CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-02

Article available in the following languages:

Planen Menschenaffen die Zukunft?

Von der EU geförderte Forscher haben ihrer Meinung nach stichhaltige Beweise dafür gefunden, dass auch nicht menschliche Arten ihre Zukunft planen, eine Eigenschaft, die bisher exklusiv dem Menschen zugesprochen wurde. Mathias und Helena Osvath von der Universität Lund in Sc...

Von der EU geförderte Forscher haben ihrer Meinung nach stichhaltige Beweise dafür gefunden, dass auch nicht menschliche Arten ihre Zukunft planen, eine Eigenschaft, die bisher exklusiv dem Menschen zugesprochen wurde. Mathias und Helena Osvath von der Universität Lund in Schweden haben ihre Erkenntnisse in der Zeitschrift Animal Cognition veröffentlicht. Der Zeitschrift zufolge "liefert diese Studie erstmals stichhaltige Beweise für fortgeschrittene Planungsfähigkeiten bei nicht menschlichen Spezies." In der Studie lockten die Forscher die Menschenaffen mit einem Wunschobjekt, um zu sehen, ob die Tiere auf diese sofortige Befriedigung verzichten würden, wenn sie dafür ein Werkzeug erhielten, das sie in entfernter Zukunft für ein anderes Wunschobjekt nutzen könnten. Dies war wichtig, denn wenn die Studie zeigen sollte, ob die Individuen wirklich für die Zukunft planten, mussten sie den Drang nach sofortiger Befriedigung zugunsten der Motivation, eine andere Befriedigung in Zukunft zu erhalten, überwinden. Neben einer Kontrollgruppe nahmen zwei Schimpansen und ein Orang-Utan an der Hauptstudie teil, die in der Primatenforschungsstation der Universität Lund und im Furuvik-Zoo in Schweden leben. Die zwei Schimpansenweibchen, Linda und Maria Magdalena, waren 22 und 6 Jahre alt, während das Orang-Utan-Männchen Naong 12 Jahre alt war. Ihnen wurde gezeigt, wie sie einen Schlauch benutzen können, um die bei Menschenaffen beliebte Fruchtsuppe zu erhalten. Anschließend wurde ihnen dann neben dem Schlauch ihr Lieblingsobst angeboten, um ihre Fähigkeit zu testen, auf die sofortige Belohnung (Lieblingsobst) zugunsten eines Hilfsmittels (Schlauch) zu verzichten. Dieses würde ungefähr 70 Minuten später zu einer größeren Belohnung in Form der Fruchtsuppe führen. Das Ergebnis der Studie zeigte, dass die Menschenaffen den Schlauch häufiger wählten als ihr Lieblingsobst. Die Forscher schlossen daraus, dass die Menschenaffen in der Lage sind, eine Wahl zugunsten eines zukünftigen Bedürfnisses zu treffen, selbst wenn sie eine mögliche sofortige Belohnung verhindert. Es wurde allgemein angenommen, dass die Planung für zukünftige Bedürfnisse eine ausschließlich menschliche Eigenschaft sei. Leider war es sehr schwierig, eine ähnliche Zukunftsplanung bei nicht menschlichen Spezies zu beobachten, und bis heute wurde nur begrenzt zu dieser Hypothese geforscht. Als Ergebnis dieser Studie konnten Mathias und Helena Osvath allerdings "den Schluss ziehen, dass dem Menschen eigene Fähigkeiten sich viel früher entwickelt haben als bisher angenommen." Die Forscher stellen aber schnell klar, dass sie nicht behaupten, die Planungsfähigkeiten von Menschen seien mit denen anderer großer Menschenaffen identisch, es ginge vielmehr darum, dass es bei der Fähigkeit, zukünftige Bedürfnisse vorauszusehen, keinen evolutionären Sprung gäbe. Die EU-Mittel für diese Arbeit stammten aus dem Projekt SEDSU ("Stages in the evolution and development of sign use"), das unter der NEST-Maßnahme ("Neue und sich abzeichnende wissenschaftliche und technologische Entwicklungen") des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wird.

Länder

Schweden

Verwandte Artikel