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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Neuartiger kostengünstiger Bluttest auf Hepatitis C von EU-geförderten Forschern entwickelt

Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat einen neuen, genauen und preiswerten Bluttest auf Hepatitis C entwickelt, der einen wichtigen Durchbruch bei der Kontrolle der Verbreitung dieses gefährlichen Virus darstellt. Das Verfahren ist in der Fachzeitschrift PLoS Medic...

Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat einen neuen, genauen und preiswerten Bluttest auf Hepatitis C entwickelt, der einen wichtigen Durchbruch bei der Kontrolle der Verbreitung dieses gefährlichen Virus darstellt. Das Verfahren ist in der Fachzeitschrift PLoS Medicine beschrieben und ist teilweise das Ergebnis des Projekts RiViGene ("Genomic inventory, forensic markers, and assessment of potential therapeutic and vaccine targets for viruses relevant in biological crime and terrorism"), das innerhalb des Themenbereichs "Politikunterstützung" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU finanziert wurde. Schätzungsweise sind 170 Millionen Menschen weltweit mit dem Hepatitis C-Virus infiziert, der Leberzirrhose (Vernarbung) und Leberkrebs verursacht. Die Ansteckung mit dem Virus geschieht normalerweise über den Kontakt mit dem Blut einer infizierten Person, wie beispielsweise bei der Transfusion einer ungetesteten Blutkonserve oder beim Gebrauch von unzureichend sterilisierten medizinischen Instrumenten. Jahr für Jahr kommt es zu 3 bis 4 Millionen Neuinfektionen. Hepatitis C-Behandlungen sind nicht nur teuer, sondern oft auch wirkungslos. In den reicheren Ländern werden Blutspenden routinemäßig auf HCV getestet, wobei ein kommerziell patentierter Test mit der Bezeichnung RT-PCR-Assay zum Einsatz kommt. Dieses Verfahren erfasst kleine Sequenzen der RNA (Ribonukleinsäure) des Hepatitis C-Virus, die dem Virus seine Replikation ermöglichen, und sucht nach einem Teil des viralen Genoms, der sogenannten 5'-NCR. In ärmeren Ländern kann dieser Test nicht eingesetzt werden, da er weit über die den meisten Laboratorien zur Verfügung stehenden Mittel hinausgeht. Ein Test kostet über 100 US Dollar (77 Euro), davon sind allein 10 Dollar Lizenzgebühren. Außerdem variiert die Wirksamkeit eines Tests in Abhängigkeit vom Stamm (oder Genotyp) des Virus, der je nach geografischer Region verschieden ausgeprägt ist. Zur Eindämmung der Ausbreitung des HCV wäre eine routinemäßige Untersuchung des für Transfusionen vorgesehenen Bluts in den Entwicklungsländern von grundlegender Bedeutung. Um dies zu realisieren, müsste ein Test sowohl wirksam als auch erschwinglich sein. Innerhalb der aktuellen Studie suchten die Forscher nach einem neuen gangbaren Weg, um verschiedene Stämme des Virus zu identifizieren. Sie verwendeten dazu ungefähr 600 Blutproben aus dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Brasilien, Singapur und Südafrika. Den Forschern zufolge sei die Untersuchung auf alle wichtigen Stämme des Virus für jeden Einzelnen wichtig. "In Asien finden wir beispielsweise oft andere Hepatitis C-Viren als bei uns", sagt Dr. Jan Felix Drexler von der Universität Bonn. "Wenn sich aber ein Fernreisender in Thailand infiziert und später in Deutschland Blut spendet, müssen wir diese Blutproben ebenfalls sicher erkennen können." Die Forscher stellten fest, dass ein Test auf einen anderen Teil des HCV-Genoms, das "3'-X-tail-Element", bei den meisten Proben geringe Konzentrationen der viralen RNA genauestens identifizierte. Es war auch möglich, die Menge an viraler RNA in diesen Proben zu bestimmen. Das bedeutet, dass der von den Forschern entwickelte Test genauso wirkungsvoll wie die derzeit angewandten kommerziellen Tests ist. "Unser Test ist mindestens genauso empfindlich wie die beiden besten Standardverfahren", betont Professor Christian Drosten von der Universität Bonn und fügt hinzu: "Das gilt für alle Virustypen." "Das wäre ein wichtiger Durchbruch bei der Eindämmung der Krankheit", betont Dr. Drexel. "Schließlich sind Transfusionen ein wichtiger Verbreitungsweg." Das beim X-tail-Assay benutzte Protokoll ist robust, stabil, wirksam und frei verfügbar. Der Test hat das Potenzial, die Sicherheit von Blutkonserven in Entwicklungsländern wesentlich zu verbessern, da er eine preisgünstige und wirkungsvolle Alternative zu patentrechtlich geschützten HCV-Tests darstellt. In der Tat wurde der neue Test in einem brasilianischen Labor bereits mit hervorragendem Erfolg angewandt, um die virale Belastung in Blutproben von 127 Patienten zu einem Bruchteil der üblichen Kosten zu ermitteln. Derartige Messungen sind für die Überwachung des therapeutischen Erfolgs und die Reduzierung der Behandlungskosten sehr wichtig. "Wer den Test anwenden möchte, kann bei uns zudem Kontrollreagenzien erhalten", teilt Dr. Drexler mit. Die kommerziellen Anbieter machen im Gegensatz zu Drexlers Team keine genauen Angaben zur Beschaffenheit ihrer Assays. Im Rahmen des 2008 beendeten RiviGene-Projekts sollten die Genomsequenzen sicherheitsrelevanter Viren untersucht sowie einfache und robuste Identifikationsverfahren für alle viralen genetischen Signaturen entwickelt werden. Die durch das Konsortium zusammengestellten Genom-Informationen werden eingesetzt, um funktionale Aspekte der Virusbiologie zu erforschen.

Länder

Brasilien, Deutschland, Singapur, Vereinigtes Königreich, Südafrika

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