EU-Projekt: Aus Sonnenblumen kann man nicht nur Öl gewinnen
Wissenschaftler haben im Rahmen eines EU-Projekts neue Verwendungszwecke für Sonnenblumenbiomasse gefunden. Bislang bleiben 95 Prozent der Pflanze nach der Produktion von Öl ungenutzt. Aufgrund der steigenden Produktion von Palm- und Sojaöl außerhalb Europas wächst der Druck auf die Branche, neue Verwendungszwecke für Sonnenblumenbiomasse zu finden, die den Sonnenblumenbauern und anderen Branchenvertretern eine alternative Einkommensquelle bieten könnten. In Europa bauen über 450 000 Landwirte auf insgesamt über 255 000 Hektar in 21 Ländern Sonnenblumen an. Bei vielen Betrieben, die am Anbau und der Verarbeitung von Sonnenblumen beteiligt sind, handelt es sich um kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die in besonderem Maße von der zunehmenden Konkurrenz aus dem Ausland beeinträchtigt werden. Die aus fünf EU-Mitgliedstaaten stammenden zwölf Partner des HELICAS-Projekts haben in den Bereichen Kosmetik, Lebensmittel und Tierfutter neue Verwendungszwecke für Sonnenblumenbiomasse gefunden. Das Team ermittelte zudem Methoden zur Herstellung von neuem, schmackhafterem Sonnenblumenöl. Das Forschungsprojekt wurde im Bereich KMU des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU gefördert. "Die Blütenblätter, Stängel und Blätter der Sonnenblume enthalten zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe, die durch Extraktion gewonnen werden und in der Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie sowie als Tierfutter Verwendung finden können. Außerdem kann das Sonnenblumenkernmehl, das nach der Ölpressung als Reststoff anfällt, in der Lebensmittelherstellung eingesetzt werden, denn es enthält wertvolle Proteine, Kohlenhydrate und bioaktive Substanzen, die zu einer gesunden Ernährung beitragen", so Projektkoordinator Dr. Thomas Dietrich vom ttz Bremerhaven. Das Wissenschaftlerteam baute in vier Ländern verschiedene Arten von Sonnenblumen an. Die Forscher wollten auf diese Weise mehrere Sorten untersuchen, auch solche, die nicht zum Zwecke der Ölproduktion angebaut werden. Sie fanden heraus, dass sich Substanzen aus den Stängeln der Sonnenblume als Inhaltsstoffe für Kosmetika eignen, da sie hautglättende und heilende Eigenschaften besitzen. Da das Interesse an Produkten mit natürlichen Inhaltsstoffen stetig steigt, ist anzunehmen, dass aus Sonnenblumen gewonnene Substanzen ein großes Marktpotenzial aufweisen. Darüber hinaus hat das ttz Bremerhaven Verfahren zur Produktion von Backwaren und Fischfutter aus Sonnenblumenmehl entwickelt. Die Forschungsergebnisse und neuen Erkenntnisse über den Anbau von Sonnenblumen, Ertragsaussichten und Verarbeitungsmöglichkeiten können nun europaweit genutzt werden. "Damit haben wir unser Ziel, nämlich die Entwicklung innovativer Strategien zur Nutzung von Sonnenblumenbiomasse, erreicht", freut sich Dr. Dietrich.
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