Kommission schlägt europaweites Metrologie-Forschungsprogramm vor
Die Europaische Kommission hat einen Vorschlag fur ein gemeinsames europaisches Metrologie-Forschungsprogramm vorgelegt (European Metrology Research Programme, EMRP). Die Metrologie, die Wissenschaft des Messens, findet in verschiedenen Fachgebieten wie im Gesundheitswesen, in Energie-, Umwelt- und Sicherheitsbereichen sowie bei der Entwicklung neuer Technologien Anwendung. Sie spielt gleichwohl eine wichtige Rolle bei der Unterstutzung der Standardisierung sowohl in Europa als auch weitweit. Das vorgeschlagene EMRP wurde nach Artikel 185 des EG-Vertrags 22 nationale Metrologie-Forschungsprogramme aus ganz Europa zusammenbringen. Initiativen nach Artikel 185 gestatten es der Europaischen Kommission, finanziell an Forschungsprogrammen teilzunehmen, die gemeinsam von einer an den Forschungs-Rahmenprogrammen beteiligten Anzahl von Landern ubernommen werden. EMRP wird mit Mitteln von 400 Millionen Euro finanziert werden; die Halfte davon tragen die beteiligten Lander bei und die andere Halfte kommt von der Europaischen Kommission. Die Arbeit des Programms wird von der Vereinigung der Europaischen Metrologischen Institute EURAMET (European Association of National Metrology Institutes) koordiniert werden, die die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Metrologieinstituten in Europa uberwacht. Letztes Jahr veroffentlichte die europaische Forschungsgemeinschaft fur Metrologie einen Entwurf eines Arbeitsprogramms, das die "gro?en Herausforderungen" darlegte, denen sich die Metrologie von heute in den Bereichen Gesundheit, Energie, Umwelt und neue Technologien stellen muss. "Die Metrologieforschung in Europa ist in diesen Bereichen bislang eher bruchstuckhaft und noch nicht strategisch koordiniert gewesen", hei?t es in dem Programm. Im Gesundheitssektor kann die Metrologie einen Beitrag zum Projekt des "virtuellen Menschen" leisten, einem Modell der menschlichen Anatomie, das zum Beispiel als ein umfassendes Bezugsnormal fur die Hersteller medizinischer Instrumente dient. Die Metrologie kann auch zur Anwendung kommen, um die qualitative Diagnostik einschlie?lich bildgebender Verfahren und der Mikroskopie zu verbessern. Auf dem Gebiet der Umwelt beziehen sich die dringendsten Forschungsfragen auf die Entwicklung von uberpruften Messverfahren sowie von Sensoren und Messstandards zur Uberwachung der Klimaanderung und der Umsetzung des Kioto-Protokolls sowie zur Sicherung der effizienten und nachhaltigen Nutzung von Ressourcen. Metrologen spielen unter anderem in der Nanotechnologie eine Hauptrolle bei der Entwicklung von Verfahren zur Messung von Strecken in der Gro?enordnung unterhalb eines Nanometers. Die Sicherheitsforschung ist gleichsam auf die Metrologie angewiesen, so zum Beispiel bei der Entwicklung von Detektoren fur Sicherheitsanwendungen wie bei der Erfassung von Toxinen in der Atmosphare und bei der Erfassung anderer gefahrlicher Materialien im Bereich von Grenzwerten. Gegenwartig wird die Metrologieforschung in Europa durch ein ERA-NET-Projekt mit der Bezeichnung iMERA-Plus koordiniert. Die Initiative nach Artikel 185 wurde diese vorhandene Zusammenarbeit erweitern und vertiefen. Das Europaische Parlament und die europaischen Forschungsminister werden nun den Vorschlag der Kommission diskutieren. Bisher wurden zwei Initiativen nach Artikel 185 offiziell genehmigt; das Programm "Ambient Assisted Living" (AAL, ein Forschungsprogramm fur intelligente Wohnumgebungen), das darauf abzielt, die Lebensqualitat alterer Menschen durch den Einsatz von Informations- und Kommunikations-Technologien (IKT) zu verbessern; und das EUROSTARS-Programm, das kleinen und mittleren Forschungsunternehmen (KMU) hilfreich zur Seite stehen soll. Die Kommission wird 2009 eine weitere Initiative zur Ostsee vorschlagen.