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Ist Rauchen genetisch veranlagt?

Millionen Menschen rund um den Globus sind abhängige Raucher, und allein in Europa sterben mehr als 1,2 Millionen Menschen an Krankheiten als Folge des Rauchens. Prognosen der Weltgesundheitsorganisation zufolge werden die jährlichen Kosten für Krankheiten im Zusammenhang mit ...

Millionen Menschen rund um den Globus sind abhängige Raucher, und allein in Europa sterben mehr als 1,2 Millionen Menschen an Krankheiten als Folge des Rauchens. Prognosen der Weltgesundheitsorganisation zufolge werden die jährlichen Kosten für Krankheiten im Zusammenhang mit Tabakkonsum bis zum Jahr 2010 bei rund 318 Milliarden Euro liegen; von dieser Summe fallen 105 Milliarden Euro auf Europa. Dies macht die Suche nach den Gründen hinter der Sucht noch wichtiger, um Rauchern zu helfen, ihre Sucht loszuwerden. Jetzt hat ein teilweise von der EU finanziertes Forschungskonsortium eine verblüffende neue Entdeckung gemacht, dass nämlich eine menschliche genetische Veranlagung zur Nikotinabhängigkeit beitragen könnte. Insbesondere haben sie enthüllt, dass eine bestimmte Mutation in einem speziellen menschlichen Gen Nikotinabhängigkeit fördert. Bei Menschen europäischer Herkunft verfügt annähernd die Hälfte über mindestens eine Kopie dieser genetischen Variante. Die Studie stellt schnell klar, dass diese Variante Menschen nicht dazu verleitet, das Rauchen anzufangen, sondern es ihnen schwerer macht, das Rauchen aufzugeben. Diese Ergebnisse wären nicht ohne den Zugriff auf ein großes Wissensfundament des Projektkonsortiums GENADDICT möglich gewesen, das Teilnehmer aus ganz Europa und aus dem Ausland umfasste, einschließlich die USA und Neuseeland. "Dieser Durchbruch konnte dank des Sachverstandes und der Hingabe europäischer Forscher gemacht werden, aber auch deshalb, weil immer mehr europäische Wissenschaftler zusammenarbeiten", erklärte der für Wissenschaft und Forschung zuständige EU-Kommissar Janez Potocnik. "Die Europäische Union fördert Gesundheitsforschung nun schon seit mehr als 20 Jahren, und wir sehen deutlich die Nutzen aus diesen Kooperationen. Diese Maßnahme ergänzt andere verwandte Politiken, die von der Europäischen Kommission im Bereich der öffentlichen Gesundheit gefördert werden." GENADDICT ist eine große Zusammenarbeit, die zwölf Teams aus sieben europäischen Ländern umfasst (Deutschland, Spanien, Frankreich, Island, Ungarn, Polen und das Vereinigte Königreich). Während der Erhebungsphase der genetischen Marker war die internationale Perspektive sogar noch breiter, sie umfasste 35.000 Menschen in Europa, Neuseeland und den Vereinigten Staaten. Die Ergebnisse dieses Projekts haben weit reichende Implikationen, die über das Rauchen hinausgehen und Süchte im Allgemeinen betreffen, beispielsweise die Abhängigkeit von Alkohol und Drogen. Obwohl das genaue Gen sich je nach Suchtform unterscheiden wird, hat diese Studie bewiesen, dass die Suche nach dem verantwortlichen Gen möglich ist, wenn auch schwierig. Sie liefert künftigen Forschern außerdem wichtige Einblicke in die biologischen Bestimmungsgrößen hinter der Sucht und in die Fehlfunktion des abhängigen Gehirns. Trotz der frühen Phase erhofft man sich von den hier gewonnenen Erkenntnissen, dass sie sich bei der Entwicklung innovativer neuer Behandlungen und Strategien, die Sucht in all ihren Formen effektiv bekämpfen sollen, als hilfreich erweisen werden. Die Forschungsergebnisse wurden in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Nature veröffentlicht.

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