CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-02

Article available in the following languages:

Intuition lässt sich trainieren

Ob sich die Intuition nun durch Erfahrung weiterentwickelt und die Entscheidungsfindung beeinflusst, ist im Labor schwer zu messen. Forscher vom University College London (Vereinigtes Königreich) und von der Université Pierre et Marie Curie (Frankreich) haben jetzt eine ausgek...

Ob sich die Intuition nun durch Erfahrung weiterentwickelt und die Entscheidungsfindung beeinflusst, ist im Labor schwer zu messen. Forscher vom University College London (Vereinigtes Königreich) und von der Université Pierre et Marie Curie (Frankreich) haben jetzt eine ausgeklügelte Methode entwickelt, um das Bewusstsein zu bewerten. Sie konnten auch nachweisen, dass im Gehirn ein subliminales instrumentales Lernen (bei dem das Verhalten durch Konsequenzen verändert wird) stattfindet, und zwar ohne bewusste Steuerung. Die teilweise von der EU finanzierte Studie wurde am 28. August in der Zeitschrift Neuron veröffentlicht. Die Behauptung, dass die Intuition die Entscheidungsfindung einer Person effektiver leiten kann als bewusstes Argumentieren, ist nicht völlig unbegründet. Man kann zum Beispiel unterschwellige Signale aufnehmen, die beständig mit bestimmten Situationen und Folgen assoziiert werden, und somit aus unbewussten Signalen lernen. Die Autoren der aktuellen Studie führen das Beispiel einer Ärztin an, die ihre therapeutischen Entscheidungen im Laufe der Zeit verbessert hat, indem sie lernte, unterschwellige Signale ihrer Patienten mit Behandlungsergebnissen zu assoziieren. Ein anderes Beispiel war ein Pokerspieler, der sein Spiel verbesserte, indem er lernte, finanziellen Gewinn mit den unterschwelligen Signalen seiner Gegenspieler zu verbinden. Subliminales unterstützendes Lernen wird normalerweise mit dem ventralen Striatum des Gehirns in Verbindung gebracht, das Informationen zu Belohnungen verschlüsselt. Dr. Pessiglione und seine Kollegen nahmen an, dass "Abläufe im Zusammenhang mit striatalem Lernen nicht bewusst erfassbar sind, aber trotzdem die Entscheidungsfindung beeinflussen". Mithilfe von Wahrnehmungsmaskierung in Verbindung mit Computermodellierung und funktionellem magnetischem Resonanzimaging (fMRI) untersuchten sie Probanden bei subliminalen Konditionierungstests. Sie fanden heraus, dass visuelle belohnende Hinweise die Wahl von Verhaltensweisen beeinflussen können, und identifizierten Gehirnschaltkreise, die mit subliminaler instrumenteller Konditionierung in Verbindung stehen. Bei einer verbesserten Wahrnehmungsmaskierungstechnik wurden den Probanden für eine sehr kurze Zeit (33 oder 50 Millisekunden) neue, abstrakte Bilder gezeigt. Diese Bilder waren so maskiert, dass sie nicht bewusst wahrgenommen werden konnten. Um nun zu testen, ob die Personen bewusst den Inhalt der Bilder kannten, wurden ihnen zwei Bilder gleichzeitig gezeigt. Dann wurden sie gefragt, ob sie sich voneinander unterschieden. In ungefähr der Hälfte der Fälle rieten sie richtig (das gleiche Ergebnis wie bei einem Glücksspiel). Nach der Studie konnten die Probanden die Bilder jedoch nicht beschreiben; als man ihnen die Bilder zeigte, waren sie überrascht und sich nicht bewusst, sie jemals vorher gesehen zu haben. Dies zeigte, dass sie während der Studie keine vorgefasste Vorstellung hatten, wie die Bilder aussehen könnten. Den Forschern zufolge war dies eine wesentliche Eigenschaft des Versuchsaufbaus. Nachdem sichergestellt wurde, dass die Probanden die maskierten Hinweise nicht bewusst sehen konnten, führten sie eine subliminale Konditionierungsaufgabe mit derselben Maskierungsmethode aus. Diesmal ging es um Geld. Man zeigte ihnen maskierte Hinweise (Bilder, die auf einem Bildschirm für 33 oder 50 Millisekunden zwischen zwei anderen Bildern angezeigt wurden) und stellte sie dann vor die Wahl: Sie konnten entweder einen Knopf drücken oder nichts tun. Ihnen wurde gesagt, dass eine Reaktion sicher sei (man gewinnt oder verliert nichts), während die andere ein Risiko enthielt (man gewinnt oder verliert 1 GBP oder erhält nichts). Außerdem erfuhren Sie, dass die Folge der Auswahl der riskanten Reaktion von dem maskierten Bild abhinge. Man ermutigte Sie, ein Risiko einzugehen, wenn sie das Gefühl hatten, die Dinge würden gut für sie laufen. Die Personen wurden dann eingehend über ihre visuelle Wahrnehmung und ihre Reaktionsstrategie befragt. Weiterhin sollten sie die Bilder, die jetzt unmaskiert waren, ihrer Präferenz nach zuordnen. Sie zeigten eine signifikante Präferenz für die "belohnenden" Bilder (Gewinn) und eine niedrige Einstufung für "bestrafende" Bilder (Verlust), was darauf hindeutet, dass ihre Präferenzen durch unbewusstes Training beeinflusst waren. Während der unbewussten Konditionierungsaufgabe wurde die Gehirnaktivität der Versuchspersonen mithilfe von fMRI aufgenommen. Dieses funktionelle Neuroimaging zeigte, dass "die Reaktionen des ventralen Striatums von der ersten auf die zweite Hälfte der Konditionierungssitzung für belohnende Hinweise zunahmen und für bestrafende Hinweise abnahmen". Sie Wissenschaftler bemerkten eine bilaterale Aktivität im ventralen Striatum, die bezeichnenderweise mit der Reaktion der Person auf Bestrafung und Belohnung übereinstimmte. Die Studie zeigte, dass unterschwellig erhaltene Belohnungen und Bestrafungen das Verhalten und die Präferenzen für Dinge, die nicht bewusst wahrgenommen werden können, beeinflussen können. Die Forscher hoffen, dass ihre Methode auf Untersuchungen der Gehirnmechanismen von Patienten mit neurologischen oder psychiatrischen Problemen angewendet werden kann. Die Studie wurde zum Teil mit einer Beihilfe des Marie-Curie-Programms der EU für innereuropäische Forschungsstipendien gefördert.

Länder

Frankreich, Vereinigtes Königreich

Verwandte Artikel