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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Weg für Test auf lebensbedrohende bakterielle Infektion frei

Forscher haben mithilfe einer EU-Finanzierung zeigen können, wie ein erst kürzlich bestimmtes Protein aus einer einfachen bakteriellen Infektion eine möglicherweise tödlich verlaufende Krankheit, die sogenannte rheumatische Herzkrankheit, machen kann. Jetzt werden die Forscher...

Forscher haben mithilfe einer EU-Finanzierung zeigen können, wie ein erst kürzlich bestimmtes Protein aus einer einfachen bakteriellen Infektion eine möglicherweise tödlich verlaufende Krankheit, die sogenannte rheumatische Herzkrankheit, machen kann. Jetzt werden die Forscher ihr neu erworbenes Wissen zur Entwicklung eines Testsystems einsetzen, mit dem die Bakterie ermittelt werden kann, wenn die Infektion sich noch im Anfangsstadium befindet. Die Arbeit, die im frei zugänglichen Journal PLoS (Public Library of Science) ONE veröffentlicht wurde, wird durch das Projekt ASSIST ("Comprehensive approaches to understand streptococcal diseases and their sequelae to develop innovative strategies for diagnosis, therapy, prevention and control") unterstützt, das 1,48 Mio. EUR aus der Förderlinie für internationale Kooperation des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) erhalten hat. Jedes Jahr infizieren sich rund 600 Millionen Menschen mit Streptokokken. Die meisten erleiden dabei nur eine Halsentzündung. Doch bei einem kleinen Anteil löst die Infektion eine Autoimmunreaktion aus: die sogenannte rheumatische Herzkrankheit. Jedes Jahr wird diese Erkrankung bei 15 Millionen Kindern diagnostiziert, wodurch sie eine der hauptsächlichen Herzkreislaufkrankheiten bei Kindern vor allem in Entwicklungsländern ist. Jährlich sterben Rund eine halbe Million Kinder an der rheumatischen Herzkrankheit. Nur wenige Streptokokkenstämme verursachen jedoch dieses Leiden. Wird die Infektion nicht angemessen behandelt, heften sich die Bakterien an das Kollagen im Körper. Kollagen ist die Grundsubstanz unserer Knochen und Knorpel. Es stärkt das Bindegewebe der Haut, der Herzklappen und der Blutgefäße. Wenn sich die Bakterie an das Kollagen heftet, wird das Immunsystem in die Irre geführt und die körpereigene Abwehr richtet sich dann nicht nur gegen die Bakterie, sondern auch gegen das Kollagen, was rheumatisches Fieber auslöst. Wird dieses nicht behandelt, entzünden sich die Herzklappen, die sehr kollagenhaltig sind, und stellen schließlich ihre Arbeit ein. Zu diesem Augenblick kann das Leben des Kindes meist nur noch durch eine Herzklappentransplantation gerettet werden. In der jüngsten Studie haben Wissenschaftler aus Deutschland und Schweden gezeigt, wie das neu entdeckte Protein mit dem Namen PARF, das auf der Oberfläche der Bakterie liegt, den Bakterienzellen dabei hilft, sich an das Kollagen zu heften. "PARF bedeutet 'Peptid assoziiert mit rheumatischem Fieber'", erklärt Patric Nitsche-Schmitz vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Deutschland. "Es ist ein kleiner Abschnitt aus dem Protein auf der Streptokokkenoberfläche, mit dem Streptokokken sich an unsere Zellen heften und uns krank machen." Nur 5% der Stämme von Streptococcus pyogenes können überhaupt rheumatisches Fieber hervorrufen. Deshalb besteht auch eines der Ziele des ASSIST-Projekts darin, einen Test zu entwickeln, mit dem diese Stämme schnell nachgewiesen werden können, sodass eine intensive Antibiotikabehandlung sofort verabreicht werden kann, damit die rheumatische Herzkrankheit erst gar nicht entstehen kann. Jetzt wenden die Forscher ihr Verständnis der PARF-Proteinsequenz an, um einen Teststreifen zu entwickeln, der auf vorhandenes PARF in der Probe reagiert. "Wir hoffen, dass wir damit bald ein Testsystem in Händen haben, mit dem die Kinder routinemäßig untersucht werden können", schließt ASSIST-Projektkoordinator Professor Singh Chhatwal, ebenfalls vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. "Das würde vielen Kindern das Leben retten."

Länder

Deutschland, Schweden

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