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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Leichter aufwachen mit dem Mobiltelefon

Finnische Forscher haben eine neue Technik für Mobiltelefone zur Erkennung und Diagnose von Schlafstörungen entwickelt. Der "intelligente Wecker", der die Benutzer sanft aus ihrem Schlaf holt, ist im Handel erhältlich. Schlafstörungen sind in der einen oder anderen Form rech...

Finnische Forscher haben eine neue Technik für Mobiltelefone zur Erkennung und Diagnose von Schlafstörungen entwickelt. Der "intelligente Wecker", der die Benutzer sanft aus ihrem Schlaf holt, ist im Handel erhältlich. Schlafstörungen sind in der einen oder anderen Form recht häufig anzutreffen. Bei einigen können sie gar die normale physische, mentale oder emotionale Funktionsweise beeinträchtigen. Zu den am meisten verbreiteten Schlafstörungen zählen Hyposomnie, Bruxismus (Knirschen oder Zusammenbeißen der Zähne im Schlaf), Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, flache oder langsame Atmung im Schlaf, Pavor (Angst im Schlaf), periodische Bewegungsstörungen der Gliedmaßen (z.B. unwillkürliches Treten oder unruhige Beine), Schlafwandeln und Jetlag. Diese Symptome können von den verschiedensten Dingen ausgelöst werden. Hierzu zählen Änderungen im Lebensstil (z.B. Schichtarbeit), Sorgen, Schmerzen, Geräusche, Inkontinenz, bestimmte Medikamente, hormonelle Störungen, prämenstruelle Spannungen oder Alkoholismus. Für die Diagnose von Schlafstörungen sind umfangreiche Tests, die gewöhnlich in Schlafkliniken in Form von Testreihen durchgeführt werden, aber auch das Führen eines "Schlaftagebuchs" erforderlich. Der Ablauf solcher Tests kann viel Zeit und Kosten in Anspruch nehmen. Schlafstörungen können ernste Auswirkungen haben: Jüngste Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass bei einem Nachtschlaf von weniger als fünf Stunden ein erhöhtes Bluthochdruckrisiko besteht. Da herkömmliche Diagnosemethoden jedoch umständlich und teuer sind, versuchen die meisten Menschen mit Schlafstörungen einfach, mit dem Problem zu leben. Eine Möglichkeit zur Verringerung der Belastung, die durch Schlafstörungen verursacht wird, ist ein sanftes Aufwachen. Aus Studien geht hervor, dass der Wecker am besten dann klingeln sollte, wenn die jeweilige Person "fast wach" ist - was ihren natürlichen Schlafrhythmus betrifft. Zu dem Zeitpunkt sind Körper und Gehirn bereit zum Aufwachen, sodass genau dann der Wechsel vom Schlaf- in den Wachzustand am wenigsten stört. Die Forscher konzentrierten sich bei ihrer Arbeit auf diesen Teil des Schlafzyklus und entwickelten eine sogenannte "Wachrufuhr" (Arousal clock) - im Unterschied zum Wecker. Forscher der Technischen Universität Tampere und der Universität Helsinki, beides finnische Hochschulen, verwendeten ein einfaches Mikrofon, das auch in den meisten Mobiltelefonen eingebaut ist, und nahmen damit über einen Zeitraum von 6 Monaten die Bewegungen von 80 Testpersonen auf, die sie anschließend analysierten. Sie fanden heraus, dass mit ihrer Technik die Ruhe- und Bewegungsphasen in einem gewöhnlichen Schlafzimmer analysiert werden können. Dr. Tapani Salmi von der Technischen Universität Tampere erklärt: "Schon bald hatten wir erkannt, dass ein gewöhnliches Mikrofon sehr leicht auf die Töne und Geräusche reagiert, die in der Nacht durch Bewegungen im Bett verursacht werden. Jeder hat schon einmal gehört, wie es bei einem Anruf klingt, der versehentlich von einem Mobiltelefon in einer Tasche ausgelöst wird." Der neue Wecker wurde in ein Mobiltelefon integriert. Die betreffende Person stellt die gewünschte Weckzeit ein und legt das Telefon dann in ihre Nähe (gewöhnlich unter das Kissen). Das Telefon analysiert so die "nächtlichen Bewegungsgeräusche" des Besitzers. Ab einem Zeitraum von zwanzig Minuten vor der eingestellten Weckzeit ermittelt das Telefon, wann von dem Besitzer seine typischen "Fast-wach-Geräusche" zu hören sind und gibt dann ein sanftes Wecksignal ab. Die "Wachrufuhr" ist weniger belastend als ein herkömmlicher Wecker. Aus der Analyse von Schlaftagebüchern geht zudem hervor, dass sich der Einsatz des neuen Geräts noch eine Woche später positiv auf die Testpersonen ausgewirkt hatte. Dr. Salmi berichtet, dass der regelmäßige Gebrauch der Uhr "dabei hilft, die innere Uhr im Gehirn an den richtigen Schlafrhythmus zu gewöhnen." Schläft die betreffende Person ruhig, wird vor der eingestellten Weckzeit kein Signal abgegeben. Jemand, der sich in der Tiefschlafphase befindet, missbilligt nämlich jeden Weckruf, mag er auch noch so sanft sein. Die Bewegungsanalyse wird häufig zusammen mit anderen Schlafdiagnosemethoden verwendet, um Schlafstörungen zu erkennen; das Neue an der finnischen Studie war der Einsatz kabelloser Technik. Da das Gerät nicht am Körper des Patienten befestigt wird, wurde der Schlaf der Testperson auch nicht durch den Vorgang der Bewegungsanalyse gestört. Mit der neuen Technik können mehrere ganznächtliche Aufnahmen gemacht werden, sodass sie für die Analyse der Schlafmuster einer Person über mehrere Tage eingesetzt werden kann. Wichtig dabei ist, dass sie auch in solchen Gegenden zur Diagnose von Schlafstörungen verwendet werden kann, wo es keine Schlafkliniken gibt. Im Vergleich zu den herkömmlichen Testanordnungen, die in Schlafkliniken eingesetzt werden, ist die neue Technik praktisch und kostengünstig. Dr. Salmi und seine Kollegen hoffen, dass ihre Technik auch zur Überwachung anderer Aspekte des Schlafs angewandt werden kann, wie z.B. für das Schnarchen, das Schlafapnoe-Syndrom oder das Restless-Legs-Syndrom. Die Forscher geben allerdings zu bedenken, dass es sich bei ihrem Produkt mit dem Namen HappyWakeUp um kein medizinisches Produkt handelt und dass es keine Methode zur Behandlung einer bestimmten Krankheit ist. Sie heben hervor, dass es wichtig ist, bei schlafgebundenen Erkrankungen bzw. Symptomen einen Arzt zu konsultieren.

Länder

Finnland

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