Skip to main content
Weiter zur Homepage der Europäischen Kommission (öffnet in neuem Fenster)
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-03-06

Article available in the following languages:

Prähistorisches Puzzle zeigt gefürchteten Räuber

EU-finanzierte Wissenschaftler haben ein spannendes prähistorisches Puzzle enträtselt und dabei einen gefräßigen Ur-Räuber entdeckt, der vor einer halben Milliarde Jahren die Meere durchstreifte. Die neu erkannte Spezies, Hurdia victoria, war während des Kambriums, als das Leb...

EU-finanzierte Wissenschaftler haben ein spannendes prähistorisches Puzzle enträtselt und dabei einen gefräßigen Ur-Räuber entdeckt, der vor einer halben Milliarde Jahren die Meere durchstreifte. Die neu erkannte Spezies, Hurdia victoria, war während des Kambriums, als das Leben einer Periode schneller Veränderungen unterworfen war und die frühesten Vorfahren der heutigen Arten erstmals in Form von Fossilien nachzuweisen sind, ein Bewohner der Tiefe der Meere. Das Meerestier Hurdia wird mit den entfernten Vorfahren der Arthropoden in Zusammenhang gebracht und seine Entdeckung wirft ein völlig neues Licht auf die Evolution dieser gewaltigen Gruppe von Tieren, zu der über drei Viertel aller bekannten Arten zählen und die Insekten, Krebstiere, Spinnen und Tausendfüßler umfasst. Die im Fachmagazin Science veröffentlichte Studie wurde teilweise durch das Marie-Curie-Forschungsausbildungsnetz ZOONET ("Development and evolution of animal form: training modern comparative zoologists") innerhalb des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) gefördert. Der berühmte Fossilienjäger Charles Walcott beschrieb Hurdia vor fast 100 Jahren, im Jahr 1912, als ein krebsähnliches Tier. Er hatte in den kanadischen Rockies im Burgess-Schiefer, einer Fossilienlagerstätte, die uns viel über das Leben während des Kambriums zu berichten hat, Fragmente des urzeitlichen Tiers entdeckt. Fragmente der Hurdia sind inzwischen auch aus anderen Fossiliensammlungen bekannt geworden, sie wurden allerdings fälschlicherweise als einzelne Tiere beschrieben und auf unterschiedliche Weise als Quallen, Seegurken und andere Arthropoden eingeordnet. In den 1980er Jahren stellten die Forscher fest, dass diese scheinbar grundverschiedenen Proben in Wirklichkeit Teile des gleichen Tiers waren. Die Entdeckung neuer, vollständigerer Exemplare der Hurdia in den 1990er Jahren verfestigte die Ansicht, dass die offizielle Beschreibung der Hurdia dringend einer Überarbeitung bedarf. Das letzte Puzzleteil fand seinen Platz, als Paläontologen ein sehr gut erhaltenes Hurdia-Exemplar aus den alten Sammlungen des Smithsonian National Museum of Natural History in den USA herausfischten. Dieses Exemplar wurde ursprünglich als ein außergewöhnliches Beispiel des bekannten räuberischen Monsters Anomalocaris klassifiziert. Anomalocarididen und ihre Verwandten waren die größten Raubtiere der kambrischen Meere und wegen ihrer im Vergleich zu ihren Zeitgenossen großen Körpergröße und ihrer ausgeprägten Zähne hatte man ihnen den Spitznamen "Tyrannosaurus rex des Kambriums" verliehen. Diese jüngste Studie beinhaltet eine aktualisierte Beschreibung der Hurdia, die sich als ein enger Verwandter der Anomalocarididen herausstellte. Wie auch die Anomalocarididien hat Hurdia einen segmentierten Körper. Der Kopf ist mit einem Paar dorniger Klauen bewaffnet und ein kreisrunder Kiefer ist mit vielen Zähnen besetzt. Die Hurdia-Exemplare sind bis zu 20 Zentimeter lang. Hurdiafossilien wurden an weit voneinander entfernten Orten wie Kanada, den USA, Osteuropa und möglicherweise China entdeckt. Den Forschern zufolge legt das die Annahme nahe, dass dieser urzeitliche Räuber ein sogenannter Generalist war, was bedeutet, dass er zur Anpassung an eine Reihe von Umweltbedingungen in der Lage war. Der Ur-Räuber Hurdia unterscheidet sich jedoch in einem wichtigen Punkt von den Anomalocarididen: Die Hälfte seiner Körperlänge wird von einem riesigen dreiteiligen Panzer eingenommen, der den Kopf des Tiers weit nach vorn überragt. Was die Funktion dieses ungewöhnlichen Kopfschmucks angeht, so sind die Wissenschaftler vorerst ratlos. "Diese Struktur ist anders als alles, war man bei anderen Fossilien oder lebenden Anthropoden zu sehen bekommt", kommentiert Allison Daley von der Universität Uppsala in Schweden. "Der Nutzen des langen Panzers, der über den Kopf hinaus vorsteht, ist ein Rätsel. Bei vielen Tieren dient eine Schale oder ein Panzer dazu, die weichen Körperteile zu schützen, wie man es von einer Krabbe oder einem Hummer her kennt, aber diese Struktur der Hurdia ist leer und bedeckt oder schützt den Rest des Körpers nicht. Wir können wirklich nur Vermutungen anstellen, worin wohl die Funktion bestanden haben könnte." Obgleich die Studie unser Verständnis der Arten mit Sicherheit erweitert hat, scheint es doch so, als ob noch etwas weitergetüftelt werden muss, bevor das Hurdia-Puzzle als vollständig gelöst betrachtet werden kann.

Länder

Kanada, Schweden, Vereinigtes Königreich

Verwandte Artikel

Mein Booklet 0 0