Europäer entwickeln ultraschnelle Astrokamera
Wissenschaftler der Europäischen Südsternwarte (ESO), die mit Forschern dreier französischer Laboratorien zusammenarbeiten, haben eine neue ultraschnelle Kamera entwickelt, die mit einer extrem kurzen Belichtungszeit 1.500 Bilder pro Sekunde aufnehmen kann. Bei dieser Kamera - der OCam - kommt der von e2v Technologies im Vereinigten Königreich entwickelte Bildsensor CCD220 zum Einsatz. Das Forscherteam geht davon aus, dass die OCam für die nächste Instrumentengeneration mit adaptiver Optik des VLT (Very Large Telescope) der ESO eine wichtige Komponente und speziell für das SPHERE-Instrument (Spectro-Polarimetric High-contrast Exoplanet Research) von besonderer Bedeutung sein wird. Sowohl die OCam als auch der CCD220-Bildsensor sind aus dem OPTICON-Projekt (Optical-infrared coordination network for astronomy) hervorgegangen, das über fünf Jahre lief und unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) der EU mit einer Summe von 19,2 Mio. EUR finanziert wurde. Bei dem von 2004 bis 2008 durchgeführten OPTICON-Projekt hatten 23 Forschungsinstitutionen aus 12 EU-Mitgliedstaaten und der Schweiz mitgewirkt. Forscher des Astrophysiklabors Marseille, des Astrophysiklabors Grenoble und des Observatoriums der Haute-Provence in Frankreich bildeten das Projektteam, das nun erklärt, dass moderne, in den größten Bodenteleskopen eingesetzte Instrumente mit adaptiver Optik maßgeblich von der OCam profitieren werden. Atmosphärische Turbulenzen haben verheerende Auswirkungen auf die Teleskope am Boden: Sie verursachen Unschärfen, wodurch auf den Bildern feinere Details nicht mehr zu erkennen sind. "Die Leistung dieser bahnbrechenden Kamera ist weltweit einzigartig. Mit der Kamera werden gleich in mehreren Bereichen der Erforschung des Weltalls große Fortschritte möglich", freut sich Norbert Hubin, Leiter der Abteilung Adaptive Optik bei der ESO. Mit den Verfahren der adaptiven Optik wird dieses Problem bewältigt: Teleskope am Boden können so scharfe Bilder erzeugen, wie sie sonst nur aus dem All möglich sind. Den Erklärungen der Forscher zufolge beruht die adaptive Optik auf Echtzeitkorrekturen, die von den Bildern einer speziellen Hochgeschwindigkeitskamera berechnet werden. Das Einzigartige an der OCam ist nun, dass die Aufnahmegeschwindigkeit sogar noch höher ist. "Die Qualität der per adaptiver Optik erhaltenen Korrekturen hängt stark von der Geschwindigkeit und der Empfindlichkeit der Kamera ab", so Projektkoordinator Philippe Feautrier vom Astrophysiklabor in Grenoble. "Deshalb ist für Kameras, die in der Regel für Filme mit sehr hoher Bildwechselfrequenz zum Einsatz kommen, eine äußerst leistungsstarke Belichtung notwendig. Für Astrokameras ist das aber natürlich nicht machbar." Die OCam und der CCD220-Bildsensor seien nicht nur schnell, so das Team, sie hätten auch eine sehr hohe Empfindlichkeit. "Dank dieser Technik wird man mit allen Instrumenten der neuen Generation des ESO-VLT Bilder der bestmöglichen Qualität erzeugen können - mit einer bisher unerreichten Schärfe", sagt Jean-Luc Gach vom Astrophysiklabor in Marseille voraus. Dr. Hubin gibt abschließend bekannt: "Derzeit arbeiten wir an Plänen, gemeinsam mit unseren Forschungspartnern und der Industrie Bildsensoren mit adaptiver Optik zu entwickeln, die für das von der ESO geplante ELT (Extremely Large Telescope) mit einer Größe von 42 Metern erforderlich sind."
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Frankreich