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Umweltfreundlichere Zukunft für EU-Schifffahrt

Umweltfreundlichere Schiffe und die umweltfreundliche Nutzung von Wasserstraßen sind die Basis, um die geplante Senkung von CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 zu erreichen, und bringen Europa zusätzliche Wettbewerbsvorteile. Auf diesen allgemeinen Konsens hatten sich Industrieve...

Umweltfreundlichere Schiffe und die umweltfreundliche Nutzung von Wasserstraßen sind die Basis, um die geplante Senkung von CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 zu erreichen, und bringen Europa zusätzliche Wettbewerbsvorteile. Auf diesen allgemeinen Konsens hatten sich Industrievertreter, Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger am 28. Februar in Brüssel auf der von der Europäischen Kommission organisierten Veranstaltung "European Research for clean waterborne transport" [Europäische Forschung für sauberen Wassertransport] geeinigt. Die Veranstaltung präsentierte drei EU-finanzierte Projekte aus dem Sektor See- und Flusstransport. Im Rahmen des CREATING-Projekts (Concepts to reduce environmental impact and attain optimal transport performance by inland navigation) entwickelte das Forschungskonsortium in Zusammenarbeit mit dem internationalen Mineralölkonzern BP das umweltfreundliche Binnenlastschiff "Victoria", das sich durch niedrigen Schadstoffausstoß und Kraftstoffverbrauch auszeichnet und extra für dieses Ereignis nach Brüssel gekommen war. Durch einen Motorumbau am Schiff konnte der Ausstoß von Ruß, Stickstoffoxid (NOx) und Schwefeloxid (SOx) effektiv um bis zu 98% reduziert werden. Darüber hinaus sorgt ein eigens entwickeltes Navigationssystem für die Optimierung von Fahrstrecke und Fahrgeschwindigkeit und senkt dadurch den Kraftstoffverbrauch. "Umweltfreundlichkeit ist ein entscheidendes Ziel der europäischen Transportforschung, und die Binnenschifffahrt stellt eine besonders wichtige, umweltfreundliche und kostengünstige Alternative zu anderen Arten des Schwerlasttransports in Europa dar", erklärte der für Wissenschaft und Forschung zuständige EU-Kommissar Janez Potocnik nach seinem Besuch auf der Victoria. Das HERCULES-Projekt ("High efficiency engine R&D on combustion with ultra low emissions for ships") verfolgt eine ähnlichen Strategie wie das Projekt CREATING und soll die Effizienz und Zuverlässigkeit von Schiffsdieselmotoren verbessern und gleichzeitig deren Schadstoffausstoß reduzieren. Das METHAPU-Projekt ("Validation of renewable methanol based auxiliary power system for commercial vessels") wiederum beschäftigt sich mit der Entwicklung der Methanolbrennstoffzell-Technologie für den Schifffahrtssektor. Laut Janez Potocnik liegt die besondere Bedeutung dieser Projekte für die europäische Forschung und die EU-Rahmenprogramme in ihrer Vorbildwirkung für eine ausgezeichnete Kooperation zwischen öffentlichem und privatem Sektor. "Dies ist auch ein Zeichen dafür, dass der private Sektor sich für saubere und umweltfreundlichere Technologien interessiert und Perspektiven in dieser Hinsicht sieht", erklärte er in einem Interview mit CORDIS Nachrichten. Unter anderem ist das CREATING-Projekt "ein Beispiel dafür, wie dies in die Praxis umzusetzen ist. Natürlich stellt ein einzelnes Schiff nicht die Lösung aller Probleme dar. Vielleicht ist es eine Lösung vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, wir aber müssen uns nun um die formelle und rechtliche Umsetzung sowie um die entsprechenden Marktanreize kümmern, um dies in unserem täglichen Leben Realität werden zu lassen." Mit ihrem Beitrag sicherte die niederländische Parlamentsabgeordnete Dorette Corbey der Europäischen Kommission die Unterstützung des Europäischen Parlaments für die Bemühungen um eine umweltfreundlichere Schifffahrt zu, verdeutlichte jedoch auch die Notwendigkeit einer entsprechenden Gesetzgebung. "Die Schifffahrt war bis jetzt ein Sektor, der vollständig von allen Bestimmungen zum Klimawandel ausgenommen war ", erklärte Frau Corbey. "Wenn wir die CO2- oder Treibhausgasemissionen bis zum Jahre 2020 um 20% oder sogar 30% reduzieren wollen, wenn der Rest der Welt mitzieht, müssen wir uns alle Sektoren ansehen, in denen Verbesserungen und Schadstoffsenkungen durchgesetzt werden können. Damit meine ich den Luftfahrtsektor und den Industriesektor. Aber unmittelbar danach kommt der Schifffahrtssektor." "Das Problem dabei sind natürlich die internationalen Bestimmungen, da wir als Mitgliedstaaten oder sogar als Europäische Union die Gesetzgebung der Schifffahrt nicht einfach neu erfinden können. Besonders in der Seeschifffahrt ist dafür die Internationale Maritime Organisation IMO zuständig. Deshalb haben wir die Kommission gebeten, sich am Beispiel Schwedens zu orientieren, wo die Regierung ein Bonusschema für umweltfreundliche Schiffe eingeführt hat. Dabei zahlen saubere Schiffe weniger Hafengebühren als Schiffe mit umweltschädlicher Technologie", sagte Frau Corbey, wobei sie erneut die Notwendigkeit einer entsprechenden Gesetzgebung betonte, beispielsweise in Form neuer Emissionsnormen. Ungefähr 90% des europäischen Außenhandels und 40% des Binnenhandels werden über Seetransporte realisiert. Während der Transport auf dem Wasserweg besonders effizient und kraftstoffsparend ist im Vergleich zu anderen Transportverfahren - ein Schiff verbraucht auf 500 Kilometern die gleiche Kraftstoffmenge wie ein Flugzeug auf 6,6 Kilometern oder ein Lastwagen auf 100 Kilometern - schätzen Experten, dass innerhalb von 15 Jahren die Schifffahrt den größten Prozentsatz zur CO2-Emission beitragen wird. "Wenn wir die Sache vom wirtschafts- und umwelttechnischen Standpunkt aus betrachten, bestehen für den Transport auf dem Wasserweg gute Zukunftsaussichten, wobei wir das Potenzial, das Wasser- und Seewege bieten, nicht optimal ausnutzen", sagte Kommissar Potocnik. "Dieser Transportweg ist wirtschaftlicher und effektiver als andere Transportwege, und was den Kraftstoffverbrauch angeht, gibt es hier eindeutig ein beträchtliches Potenzial. Ganz klar ist, dass in Zukunft jedes Transportmittel von Bedeutung sein wird, anderseits muss aber auch jeder Transportsektor seine Bereitschaft zu mehr Umweltfreundlichkeit unter Beweis stellen."

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