BioReGen expandiert: Industriebrachen-Begrünung mit Energiepflanzen
Nach erfolgreichen Tests soll jetzt ein bahnbrechendes, von der EU finanziertes Projekt tausende Hektar Industriebrache im Nordosten Englands begrünen und gleichzeitig klimafreundliche Bioenergie liefern. Das Clean Environment Management Centre (CLEMANCE) an der Universität Teesside im Vereinigten Königreich setzt Energiepflanzen ein, um Industriebrachen im Rahmen eines Verfahrens zu sanieren, das als Phytosanierung bekannt ist. Phytosanierung bezeichnet die Sanierung kontaminierter Böden, Gewässer oder Luft mithilfe von Pflanzen, die Schwermetalle, Pestizide, Lösungsmittel, Explosivstoffe, Rohöl und seine Derivate sowie andere Umweltschadstoffe aus dem Medium, in dem diese enthalten sind, abbaut oder eliminieren. Dieses Verfahren ist im Gegensatz zu anderen Verfahren, bei denen ein Bodenabbau notwendig ist, sauber, effizient und umweltfreundlich. Das Projekt "Biomass, Remediation, Regeneration" (BioReGen = Biomasse, Sanierung, Regenerierung) startete 2004 mit Testanpflanzungen auf mehreren kleineren Industriebrachen im County Durham, England. Weiden, Elefantengras, Rohrglanzgras und Switch-Gras (Panicum virgatum) reinigten den Boden durch die Aufnahme von Schadstoffen wie Zink, Kupfer, Kadmium und Schwermetallen in Kohlenasche. Die Pflanzen bauen diese Schadstoffe zu harmlosen Nebenprodukten ab und nehmen diese entweder in ihre Wurzeln, Stiele und Blätter auf oder geben die sauberen Substanzen in die Luft ab. BioReGen vertritt die Ansicht, dass die Methode auch auf größeren Flächen funktionieren kann. Deshalb wurden jetzt fünf größere Gebiete bepflanzt, von denen jedes einen Hektar groß ist und in der Vergangenheit von der Schwerindustrie genutzt wurde. CLEMANCE glaubt, dass diese Arbeit, die mit 1,2 Millionen Euro Finanzhilfe aus dem Umweltforschungsprogramm der EU, LIFE, unterstützt wird, größere Implikationen für die Begrünung alter Industriebrachen haben wird. "Als wir mit dem Projekt begannen, wussten wir nicht, ob wir Pflanzen auf derart verseuchten Böden anbauen könnten. Aber überall, wo wir es ausprobiert haben, war es ein Erfolg. Wir haben bewiesen, dass die Phytosanierung funktioniert. Was auf einer kleinen Fläche funktioniert, könnte auch für größere Flächen gelten. Dieses Verfahren ist sehr viel kostengünstiger als die Säuberung einer Fläche oder der Abbau kontaminierter Böden, um Müllhalden damit zu füllen", sagte Dr. Richard Lord, Programmleiter für Boden- und Wasserkontamination von CLEMANCE. "Landentwickler, die sich damit beschäftigen, müssen Millionenbeträge pro Hektar ausgeben, wogegen unsere Methode nur einige Zehntausend Britische Pfund kostet", fügte Dr. Lord hinzu. Das Potenzial des Projekts wird als "riesig" eingeschätzt, da es bereits im Tees Valley allein rund 1.155 Hektar Industriebrache gibt. Aber die schmutzige Vergangenheit erstreckt sich über die gesamte industrialisierte Welt und hat viele Landschaften in Schmutzflächen verwandelt, die gereinigt werden müssen. Phytosanierung ist allerdings keine schnelle Reparaturmaßnahme. Um eine Fläche anhand dieser Methode bis zur Landentwicklung zu bringen, kann es Jahre dauern. Aber BioReGen denkt, dass man auf dem richtigen Weg ist. "Wir sehen es als eine Art Wartebetrieb an, bis die Flächen wieder von der Industrie gebraucht werden. In der Zwischenzeit machen wir diese attraktiver und bieten auch Wildtieren neuen Lebensraum, was besser ist, als das Bild hässlichen Verkommens zu bieten, das dem Image des Nordostens schadet. Wir helfen dabei, das Tal der Wälder ("Trees Valley") zu erschaffen", sagte Dr. Lord. Weiterhin hat CLEMANCE mit dem Energieversorgungsunternehmen SembCorp über die Lieferung von Weideholz an das erst kürzlich eröffnete Biomassekraftwerk Wilton 10 verhandelt. Wilton 10 ist ein 60 Millionen Britische Pfund (83 Millionen Euro) teures Biomasse-Kraftwerk, das erste seiner Art im Vereinigten Königreich. Es hat seinen Betrieb im vergangenen Sommer aufgenommen und produziert Energie aus der Holzverbrennung für 30.000 Wohnungen. "Wilton 10 hat einen großen Appetit auf Holz und wir können bei der Beschaffung helfen, vor allem, wenn wir unsere Anpflanzungen auf größere Flächen erweitern. Was als Forschungsprojekt begann, hat jetzt seine kommerzielle Anwendung gefunden. Nachhaltiger geht es nicht", schließt Dr. Lord ab.
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