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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Bildgebungstechnik für das Gehirn kann zur Einschätzung von Empathie verwendet werden

Können wir uns in andere Leute hineinversetzen, ohne jemals ihr emotionales Leid erfahren zu haben? Dr. Nicolas Danziger vom französischen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM) und seine Kollegen verwendeten eine neuartige Bildgebungstechnik für das Gehir...

Können wir uns in andere Leute hineinversetzen, ohne jemals ihr emotionales Leid erfahren zu haben? Dr. Nicolas Danziger vom französischen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM) und seine Kollegen verwendeten eine neuartige Bildgebungstechnik für das Gehirn, um diese wichtige Frage näher zu klären. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift Neuron veröffentlicht. Manche Menschen haben die Fähigkeit zur Nachempfindung, weil sie in der Lage sind, sich mit den Gefühlen anderer über einen Spiegelerkennungsmechanismus zu identifizieren, der auf früheren Erfahrungen beruht. Andere, die niemals dieses bestimmte Gefühl erfahren haben, können nicht direkt nachempfinden. Menschen dieser zweiten Kategorie sind abhängig von einem Inferenzprozess, der sogenannten "Perspektivenübernahme". "Patienten mit angeborener Schmerzunempfindlichkeit (congenital insensitivity to pain - CIP) bieten eine einzigartige Möglichkeit zum Testen dieses Empathiemodells durch eine Untersuchung, wie das Fehlen an eigenem Schmerzempfinden die Wahrnehmung von Schmerzen anderer beeinflussen könnte", schreibt Dr. Danziger. Vergangene Untersuchungen zur Bildgebung für das Gehirn hatten ähnliche Muster an Hirnaktivität ergeben, wenn die Menschen ihre eigenen Emotionen fühlen und die gleichen Emotionen bei anderen erkennen. 2006 wiesen Dr. Danziger und Kollegen in einer Untersuchung nach, dass CIP-Patienten den Schmerz anderer bei Nicht-Vorhandensein emotionaler Zeichen unterschätzen und dass ihre Bewertungen für Schmerz stark an "interindividuelle Unterschiede" im Empathiemerkmal gekoppelt sind. Für die aktuelle Untersuchung verwendeten die Forscher ereignisbezogene funktionelle Kernspintomografie (fMRI) zur Einschätzung der Hirnaktivität hinsichtlich Empathie für Schmerz in einer Probe mit 13 CIP-Patienten und einer Kontrollgruppe mit 13 gesunden Teilnehmern. Die Forscher scannten die Teilnehmer, während sie sich Bilder von Leuten ansahen, auf denen entweder Körperteile in schmerzhaften Situationen (Experiment 1) oder Gesichtsausdrücke bei der Schmerzempfindung (Experiment 2) abgebildet waren. Jeder Teilnehmer wurde angewiesen, sich vorzustellen, wie sich die Person auf dem Bild fühlt. Die Forscher prognostizierten, dass die CIP-Patienten weniger Aktivität in den Hirnregionen zeigen würden, die angeblich an der "automatischen Resonanz" des Schmerzes anderer beteiligt sind, einschließlich des vorderen Stammlappens und der mittleren zingulären Großhirnrinde. Außerdem erwarteten sie, dass die an emotionaler Perspektivenübernahme beteiligten Hirnregionen aktiv werden, wenn die Patienten versuchen würden, eine Darstellung des von anderen erlebten Schmerzes aufzubauen. Zu diesen Gebieten gehörten die medianen Hirnstrukturen der medianen präfrontalen und hinteren zingulären Großhirnrinden. Sie beobachteten bei den CIP-Patienten auf beobachteten Schmerz normale fMRI-Reaktionen im vorderen Stammlappen und in der mittleren zingulären Großhirnrinde, die Teil der sogenannten "gemeinsamen Reflexabläufe" für den eigenen Schmerz und den anderer sind. Wie die Forscher erklärten, sieht das Empathiemerkmal bei den CIP-Patienten Reaktionen im ventromedialen präfrontalen Bereich auf sensorische Darstellungen des Schmerzes anderer sowie Reaktionen in dem hinteren zingulären Bereich auf emotionale Darstellungen des Schmerzes anderer voraus. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass CIP-Patienten stark von ihren Empathiefähigkeiten abhängen, um sich Schmerzen anderer vorstellen zu können, wenn durch eigene Schmerzerfahrung geformte funktionelle Resonanzmechanismen fehlen. Den Forschern zufolge sind die aktiv werdenden medianen Hirnstrukturen die "neurale Signatur des kognitiv-emotionalen Prozesses". Abschließend heißt es in der Studie: "Unsere Ergebnisse betonen die große Rolle der medianen Strukturen bei emotionaler Perspektivenübernahme und bei der Fähigkeit, die Gefühle eines anderen trotz des Fehlens etwaiger eigener Erfahrungen damit zu verstehen, was eine empathische Herausforderung darstellt, die häufig bei sozialen Interaktionen von Menschen auftritt."

Länder

Frankreich