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Durchbruch bei der BSE-Antikörperforschung

Forscher an der Universität Liverpool im Vereinigten Königreich enthüllten die atomare Struktur der Bindungsstelle zwischen einem Protein im Gehirn und einem Antikörper, der bei der Suche nach Therapien für neurodegenerative Erkrankungen wie der varianten Creutzfeldt-Jakob-Kra...

Forscher an der Universität Liverpool im Vereinigten Königreich enthüllten die atomare Struktur der Bindungsstelle zwischen einem Protein im Gehirn und einem Antikörper, der bei der Suche nach Therapien für neurodegenerative Erkrankungen wie der varianten Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD) eine entscheidende Rolle spielen könnte. Die Forschungsergebnisse wurden im Fachjournal PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlicht. Die variante Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sorgt seit zwei Jahrzehnten für Schlagzeilen, da sie bei Kühen die degenerative Hirnerkrankung BSE (bovine spongiforme Enzephalopathie, auch "Rinderwahn") auslöst und auf Menschen übertragbar ist. Diese seltene, fortschreitende neurodegenerative Erkrankung kann beim Menschen durch den Verzehr von BSE-infiziertem Rindfleisch ausgelöst werden. Für die Entstehung der varianten Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist ein spezielles Protein, das sogenannte Prion, verantwortlich. Prionen können verschiedene transmissible spongiforme Enzephalopathien (TSE) auslösen, darunter BSE bei Rindern und die Traberkrankheit (Scrapie) bei Schafen. Prionerkrankungen verursachen neurodegenerative Störungen sowohl bei Tieren als auch beim Menschen und entstehen, wenn im Gehirn vorkommende normale PrP-Proteine mit infektiösen Prionen in Kontakt kommen. Diese wandeln die Proteine in eine pathogene Form um, die sich in den Gehirnzellen ablagern und deren Absterben verursachen. Die Wissenschaftler in Liverpool untersuchen nun, ob die Krankheit durch Immunisierung mit bestimmten Antikörpern, die an das PrP-Protein binden, verhindert oder gar therapiert werden kann. Mithilfe röntgenkristallographischer Verfahren erforschten sie im Detail die Art der Bindung zwischen PrP und Antikörpern. Dabei erstellten sie eine 3-D-Struktur der Bindung zwischen einem ICSM18-Antikörper und Prionen oder PrP-Zellen. Samar Hasnain, Professor für molekulare Biophysik an der Universität Liverpool, sagte: "Um herauszufinden, wo der Antikörper an das Protein bindet, gingen wir nach der röntgenkristallographischen Methode vor, wie sie Nobelpreisträger Max Perutz verwendete. Interessanterweise hatten Wissenschaftler an der Prionenforschungsabteilung des Medical Research Councils (MRC) an eben jener Stelle, wo der Antikörper an das Protein bindet, eine einzelne Aminosäure entdeckt, die sich, wie wir jetzt wissen, entscheidend auf die Anfälligkeit des Patienten für Prionerkrankungen auswirkt." Prionenforscher am MRC des University College London arbeiteten mit Forschern der Universität Liverpool zusammen und entdeckten, dass der ICSM19-Antikörper nicht nur Gehirnzellen vor Prioneninfektionen schützt, sondern selbst nach Krankheitseintritt Schäden rückgängig machen kann. Professor John Collinge, Leiter der Prionenforschungsabteilung am MRC, bemerkte dazu: "Bislang konnten wir das hohe therapeutische Potenzial von ICSM18 in tier- und zellbasierten Studien nachweisen, nun steht uns die Aufgabe bevor, diese Wirkung an Menschen zu testen, die an vCJK oder anderen Prionerkrankungen leiden. Momentan forschen wir an humanen Antikörpern, die demnächst in klinischen Studien getestet werden können."

Länder

Vereinigtes Königreich

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