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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Wissenschaftler spüren für MS verantwortliche Antikörper auf

Autoimmunerkrankungen entstehen, wenn Antikörper, die den menschlichen Körper eigentlich gegen fremde Eindringlinge schützen sollen, sich gegen ihre eigenen Zellen und ihr eigenes Gewebe wenden. Bei Multipler Sklerose (MS) greifen Antikörper die Nervenzellen an, was zu einer D...

Autoimmunerkrankungen entstehen, wenn Antikörper, die den menschlichen Körper eigentlich gegen fremde Eindringlinge schützen sollen, sich gegen ihre eigenen Zellen und ihr eigenes Gewebe wenden. Bei Multipler Sklerose (MS) greifen Antikörper die Nervenzellen an, was zu einer Degeneration der Myelinfasern führt, die wiederum die Neuronen umhüllen. Über die Herkunft der Antikörper ist nur sehr wenig bekannt. Jetzt ist es Wissenschaftlern allerdings gelungen, die Antikörper ihren Ursprungszellen zuzuordnen und so die bösartigen Moleküle besser verfolgen zu können. Das Immunsystem eines gesunden Menschen schützt den Körper sehr gut gegen Eindringlinge, wie zum Beispiel Bakterien und Viren. Das System produziert Millionen von Antikörpern, die uns gegen diese Krankheitserreger schützen. Bei einer Autoimmunerkrankung erkennen diese Antikörper ihre eigenen Zellen nicht mehr und sehen sie als feindliche Fremdkörper. Bei der Multiplen Sklerose verursachen die Antikörper Entzündungen im zentralen Nervensystem. Das passiert, wenn die Zellen das Myelin angreifen, eine Substanz, die die Nervenfasern umgibt. Konstanter Myelinabbau und Narbenbildung führen zu einer eingeschränkten Funktion der Nervenimpulse aus dem Gehirn. Die von Multipler Sklerose Betroffenen ("sclerosis" bedeutet im Griechischen "verhärten") haben eine Reihe von Symptomen, einschließlich Taubheit und Kribbeln in den Fingern, verschwommenes Sehen und Gedächtnisverlust. Die Lokalisierung des Entstehungsortes der aggressiven Antikörper, die die Myelinhülle angreifen, ist ein wichtiger Schritt hin zum Verstehen von Multipler Sklerose. Wenn die MS-verursachenden Moleküle wie andere Antikörper im Blut oder in den Lymphorganen wie zum Beispiel in der Milz, dem Knochenmark oder den Lymphknoten entstehen, dann müssten sie sich durch das Blut fortbewegen, um zur die Nervenzellen umgebenden Flüssigkeit zu gelangen. Die Max-Planck-Institute für Neurobiologie und Biochemie und das Universitätskrankenhaus Grobhadern in München, Deutschland, haben eine Methode gefunden, mit der sie die Antikörper bis zu ihren Ursprungszellen zurückverfolgen können. Dazu isolierten sie die B-Zellen aus der Flüssigkeit der Nervenzellen und analysierten den genetischen DNA-Code, der für die Produktion der Antikörper verantwortlich ist. So konnten die Größe und das Gewicht der Antikörperteile, die durch jede analysierte B-Zelle produziert wurden, bestimmt werden. In der Nervenflüssigkeit gefundene Antikörper wurden ebenfalls analysiert und die gesammelten Daten verglichen. Die Ergebnisse waren eindeutig: die Antikörper aus der Nervenflüssigkeit werden von den B-Zellen produziert. Ein hohes Maß genetischer Variabilität in einigen Abschnitten der DNA zeigte, dass die B-Zellen schon in Kontakt mit den Zielstrukturen des Nervensystems getreten waren. "Der nächste Schritt ist nun die Zusammensetzung der Fragmente in komplette Antikörper. Das sollte uns wiederum erlauben, die Zielstrukturen im Nervensystem zu identifizieren. Ein weiteres Highlight dieser neuen Vorgehensweise liegt darin, dass sie nicht auf die Analyse der Multiplen Sklerose beschränkt ist", so Klaus Dornmair, Leiter der Studie. Das endgültige Ziel der Forschung ist die Identifikation der Zielstrukturen, was zu einer Entfernung der zerstörerischsten Antikörper und damit zu einer Verringerung der Symptome von Multipler Sklerose führen könnte.

Länder

Deutschland

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