkrankung. Asthma wird durc...

Im Rahmen eines mit EU-Geldern finanzierten Projekts haben Forscher ein Gen entdeckt, das mit einem erhöhten Risiko, im Kindesalter an Asthma zu erkranken, in Verbindung gebracht wird. Dies nährt die Hoffnung auf neue Therapien zur Behandlung der Erkrankung. Asthma wird durch eine Kombination verschiedener umweltbedingter und genetischer Faktoren ausgelöst. Allerdings weiß man noch zu wenig über diese Faktoren. In einem Artikel in der Fachzeitschrift Nature erklären die Wissenschaftler, dass Kinder mit bestimmten genetischen Markern auf Chromosom 17 ein um 60 bis 70 Prozent höheres Risiko haben, an Asthma zu erkranken, als Kinder, bei denen diese Marker nicht vorhanden sind. Da bei Kindern, bei denen diese Marker gefunden wurden, der Pegel eines Proteins namens ORMDL3 im Blut erhöht ist, konzentrieren sich die Forscher in einem nächsten Schritt nun darauf, herauszufinden, wie dieses Protein die Anfälligkeit eines Kindes für Asthma beeinflusst. Die EU-Mittel für die Arbeit stellte das unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) durchgeführte Projekt GABRIEL zur Verfügung, das die angeborenen und umweltbedingten Ursachen von Asthma in der EU erforscht. "Wir konnten im Rahmen unserer Studie den stärksten genetischen Effekt in Bezug auf Asthma ermitteln", so Professor William Cookson vom Imperial College, der die Studie leitete. "Wir wissen noch nicht, auf welche Weise ORMDL3 die Asthmaanfälligkeit beeinflusst. Vergleichbare Gene findet man in primitiven Organismen wie Hefe, daher vermuten wir, dass es sich bei ORMDL3 um einen Bestandteil recht alter Immunmechanismen handelt." Professor Gonçalo Abecasis von der Universität Michigan, einer der Mitverfasser der Studie, ist zuversichtlich, dass die Entdeckung des Teams zu neuen Behandlungsmethoden für Asthma führen wird. "Ich bin der Ansicht, dass die gewonnene Erkenntnis letztendlich zu neuen Therapien führen wird, weil sie auf einen speziellen biologischen molekularen Signalweg hindeutet", erläuterte er. "Sobald wir die Biologie verstehen und die Beteiligten kennen, ist es eine gezielte medikamentöse Behandelung möglich." Zwischenzeitlich geht die Suche nach anderen Genen, die an der Entstehung von Asthma beteiligt sind, weiter. "Wenngleich diese neuartigen Erkenntnisse keine vollständige Erklärung für die Entstehung von Asthma bieten, liefern sie ein weiteres Puzzleteil beim Verständnis der Gen-Umwelt-Interaktion, die zu der Erkrankung führt", kommentierte Dr. Miriam Moffatt vom Imperial College. "Zusammen mit unseren Kollegen bereiten wir derzeit noch weit größere Untersuchungen vor, um andere Gene mit geringeren Auswirkungen zu finden und diese mit Umweltfaktoren in Zusammenhang zu bringen, die vor Asthma schützen. Unser letztendliches Ziel ist es, bei gefährdeten Personen der Entstehung der Erkrankung vorzubeugen." Die Ermittlung der genetischen Marker, die bei der Entwicklung von Asthma eine Rolle spielen, war ein mühsamer Prozess. Die Wissenschaftler verglichen die genetischen Merkmale von 994 Asthmapatienten und 1 243 Nichtasthmatikern. Auf der Suche nach den Genen, die für Asthma im Kindesalter verantwortlich sind, gingen sie über 300 000 punktförmige genetische Variationen durch (sogenannte "Single Nucleotide Polymorphism" oder kurz SNP), bei denen nur eine Base im genetischen Code verändert ist. Sie untersuchten ferner, welche Gene in den menschlichen Blutzellen aktiv waren. Zur Bestätigung ihrer Ergebnisse analysierten sie anschließend die genetischen Merkmale von über 2 000 deutschen Kindern und über 3 000 britischen Erwachsenen, die 1958 geboren wurden und ihr ganzes Leben lang aufgrund einer vorhandenen Asthmaerkrankung in medizinischer Behandlung waren. Asthma ist in Europa das häufigste chronische Leiden bei Kindern und kostet die EU jährlich mehr als drei Milliarden EUR. Das Auftreten von Asthma variiert innerhalb der verschiedenen Länder Europas stark. Im UK ist beispielsweise jedes siebte Kind von Asthma betroffen.