Wiederverwendung von Grauwasser senkt Trinkwasserverbrauch
Der Klimawandel und die wachsende Weltbevölkerung belasten die weltweite Wasserversorgung immer stärker. Laut der WHO sind bereits vier von zehn Menschen auf der Erde von Wasserknappheit betroffen. Als eine von vielen Initiativen für eine bessere Wasserbewirtschaftung haben die Vereinten Nationen eine Zielvorgabe von nur noch 119 Liter häuslichem Wasserverbrauch pro Person ausgegeben. Aktuell liegt der Branchendurchschnitt bei 141 Litern. Im EU-finanzierten Projekt Aqua Gratis wurde eine einfache und günstige Lösung gefunden, die 30 % weniger Wasserverbrauch im Haushalt ermöglichen soll und damit die Ziele der UN übertrifft. Die „Grauzone“ nutzen Grauwasser ist Abwasser aus der Badewanne oder der Dusche, das nicht mit Abwasser aus der Toilette/Schwarzwasser verschmutzt ist. Die innovativen Forscher von Aqua Gratis wollten dieses Wasser wiederverwenden, um das Wasserversorgungsproblem anzugehen und gleichzeitig die Abwassermengen aus den Haushalten, die aufbereitet werden müssen, zu senken. Sie haben ein neuartiges Wasseraufbereitungssystem mit drei Tanks entwickelt, das in der Wand hinter einer Toilette im Erdgeschoss eingebaut werden kann. Durch die Schwerkraft fließt das Grauwasser durch bestehende Rohre im Haus zu dieser Toilette. Dank des Designs mit mehreren Tanks können sich Rückstände absetzen und schwimmende Schmutzstoffe werden abgefangen. Außerdem wird das Wasser mit einem organischen Biozid behandelt, um Geruchsbildung zu verhindern und die Umwelt vor scharfen Chemikalien wie Bleichmitteln zu schützen. Projektkoordinatorin Carolyn Hogg ergänzt: „Wir bauen innovative, innenliegende, selbstreinigende Rückspülfilter ein, und liegen bei der Wasserqualität damit weit über der britischen Norm BS8525.“ Da das System abgedichtet und in der Wand verborgen ist, sind die Geräusche vom Wasserfluss nur minimal. Intelligente Verbrauchserfassung steigert die Effizienz der Wassernutzung weiter und spart Kosten. Und schließlich wird das jährliche Wartungsprogramm von einer Möglichkeit zur Fernüberwachung unterstützt. Aqua Gratis, so der Name des Systems, kann in einem Haus bis zu vier Toiletten mit Wasser versorgen, sodass kein Trinkwasser mehr für die Spülung eingesetzt werden muss. Auf dem europäischen Markt gibt es aktuell kein vergleichbares Produkt. Wohnungen, Gewerberäume und mehr Das Konsortium von Aqua Gratis plant Installationen in neu gebauten Wohnhäusern, sodass grundsätzlich Kosten für eine mögliche Nachrüstung reduziert werden. Die Kosten liegen für Neubauten schätzungsweise bei weniger als 1 000 EUR und werden sogar noch sinken, wenn die Produktionsmenge steigt. „Das Geniale ist die Einfachheit des Designs – ein System, das hervorragend funktioniert und leicht herzustellen ist, sodass es von Anfang an für die Massenproduktion geeignet ist“, betont Hogg. Aqua Gratis ist aber nicht nur gut für Einzelnutzer, die Entwickler und die Umwelt, sondern auch für die Wasserwirtschaft. Westliche Zulassungsbehörden haben seit Kurzem den Druck auf Wasserversorger erhöht, endlich das Problem der Wasserknappheit anzugehen. Diese Wasserversorger werden von Aqua Gratis deutlich profitieren. Die Behörden Ofwat haben zum Beispiel unter den 22 englischen Wasserversorgern, die in England und Wales tätig sind, die erfolgreichen Geschäftsmodelle der drei führenden Unternehmen finanziell belohnt und die vier Letztplatzierten über ihre schlechte Position informiert. Zu den Maßnahmen gehören Innovation und Reduktion beim Pro-Kopf-Verbrauch. Nach einem erfolgreichen Markteintritt im Bereich der Neubauten wird Aqua Gratis wohl auch im Gewerbeimmobilienmarkt und im Bereich Nachrüstung einsteigen. Als Nebenprodukt ist ein kleineres Modell für den Markt der „Kapselhotels“ entstanden, das fabrikseitig in vorgefertigte Badezimmer integriert und dann modular vor Ort eingebaut wird.
Schlüsselbegriffe
Aqua Gratis, Toilette, Abwasser, Haushalt, Wasserverbrauch, Grauwasser, Recycling, Nachrüstung, Biozid, Mehrfachtank
