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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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GAPP untersucht Zusammenhang zwischen Geschlecht und wissenschaftlicher Laufbahn

Spielt das Geschlecht bei der Entscheidung für eine berufliche Laufbahn in Wissenschaft und Technik (WuT) eine Schlüsselrolle? Um dieser brennenden Frage nachzugehen, wurden dem GAPP-Projekt ("Gender awareness participation process") unter dem Sechsten Rahmenprogramm der EU (R...

Spielt das Geschlecht bei der Entscheidung für eine berufliche Laufbahn in Wissenschaft und Technik (WuT) eine Schlüsselrolle? Um dieser brennenden Frage nachzugehen, wurden dem GAPP-Projekt ("Gender awareness participation process") unter dem Sechsten Rahmenprogramm der EU (RP6) Fördergelder in Höhe von 808.380 Euro zur Verfügung gestellt, damit die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Entscheidung für eine wissenschaftliche Laufbahn untersucht werden. Die Projektergebnisse wurden am 4. November auf der GAPP-Abschlusskonferenz in Brüssel vorgestellt. Die Erkenntnisse aus zwei Jahren Projektarbeit legen nahe, dass es keine maßgeblichen Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt, was die Wahl der Ausbildung und die Beschäftigungsmöglichkeiten betrifft. Die Partner äußerten jedoch ihre Besorgnis darüber, dass Schüler keine eindeutige Vorstellung von den realen Möglichkeiten auf dem Markt haben. Ihre Annahmen stützen sie auf ihre Erfahrungen mit Unterrichtsfächern und Versuchen in der Schule, fanden die Forscher heraus. Jedoch machten die Projektteilnehmer den Forschern gegenüber deutlich, dass sie gern mehr über Berufe in Wissenschaft und Technik erfahren würden. "Die Teilnehmer erzählten uns, wie wichtig die Praxis in diesem Bereich ist, und konnten eine starke Verbindung zwischen Wissenschaft und Technik und der Realität erkennen", heißt es in einer Erklärung. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse auch darauf hin: Je jünger jemand bei seinen ersten Erfahrungen mit Wissenschaft und Technik ist, desto besser. Den Rückmeldungen der Schüler zufolge ist Wissenschaft einerseits interessant, herausfordernd und macht Spaß. Andererseits sei Wissenschaft als Schulfach langweilig, kompliziert und anstrengend. Aus den Ergebnissen geht weiterhin hervor, dass es im Hinblick auf Beschäftigungsmöglichkeiten keine großen geschlechtsspezifischen Unterschiede gibt. Was die Partner allerdings feststellen konnten, war ein "Generationsunterschied" in Bezug auf die Einstellung zu Genderfragen. Zu geschlechtsspezifischen Begrenzungen oder Beschränkungen für junge Frauen gab es kein Einvernehmen, aber weibliche Lehrer (ohne die junge Generation) schienen die gleiche Meinung zu einer "Gender-Ordnung" zu vertreten, in der Frauen noch immer gegen Klischees kämpfen und gleichzeitig Karriere und Familie unter einen Hut bringen müssen. Das Projekt wurde von Institutionen und Wissenschaftszentren durchgeführt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Wissenschaft durch leicht zugängliche, interaktive Ausstellungen und Programme zu vermitteln. Die Forschungsinstitutionen konzentrierten sich dabei auf drei Hauptarten von Aktivitäten: qualitative Forschung, Mitmach-Workshops, auf denen Schüler und Experten aus Wissenschaft und Technik zusammengeführt werden, und Pilotmaßnahmen. Die GAPP-Partner erklärten, dass in der ersten Phase dieses Projektes die qualitative Forschung im Mittelpunkt stand. In dieser Phase stellte das Team 64 Schwerpunktgruppen auf. Die Gruppen untersuchten daraufhin, wie die Haltung der Menschen der Wissenschaft und einer wissenschaftlichen Laufbahn gegenüber ihr Interesse, ihre Motivation und die Wahl dieser Themen in Schule, Universität und Berufsleben beeinflusst. Die Studie belegt, dass Mädchen dazu neigen, den sozialen Ergebnissen von Wissenschaft und Technik (d.h. Fragen der Gesundheit) mehr Gewicht zu verleihen, jedoch kritischer im Hinblick auf die zeitgenössische Wissenschaft sind, wohingegen sich Jungen mehr vom Erfolg leiten lassen, den sie bei führenden männlichen Wissenschaftlern oder Technologie-Unternehmern gesehen haben. Auch Lehrer, Eltern und persönliche Interessen sind für die Richtung verantwortlich, die Schüler in beruflicher Hinsicht einschlagen. Ein weiterer Aspekt, der die Haltung gegenüber Wissenschaft und Technik und die auf diesem Gebiet zu treffenden Entscheidungen beeinflusst, ist die Tatsache, dass Wissenschaftler immer mit dem männlichen Geschlecht assoziiert werden. Auch mit 60 Meinungsführern wie Wissenschaftlern, Politikern und Experten in Genderfragen wurden Interviews geführt. In der zweiten Phase des Projektes wurden Workshops zur "Open space technology" veranstaltet. "Die Partner konnten die Ideen, Interessen [und] Belange der jungen Generation, insbesondere der jungen Frauen, aber auch der Wissenschaftler, Lehrer und Eltern ermitteln, was ein naturwissenschaftliches oder technologisches Studium und die damit verbundene berufliche Laufbahn betrifft", so die Forscher. In der darauf folgenden Phase lag der Schwerpunkt auf der Umsetzung von Pilotmaßnahmen. Beispielsweise stellte man in Dänemark Schülern und Eltern zu Motivationszwecken Vorbilder vor und animierte sie zu Gruppendiskussionen, in Italien arbeitete man in wissenschaftlichen und technologischen Laboratorien und in Portugal wurde ein Wissenschaftler-Blog eingerichtet. In Belgien trafen Schüler auf Wissenschaftlerinnen und konnten sich mit ihnen austauschen, in den Niederlanden wurde ein Film-Wettbewerb für junge Leute veranstaltet und in Polen wurde ein Film über das Leben zweier Nachwuchswissenschaftler produziert. Insgesamt waren 6 Länder, 26 Forschungsinstitute, 40 Forscher, 1.817 Schüler aus verschiedenen Schulen, 87 Lehrer und 207 Eltern an dieser Phase beteiligt. In der letzten Phase wurden diese Pilotmaßnahmen ausgewertet. Den Partnern zufolge waren die Maßnahmen "für alle Teilnehmer ein großer Erfolg", und sie fügten hinzu: "Die Vorstellung der Schüler darüber, was sich hinter einem Wissenschaftler [...] verbirgt und was er macht, hat sich maßgeblich geändert." Sowohl von den Forschern als auch von den Lehrern ging eine große Resonanz zu den Pilotmaßnahmen aus, und viele Schüler äußerten ihr unbedingtes Interesse an der Fortführung dieser Maßnahmen. Die Arbeit hat viel versprechende Ergebnisse geliefert, denn die Schüler konnten ihre Vorstellung von einem Beruf in Wissenschaft und Technik revidieren. Neue schulische Aktivitäten auf den Weg zu bringen und die Schüler zu einer Teilnahme zu bewegen, könnte der richtige Weg sein, um sie auch für eine spätere berufliche Laufbahn in Wissenschaft und Technik zu begeistern. Die GAPP-Partner wiesen abschließend darauf hin, dass in der Gesellschaft, auch wenn in den vergangenen Jahren bei der Überbrückung der Kluft zwischen Männern und Frauen in Berufen dieses Bereichs einige Erfolge zu verzeichnen waren, ein Wandel stattfinden muss, um ein besseres Gleichgewicht zu gewährleisten.

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