Skip to main content
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-06

Article available in the following languages:

Rechtzeitige Impfung vor einer Pandemie kann Menschen schützen

Wenn tatsächlich eine Grippepandemie ausbricht, kann es bis zu sechs Monate dauern, bis die Hersteller einen wirksamen Impfstoff liefern können. Die Forscher warnen: Diese Tatsache könnte verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung haben, da die erste Welle der Pandemie schon...

Wenn tatsächlich eine Grippepandemie ausbricht, kann es bis zu sechs Monate dauern, bis die Hersteller einen wirksamen Impfstoff liefern können. Die Forscher warnen: Diese Tatsache könnte verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung haben, da die erste Welle der Pandemie schon vorüber sein kann, bevor die Menschen überhaupt geimpft sind. Europäische Wissenschaftler berichten im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) über einen Ansatz zur wirksamen Impfung vor einer Pandemie. "Das ist die erste Studie, die zeigt, dass eine Impfung vor einer Pandemie (mit einem pre-pandemischen Impfstoff) wirksam ist," erklärt Mitautor Dr. Iain Stephenson von der Leicester Royal Infirmary und der Universität Leicester im Vereinigten Königreich. "Das bedeutet, dass wir die Menschen möglicherweise viele Jahre vor einer Pandemie impfen könnten, um Gedächtniszellen zu erzeugen, die langfristig bestehen bleiben und bei Bedarf schnell wieder mithilfe einer einzigen Impfdosis angeregt werden können." Als Berater für Infektionskrankheiten merkt Dr. Stephenson an, dass die Menschen im Falle des Ausbruchs einer Grippepandemie geimpft werden müssen, um ihr Leben zu schützen. Zu dem ohnehin schon gewaltigen Stress eines solchen pandemischen Ausbruchs käme zusätzlich noch hinzu, dass nicht nur die Zeit bis zur Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe in den Arztpraxen diesen Prozess verzögert, sondern die meisten Menschen für einen sicheren Schutz auch noch zwei Impfdosen benötigen. "Um diese Verzögerungen zu reduzieren, könnten wir einen Vorrat an Impfstoff oder die Immunisierung der Menschen mit einem im Voraus hergestellten, einem sogenannten "pre-pandemischen Impfstoff", in Betracht ziehen, um sie vor einer zukünftigen Pandemie zu schützen", schlägt Dr. Stephenson vor. Das Problem besteht jedoch darin, dass die Experten natürlich nicht sicher wissen, welcher Influenzavirenstamm die Pandemie auslösen wird. Dr. Stephenson und sein Team konzentrierten ihre Anstrengungen auf den Vogelgrippe-Virusstamm H5N1, der sich rasch um die ganze Welt verbreitet und eine Anzahl von Menschen auf dem Gewissen hat. "Es gibt mehrere Stämme des H5N1-Virus, so können wir nicht sicher festlegen, aus welchem Virusstamm ein Pre-Pandemie-Impfstoff herzustellen ist", geben die Forscher zu bedenken. "Deshalb muss ein 'pre-pandemischer' Impfstoff, um eine Kreuzreaktivität zu erhalten, soviel H5-Stämme wie nur eben möglich enthalten." Um zu testen, wie wirksam ein pre-pandemischer Impfstoff wäre, verabreichten die Forscher eine Dosis des 1H5N1-Impfstoffs an Patienten, die noch nie geimpft worden waren, sowie auch an Patienten, die mindestens sechs Jahre zuvor mit dem H5N3-Impfstoff immunisiert wurden (die Versuchspersonen wurden entweder an der Universität Leicester oder an der Universitätsklinik Leicester angeworben). Erste Ergebnisse zeigen, dass nach der Wiederholungsimpfung Immunantworten ausgelöst wurden, also die ältere Impfung eine prägende Wirkung hatte. "Wir stellten fest, dass die zwischen 1999 und 2001 mit dem H5-Impstoff geimpften Menschen sehr gut auf eine einzelne Dosis eines neueren H5-Impfstoffs ansprachen", erläutert Dr. Stephenson. "Sie verfügten über Gedächtniszellen, die innerhalb von sieben Tagen nach der erneuerten Impfung eine rasche Schutzreaktion lieferten. Die Reaktion des Immunsystems war außerdem sehr breit angelegt und erzeugte einen Schutz gegen alle bekannten H5N1-Virusstämme." Die Erkenntnisse verfestigen laut Dr. Stephenson die Theorie, dass Menschen, die noch nie mit dem H5-Impfstoff geimpft worden sind, zwei Impfdosen brauchen, und "innerhalb von sechs Wochen nach der ersten Dosis gute Antikörper-Reaktionen haben werden". An der Studie nahmen außerdem Novartis Vaccines (Deutschland), die Universität Siena (Italien), die Health Protection Agency (Vereinigtes Königreich) und die Centers for Disease Control and Prevention (USA) teil. Ob diese Erkenntnisse für den derzeitigen Ausbruch der Schweinegrippe relevant sind, bleibt abzuwarten. Das Notfallkomitee der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Pandemie-Alarmstufe für die Schweinegrippe von Stufe 3 auf Stufe 4 erhöht, aber sie noch nicht zu einer globalen Gefahr erklärt. Die WHO stellte in einer Erklärung an die Presse klar, dass eine höhere Stufe der Pandemiewarnung zwar bedeute, dass die Wahrscheinlichkeit einer Pandemie zugenommen habe, nicht aber, dass eine Pandemie unvermeidlich wäre. Die EU-Gesundheitsminister werden am 30. April zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, um sowohl die durch den Ausbruch der Schweinegrippe möglichen Gefahren einzuschätzen als auch die Anstrengungen der Mitgliedstaaten zu koordinieren. Die Generaldirektion Gesundheit und Verbraucherschutz (GD SANCO) der Europäischen Kommission teilte mit, dass die Mitgliedstaaten die vorgeschlagenen Maßnahmen, ergriffene Maßnahmen und herausgegebene Leitlinien und alle bestätigten Fälle melden müssen. Die Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher wird durch die Initiative zum Schutz vor Gesundheitsbedrohungen (Global Health Security Initiative), die auf die Vorbeugung und Erkennung von biologischen Bedrohungen und die Reaktion auf diese abzielt, in ständigem Kontakt mit den Mitgliedstaaten, der WHO, dem ECDC (Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten) sowie mit den Vereinigten Staaten und Mexiko bleiben. Die Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher hat darauf hingewiesen, dass der vom WHO-Notfallkomittee empfohlene globale Ansatz auf EU-Ebene umgesetzt wird.

Länder

Deutschland, Italien, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

Verwandte Artikel