Gentests prognostizieren Erfolg einer Brustkrebsbehandlung
Bisher war die klinische Pathologie – also Aussagen über Hormonrezeptorstatus, Alter, Tumorgröße, Grad und Lymphknotenbeteiligung – der entscheidende Faktor für die ärztliche Therapiewahl bei Brustkrebs. Basierend darauf empfehlen aktuelle Leitlinien nach der operativen Entfernung invasiver Tumoren eine adjuvante Therapie, was jedoch keine Rückschlüsse auf das Rezidivierungsrisiko bei über- oder unterbehandelten Patientinnen zulässt. Prognose des Rezidivrisikos anhand des genetischen Profils Um diese Problematik zu lösen und die klinische Entscheidungsfindung zu vereinfachen, suchte das EU-finanzierte Projekt MammaPrint über genomweite Analysen nach einer molekularen Signatur für ein erhöhtes Rezidivrisiko. „Die Arbeitshypothese von MammaPrint lautete, dass die regulatorischen genetischen Signalwege im Tumor dessen Wachstum und Krankheitsverlauf beeinflussen“, erklärt Dr. Sari Neijenhuis, Projektkoordinatorin und medizinische Direktorin bei Agendia. Damit könnten zusätzlich zur klinischen Standardpathologie künftig auch Expressionsprofile zur Prognose des Krankheitsverlaufs und des Ansprechens auf die Therapie ausgewertet werden. Agendia, eine Ausgründung des Netherlands Cancer Institute, führte genomweite Analysen an 25 000 Genen unbehandelter primärer Brustkrebsbiopsien durch und verglich dann die Genexpressionsprofile von Patientinnen mit und ohne Fernmetastasierung innerhalb der darauffolgenden fünf Jahre. Damit wurden 70 Gene identifiziert, um Patientinnen mit hohem Risiko auf eine Metastasierung von Patientinnen zu unterscheiden, deren Metastasierungsrisiko so niedrig war, dass eine Chemotherapie keine klinische Verbesserung bringen würde. „Das Ziel ist, alle Brustkrebspatientinnen im Frühstadium zu testen und damit genau zu bestimmen, ob eine adjuvante Chemotherapie sinnvoll wäre“, fährt Dr. Neijenhuis fort. Der MammaPrint-Test zeigt im Wesentlichen das Expressionsprofil dieser Signatur aus 70 Genen und prognostiziert über spezifische Algorithmen das spätere Rezidivrisiko als Basis für eine gute oder schlechte Gesamtprognose. Beleg des klinischen Nutzens von MammaPrint Um die prognostische Genauigkeit und den prädiktiven Wert des MammaPrint-Tests für die Vorhersage des 5- und 10-jährigen rezidivfreien Überlebens zu bewerten, erfolgte eine retrospektive Analyse an einer postmenopausalen Brustkrebspopulation aus den klinischen Studien „ABCSG 8“ und „STO High Risk Trial“. Zudem zeigte die in Deutschland, der Schweiz und Österreich durchgeführte prospektive Studie PRIMe, dass ein medizinischer Präzisionsansatz, der genomische, klinische und pathologische Faktoren kombiniert, wichtig für die therapeutische Entscheidungsfindung ist. Laut Dr. Neijenhuis „ergänzten sich die Ergebnisse der drei Studien. Damit konnten der Nutzen einer Chemotherapie bei MammaPrint-Hochrisikopatientinnen genauer eingeschätzt und Veränderungen beim Krankheitsmanagement anhand der Werte von MammaPrint unter realen Bedingungen bewertet werden.“ Die Korrelation mit den Ergebnissen des MammaPrint-Tests war sehr hoch, was die Unterstützung verdeutlicht, welche den Patientinnen damit bei der Entscheidungsfindung angeboten wird. Die Zukunft der Präzisionsonkologie Der MammaPrint-Test kann Tausenden von Frauen europaweit zugute kommen, da unnötige Chemotherapien und deren toxische Nebenwirkungen risikofrei vermieden werden. Da der klinische Nutzen bereits in mehreren europäischen Märkten bestätigt ist, verstärken und beschleunigen die Partner nun ihre Bemühungen, den Test auch in anderen Ländern und Regionen weltweit anzubieten. Mehrere internationale und nationale klinischen Leitlinien geben Empfehlungen für MammaPrint, da genetische Tests die personalisierte Behandlung fördern. Vor allem könnte die Präzisionsonkologie in der zukünftigen klinischen Praxis ein kostengünstigerer Ansatz für die Behandlung von Brustkrebs sein.
Schlüsselbegriffe
MammaPrint, Gen, Brustkrebs, Rezidiv, Metastasierung, Chemotherapie, Genom