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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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"Haarige" Bakterien verursachen Infektionen auf der Haut von Neugeborenen

Die Haut als größtes Organ des Menschen ist ein hervorragender Schutz gegen Bakterien. Die sehr anfällige Haut von Frühgeborenen stellt allerdings einen optimalen Nährboden für infektiöse Organismen dar. Schwedische Wissenschaftler veröffentlichten im Fachblatt Pediatric Resea...

Die Haut als größtes Organ des Menschen ist ein hervorragender Schutz gegen Bakterien. Die sehr anfällige Haut von Frühgeborenen stellt allerdings einen optimalen Nährboden für infektiöse Organismen dar. Schwedische Wissenschaftler veröffentlichten im Fachblatt Pediatric Research die Ergebnisse ihrer Forschungen zu einer spezifischen Staphylokokkenart, die sich durch haarartige, selbstadhäsive Pili (lat. Haar, Faser) auf der Hautoberfläche anheftet und Infektionen verursacht. Die Forscher vom Karolinska-Institut beschrieben, wie Haut und Schleimhäute von Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt durch Staphylokokken besiedelt werden. Normalerweise ist diese Besiedlung für den Wirt nicht problematisch. Handelt es sich jedoch um ein Frühgeborenes oder einen Erwachsenen mit angeschlagenem Immunsystem, bestünde die Gefahr einer Sepsis (Blutvergiftung), so die Forscher. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass sich die Bakterien mithilfe fadenförmiger Pili an die Wirtszellen anheften und damit die Infektion auslösen. "Koagulase-negative Staphylokokken (CoNS) besiedeln als wichtige Kommensalen die menschliche Haut. Diese Besiedlung geschieht innerhalb der ersten Lebensstunden und ist bei 84% aller Neugeborenen mit dem ersten Tag abgeschlossen", schreiben die Autoren in ihrer Studie. "Wissenschaftliches Interesse gilt hier vor allem Staphylococcus epidermidis (S. epidermidis), da sie Hauptverursacher von Infektionen und damit einhergehender Morbidität und Mortalität sind und weltweit hohe Kosten im Gesundheitssystem verursachen." Ausgehend von den neuen Erkenntnissen gelten CoNS als problematische Pathogene, die für late-onset Sepsis (nach dem 3. Lebenstag) bei Babys mit niedrigem Geburtsgewicht (low birth weight, LBW) verantwortlich sind. CoNS werden auch als Ursache für die Entstehung des Neugeborenenexanthems (Erythema toxicum) gesehen, einem häufigen, aber harmlosen Hautausschlag bei Neugeborenen. Die Forscher entdeckten, dass das menschliche Cathelizidin-Peptid LL-37 als antimikrobielle Substanz in der Lage ist, das Bakterienwachstum zu hemmen und offensichtlich die Bakterienflora stabilisiert, indem unkontrolliertes Wachstum verhindert wird. "Durch Negativkontrastierung entdeckten wir mittels Transmissionselektronenmikroskopie zwei Arten von Pili-ähnlichen Strukturen, wie sie normalerweise auf S. epidermidis bei Neugeborenen zu finden sind", schreiben sie. "Wir belegten auch, dass das konstitutiv auf der Hautbarriere von Neugeborenen exprimierte antimikrobielle Cathelizidin-Peptid LL-37 deutlich das Wachstum von S. epidermidis hemmt. Daraus wird ersichtlich, wie wichtig dieses Peptid für eine stabile Mikroflora [Mikroorganismen, die Organe und Körperteile besiedeln] der Haut ist." Professor Giovanna Marchini vom Karolinska-Institut und Oberärztin der Neugeborenenstation am Astrid Lindgren Children's Hospital erklärte hierzu: "Thema dieser Studie war nicht nur das pathogene Potenzial dieses Bakteriums, sondern auch die Art und Weise, mit der sich Babys gegen Angriffe dieser Erreger schützen, beispielsweise durch Stärkung der körpereigenen Abwehr." Im Verlauf der Evolution lernten die Menschen immer besser, sich auf das Zusammenleben mit verschiedensten Bakterien einzustellen. Wie Professor Marchini erklärte, braucht der menschliche Körper Bakterien, um ein wirksames Immunsystem auszubilden. "Generell geht man davon aus, dass die Jagd auf Krankheitserreger in den vergangenen Jahrzehnten dazu geführt hat, dass die körpereigene Abwehr in dieser sauberen Umwelt permanent unterfordert ist und dadurch Allergien und andere 'Wohlstandskrankheiten' auf dem Vormarsch sind", sagte Professor Marchini. "Neben dem Bestreben, Infektionen von Babys fernzuhalten, sind wir natürlich auch sehr daran interessiert, die offensichtlichen gesundheitlichen Vorteile einer Besiedelung mit diesen winzigen, runden, behaarten Kommensalen zu erforschen. "Nach Meinung der Forscher müssen die molekularen Mechanismen der Interaktion zwischen Wirt und Mikrobe noch genauer untersucht werden, um eine beidseitig vorteilhafte homöostatische Beziehung zu gewährleisten und Menschen gegen häufige Erkrankungen zu schützen.

Länder

Schweden