Schwedische Wissenschaftler erforschen die Rolle des Lichts in Seen
Entgegen der bisher vorherrschenden Meinung, dass die Produktivität in Seen durch die Verfügbarkeit von Nährstoffquellen bestimmt wird, hat die neuere Forschung jetzt gezeigt, dass eigentlich das Licht für die Produktivität von Seen verantwortlich ist. Die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Ergebnisse lassen außerdem ahnen, dass Seenlandschaften in den kommenden Jahren infolge des Klimawandels Veränderungen unterworfen sein werden. Die Studie wurde von Wissenschaftlern des Climate Impacts Research Centre (CIRC) und des Fachbereichs für Ökologie und Umweltwissenschaften an der Universität Umeå in Schweden durchgeführt. Das Team verglich klare Bergseen mit braunen Waldseen, um die Quellen der Produktion festzustellen. Die Forscher definieren die Produktion als "das Tempo der Biomassesynthese in Ökosystemen" und als das wesentliche, Ökosystemfunktion und -management kennzeichnende Merkmal. "In die dunkelsten Seen kann das Sonnenlicht nicht mehr als ungefähr zwei Meter eindringen", erklärt der mitwirkende Professor des CIRC, Jan Karlsson. "Bei klaren Bergseen kann das Licht in Tiefen von bis zu 15, 20 Meter vordringen und führt zu einer hohen Produktion von Algen am Seegrund." Die meisten Seen weltweit sind relativ klein und verfügen eher über wenig Nährstoffe. Die braune Farbe der Seen ist auf das organische Material zurückzuführen, das vom nahe liegenden Land ausgewaschen wird. Nach Angaben der Forscher ist es diese dichte Einfärbung, die das Licht auf seinem Weg nach unten aufhält, sodass es die das Sonnenlicht für die Photosynthese benötigenden Algen nur schwer erreichen kann. Auf diese Weise wird die Zirkulation des Ökosystems behindert, da die Algen im Seebett Nahrung für die Tiere liefern, die wiederum Nahrungsquellen für die Fische der Seen sind. "Diese Ergebnisse sind nicht mit der These zu vereinbaren, dass die Produktivität der Seen in erster Linie von der Nährstoffzufuhr gesteuert wird, und so gehen wir davon aus, dass ein großer Teil der unproduktiven Seen der Erde innerhalb natürlicher Schwankungen des organischen Kohlenstoff- und Nährstoffeintrags durch Licht und nicht durch Nährstoffe limitiert wird", schließen die Forscher. Die Forscher wagen außerdem die Vorhersage, dass die Produktivität von Seen durch den künftigen Klimawandel gestört werden wird. Ein Szenario deutet beispielsweise an, dass wärmere Temperaturen und das Abschmelzen der Permafrostböden schnelle Änderungen der Art und Weise bewirken können, wie organisches Material in Seen transportiert wird. "Das Klima hat Auswirkungen auf die Seen, und auf lange Sicht müssen wir mit weiteren braun eingefärbten Seen mit eingeschränkter Produktivität rechnen", erläutert Professor Karlsson. Die Resultate zeigen daher nicht nur eine neue Art von Verständnis für die Funktion von Seeökosystemen, sondern haben außerdem Auswirkungen auf das Wissen zu Reaktionen auf künftige Veränderungen der Umwelt.
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