CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-03-02

Article available in the following languages:

Potocnik fordert intensiveren Dialog zur Vereinfachung des Zulassungsverfahrens für alternative Methoden zu Tierversuchen

EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik hat Industrie- und Hochschulvertreter aufgefordert, sich stärker für eine Vereinfachung des Zulassungsverfahrens für alternative Methoden zu Tierversuchen einzusetzen. Gleichzeitig sicherte er die weitere Unterstützung...

EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik hat Industrie- und Hochschulvertreter aufgefordert, sich stärker für eine Vereinfachung des Zulassungsverfahrens für alternative Methoden zu Tierversuchen einzusetzen. Gleichzeitig sicherte er die weitere Unterstützung der Kommission zu. Von insgesamt 30 Methoden, die vom Europäischen Zentrum zur Validierung Alternativer Methoden (ECVAM), das zur Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission gehört, bewertet wurden, haben bislang lediglich acht eine Zulassung durch die Regulierungsbehörde erhalten. Nach Ansicht von Potocnik ist diese geringe Erfolgsquote zumindest teilweise auf eine unzureichende Kommunikation zwischen Forschern und Regulierungsbehörden zurückzuführen. �Wenn Regulierungsbehörden für ein effizientes Zulassungsverfahren mehr Informationen benötigen, dann müssen wir uns stärker dafür einsetzen, dass die Kommunikation gefördert wird und sie die entsprechenden Informationen erhalten. Eine engere Zusammenarbeit und transparentere Kommunikation sowie ein fortwährender Dialog sind grundlegende Voraussetzungen", betonte der EU-Kommissar in seiner Rede auf der Jahreskonferenz der Europäischen Partnerschaft zur Förderung von Alternativkonzepten zu Tierversuchen (European Partnership for Alternative Approaches to Animal Testing - EPAA). Laut Potocnik könnten die besten Resultate erzielt werden, wenn dieser Dialog den gesamten Forschungs-, Entwicklungs- und Bewertungsprozess begleite und nicht erst bei den Forschungsergebnissen ansetze. Europa brauche "ein Instrument, das einen systematischen und nachhaltigen Austausch zwischen Regulierungsbehörden, der Forschungsgemeinschaft und der Industrie ermöglicht", so Potocnik. Zudem werde eine engere Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden und der Forschungsgemeinschaft einen Beitrag zur Förderung von angewandten und Grundlagenstudien zu den spezifischen Anforderungen im Hinblick auf den Ersatz, die Verbesserung und die Verminderung der Zahl von Tierversuchen leisten. Der Kommissar wies auf eine Reihe von Anforderungen hin, die in diesem Bereich sowohl an die Vertreter der Hochschulen als auch der Unternehmen gestellt werden. Er versprach jedoch, auch die Europäische Kommission werde ihren Beitrag leisten. Potocnik betonte, dass es in der gesamten EU lediglich vier Professuren für alternative Testmethoden gebe. Um Abhilfe zu schaffen, müsste die Forschungsgemeinschaft diesem Fachbereich eine größere Anerkennung als Hochschuldisziplin zollen. Die Unternehmen wiederum sollten ihre Bedürfnisse stärker an Wissenschaftler in Hochschulen und Forschungsinstituten herantragen. Beispielsweise könnten die Unternehmen externe Forschung fördern und eine Verbindung zu ihren unternehmensinternen Projekten schaffen, schlägt Potocnik vor. Nach Ansicht von Potocnik sollten Unternehmen mehr Mut haben, ihre Forschungs- und Versuchsdaten auszutauschen, da Konkurrenten aus unterschiedlichen Sektoren oftmals an denselben oder an ähnlichen Projekten arbeiteten. Dies sei ein weiterer Schritt zur Erreichung des genannten Ziels, der sofort umgesetzt werden könne. Der EU-Kommissar betonte, dass dieser kleine Schritt den Unternehmen einige Vorteile biete: "Der Austausch von Daten zu Versuchstieren, verwendeten Substanzen und Methoden wird durch den Einsatz validierter Methoden zu einem größeren Maß an Sicherheit und Wirksamkeit beitragen. Aufgrund der Kosteneinsparungen und der Entwicklung neuer alternativer Produkte wird sich dieser Austausch für Unternehmen finanziell lohnen." Die Kommission ihrerseits werde weiterhin politische Unterstützung bieten und die Zusammenarbeit zwischen den relevanten Politikbereichen (Industrie, Gesundheit, Verbraucherschutz, Umwelt und Forschung) gewährleisten, versprach Potocnik. Darüber hinaus werde die Kommission Gesetzesvorschläge ausarbeiten, die "ehrgeizig, jedoch gleichzeitig gerecht und realistisch" seien, und den Dialog zwischen den verschiedenen Industriesektoren fördern. Forschungsprojekte, in deren Rahmen alternative Versuchsmethoden zu Tierversuchen entwickelt werden, erhalten Fördermittel des Siebten Rahmenprogramms (RP7). Zwei große Projekte, die mit schätzungsweise insgesamt 24 Millionen Euro unterstützt werden, zielen darauf ab, neue alternative Testmethoden für die Pharmaforschung zu untersuchen. Ferner werden zwölf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Zusammenarbeit mit großen Pharmaunternehmen und öffentlichen Forschungsinstituten im Rahmen von Studien nach Methoden forschen, um die Anzahl der in Laborexperimenten eingesetzten Versuchstiere deutlich zu reduzieren. Abschließend betonte der EU-Kommissar, wie dringlich die Entwicklung und Markteinführung alternativer Methoden zu Tierversuchen sei. Etwa 2 000 europäische Kosmetikunternehmen sind auf alternative Methoden angewiesen, um die rechtlichen Bestimmungen ab 2009 einhalten zu können. Weitere 27 000 Unternehmen sind zur Umsetzung der Chemikalienrichtlinie REACH verpflichtet. "Können wir mehr erreichen? Ich hoffe, ich spreche im Namen aller, wenn ich behaupte, dass wir mehr erreichen können und werden", erklärte Potocnik zum Abschluss seiner Rede.

Verwandte Artikel