LUNA glättet Spracherkennung
"Sagen Sie 'Konto', wenn Sie mit einem Berater über Ihr Konto sprechen wollen."; "Sagen Sie 'Kreditkarte', wenn Sie mit einem Berater über Ihre Kreditkarte sprechen wollen." Kommen Ihnen diese Ansagen bekannt vor? Wenn Sie Ihre persönlichen Geschäfte telefonisch abwickeln, kennen Sie das bestimmt. Wenn die automatische Spracherkennung uns auch einiges an Zeit und Mühe erspart, so hat sie doch ihre Grenzen. Wäre es nicht wunderbar, wenn man dem Service einfach schnell und prägnant genau das mitteilen könnte, was man eigentlich will? Das innerhalb des Sechsten Rahmenprogramms der EU mit 2,61 Mio. Euro finanzierte LUNA-Projekt wird das Intelligenzniveau automatischer Systeme auf ein "Verständnis für gesprochene Sprache" (Spoken Language Understanding, SLU) anheben. Das auf drei Jahre angelegte Projekt befasst sich im Zusammenhang mit modernen Telekommunikationsdienstleistungen mit dem Verstehen spontaner Sprache in Echtzeit. Die Partner des von Silvia Mosso aus der italienischen Sprachtechnologie-Gruppe Loquendo geleiteten LUNA-Projekts streben die Schaffung eines robusten "Werkzeugsatzes" zur Erkennung natürlicher gesprochener Sprache für mehrsprachige Dienstleistungen an. Das zu entwickelnde Toolkit soll die Kommunikation zwischen Mensch und Computer zur Zufriedenheit des Nutzers verbessern. LUNA konzentriert sich auf eine Reihe von Fragen hinsichtlich der Sprachmodellierung sowie der semantischen Modellierung zum Verständnis des Sprechens; des automatischen Lernens; der für SLU geeigneten Robustheit und der multilingualen Portabilität von SLU-Komponenten. Nach Angaben der Forscher ist SLU weiter als die traditionellen IVR-Systeme (Interactive Voice Response, Spracherkennung im Dialog) fortgeschritten, die den meisten Leuten vertraut sind. Bei IVR-Systemen muss der Nutzer mit speziellen Worten oder kurzen Sätzen, die vom System angeboten werden, auf Fragen antworten. LUNA soll die vorhandenen automatisierten Telefonsysteme mit der Weiterentwicklung der Menü-betriebenen Spracherkennung hin zu einer ungezwungenen Rede und mehr spontanen Interaktionen zwischen Mensch und Maschine verbessern. Letztlich wird LUNA den Nutzern mehr sprachliche Möglichkeiten an die Hand geben. "Wir mussten zunächst viel Zeit in die Aufzeichnung spontaner Gespräche zwischen Menschen und zwischen Menschen und Maschinen investieren", verriet Silvia Mosso gegenüber IKT Ergebnisse. "Man nennt dies die Korpora, Sammlungen von Worten und Phrasen, die der Software als sprachliche Grundlage zur Verfügung stehen. Dann müssen die Forscher die Ausdrücke auf eine maschinenverständliche Weise formulieren und schließlich statistische Sprachmodelle zur Anwendung bringen", erklärte sie. "Sie können dann beispielsweise sagen 'Ich habe ein Problem mit meinem Drucker', und das wird Ihnen helfen, durch die Wahlmöglichkeiten hindurch zu gelangen." Die Forscher gehen davon aus, dass dieses System für natürlichere und reibungslosere Interaktionen zwischen Mensch und Computer sorgen wird. Die erfolgreiche Anwendung dieses Projekts wird einen schnelleren und produktiveren Umgang mit Servicezentren zulassen. "Der Vorteil dieses Arbeitsbereichs besteht darin, dass unsere Arbeit auf jedes beliebige Service- oder Hilfszentrum angewandt werden kann", ließ der Projektkoordinator wissen. "Aber wenn man die Ergebnisse in verschiedenen Bereichen einsetzen möchte, braucht man erneut eine Anfangssammlung von Gesprächen, das Korpus." Die Ergebnisse des LUNA-Projekts werden nach Angaben der Forscher garantiert in kommerzielle praktische Anwendungen umgesetzt. So haben France Telecom und das italienische CSI Piemonte (das piemontesische Konsortium für Informationssysteme) bereits Interesse bekundet. Was die Hochschulen und die Forschung betrifft, so nehmen an LUNA die RWTH Aachen, Deutschland, die Universität d'Avignon et des Pays de Vaucluse, Frankreich, die Universität Trento, Italien, das Polnisch-Japanische Institut für Informationstechnologie Warschau und das Institut für Computerwissenschaft der Polnischen Akademie der Wissenschaften teil. Nach Meinung der Forscher werden die Projektergebnisse den Wettbewerb unter den Industriepartnern ankurbeln, die in der Lage sind, sie direkt anzuwenden und in den Sprachtechnologiemarkt zu überführen. Innerhalb von LUNA ist bereits das am weitesten fortgeschrittene SLU für Italienisch und Polnisch entwickelt worden. Silvia Mosso betonte abschließend die Tatsache, dass das Team "die Systeme in den letzten Monaten des Projekts verfeinern" wird. Das Projekt endet im September 2009.