Skip to main content
European Commission logo print header

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-01

Article available in the following languages:

Britische Wissenschaftler stellen neue Theorie über den Ursprung von Rinderwahnsinn auf

In der jüngsten Ausgabe von "The Lancet" haben zwei britische Wissenschaftler eine neue Theorie über den Ursprung von "Rinderwahnsinn" aufgestellt. Sie behaupten, dass die ersten Fälle von boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE) durch eine Kontamination von Tierfutter mit i...

In der jüngsten Ausgabe von "The Lancet" haben zwei britische Wissenschaftler eine neue Theorie über den Ursprung von "Rinderwahnsinn" aufgestellt. Sie behaupten, dass die ersten Fälle von boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE) durch eine Kontamination von Tierfutter mit infizierten menschlichen Überresten ausgelöst worden sein könnten. Die Theorie wurde von einigen BSE-Experten skeptisch aufgenommen, da es bisher keine fundierten Beweise dafür gibt. Die Autoren - Alan Colchester von der Universität Kent und Nancy Colchester von der Universität Edinburgh - räumen dies ein, weisen aber darauf hin, dass ihre indizienbasierte Theorie plausibel sei und weitere Untersuchungen rechtfertige. Die neue Theorie besteht aus drei Hypothesen: das humane TSE-kontaminierte Material (TSE- transmissible spongiforme Enzephalopathie) war die Ursache für BSE, dieses Material wurde oral durch Tierfutter übertragen, und das infektiöse Material stammte vom indischen Subkontinent. Die Ursache des ersten Falles oder der ersten Fälle von BSE ist nicht bekannt, aber die Krankheit gehört zu einer Klasse tödlicher, nicht behandelbarer TSE, die verschiedene Arten befallen. EinigeTSE sind beim Menschen zu finden, einschließlich Kuru, Alper-Krankheit und Creutzfeldt-Jakob-Krankheit oder CJD. Erst 1986, als die ersten Fälle bei Rindern in Großbritannien festgestellt wurden, wurde bekannt, dass sich auch Rinder mit der Krankheit infizieren können. Etwa zehn Jahre später tauchte dort eine neue Variante der CJD beim Menschen auf, die die Wissenschaftler "variant CJD" (vCJD) nannten. Experten führen diese neue Variante auf den Verzehr von Fleisch BSE-kranker Rinder zurück, aber warum die Rinder überhaupt erkrankten, ist bislang ungeklärt. Der gängigsten Theorie zufolge wurden die Pflanzenfresser mit Knochenmehl gefüttert, in dem an der Traberkrankheit erkrankte Schafe verarbeitet worden waren. Die Traberkrankheit habe sich dann zu einer spezifischen Rinderkrankheit weiterentwickelt. Die Colchesters weisen darauf hin, dass Rinder schon seit 70 Jahren der Traberkrankheit ausgesetzt seien, sodass es schwer zu erklären sei, warum BSE erst in jüngster Zeit aufgetreten ist. Sie sind der Meinung, dass eine wahrscheinlichere Quelle die Aufnahme menschlicher Überreste sein könnte, die mit der sporadischen CJD infiziert waren, eine TSE, die bei Menschen offenbar spontan entsteht. Eine weitere Theorie geht davon aus, dass die Rinder die Krankheit spontan entwickelt haben, ohne durch eine andere Spezies angesteckt worden zu sein. In den 60er und 70er Jahren importierte Großbritannien hunderttausende Tonnen Knochen, Knochenmehl und Kadaverteile, die als Dünger und Futtermittel verwendet wurden, aus Bangladesch, Indien und Pakistan. "In Indien und Pakistan ist das Sammeln größerer Knochen und von Kadavern vom Land und aus den Flüssen seit langem eine wichtige Einnahmequelle für Bauern", erklären die Wissenschaftler. "Die Sammler finden infolge religiöser Bräuche beträchtliche Mengen menschlicher sowie tierischer Überreste." Die Hindus glauben, dass Überreste in einem Fluss, vorzugsweise dem Ganges, entsorgt werden sollten. Die ideale Methode besteht zwar darin, Leichen erst zu verbrennen, aber die meisten Menschen können sich nicht genügend Holz für eine vollständige Verbrennung leisten und es werden viele ganze Körper in den Fluss geworfen. Dass unter Tierknochen, die vom indischen Subkontinent exportiert wurden, gelegentlich auch Menschenknochen waren, ist nach Aussagen der Wissenschaftler dokumentiert. Sie weisen darauf hin, dass Großbritannien der Hauptabnehmer der tierischen Nebenprodukte aus Indien und Pakistan in der fraglichen Zeit gewesen sei und im größeren Umfang Fleisch und Knochenmehl an Kälber verfüttert habe. Die Ähnlichkeiten zwischen BSE, CJD und vCJD seien groß genug, dass eine Verbindung zwischen diesen Krankheiten durchaus möglich sei, argumentieren die Wissenschaftler. "Wir behaupten nicht, dass unsere Theorie bewiesen ist, aber sie rechtfertig zweifelsohne weitere Untersuchungen", so die Forscher abschließend.

Länder

Vereinigtes Königreich

Verwandte Artikel