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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Wie wirkt sich Stress auf die Entscheidungsfindung aus?

Portugiesische und amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, welcher Zusammenhang zwischen Stress und Fehlentscheidungen besteht. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen, die in dem amerikanischen Fachjournal Science veröffentlicht wurden, zeigen, dass chronischer Stress...

Portugiesische und amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, welcher Zusammenhang zwischen Stress und Fehlentscheidungen besteht. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen, die in dem amerikanischen Fachjournal Science veröffentlicht wurden, zeigen, dass chronischer Stress dazu führt, dass wir in mechanischen Reaktionen erstarren, anstatt die Lösung zu wählen, die für die jeweilige Situation am besten geeignet ist. Der Einfluss von Stress auf das moderne Leben ist gut dokumentiert. Neben den Auswirkungen auf unsere physische Gesundheit - und die können von Magengeschwüren bis zum Bluthochdruck reichen - kann Stress auch verhindern, dass wir die richtige Entscheidung treffen. Wenn wir uns vor Augen halten, wie viele Entscheidungen wir täglich unter Anspannung und Druck treffen, könnte sich das Verständnis, wie wir uns selbst vor Fehlentscheidungen bewahren können, als unschätzbarer Vorteil erweisen. Biologen von der Universität Minho in Portugal und von den National Institutes of Health in den USA haben festgestellt, wie unsere Entscheidungen durch Stress beeinflusst werden. In ihrem Experiment haben sie zwei Gruppen von Ratten eingesetzt, eine Gruppe, die unter Dauerstress gesetzt wurde, und eine Gruppe von Kontrollratten, die nicht unter Stress standen. Untersucht wurden zwei Arten von Entscheidungen: zielgerichtete Entscheidungen, bei denen die Folgen im Entscheidungsfindungsprozess berücksichtigt werden, und automatische Entscheidungen, die gewohnheitsmäßig erfolgen. Sie haben auch untersucht, ob es zwischen den beiden Entscheidungen zu Wechselwirkungen kommt, und besonders auf die Rolle geachtet, die chronischer Stress in der Entscheidungsfindung spielt. Das Experiment bestand aus zwei unterschiedlichen Aufgaben: In der ersten Aufgabe mussten die Tiere lernen, eine Taste zu drücken, um an ihr Futter zu kommen; die zweite Aufgabe war, das Futter ohne Hilfe der Taste zu finden. Bei der ersten Aufgabe verhielten sich beide Gruppen von Ratten ähnlich. Erst als die Fütterungsmethode geändert wurde, stellten die Wissenschaftler einen Unterschied fest. Die Kontrollratten drückten weniger häufig auf die Taste. Die unter Stress stehenden Ratten machten jedoch weiter, obwohl sie kein Futter als Belohnung erhielten. Dem Team zufolge ist die Fähigkeit, zwischen Verhaltensstrategien zu wechseln, eine wichtige Voraussetzung, um die richtige Entscheidung zu treffen. Die Studie zeigte, dass chronischer Stress diese Verhaltensstrategien verzerrt und zu mechanischem und gewohnheitsmäßigem Verhalten führt anstelle von logischen Entscheidungen. Die Wissenschaftler machten jedoch noch eine weitere wichtige Entdeckung: Sie stellten fest, dass es während der Aufgaben zu Veränderungen in der Gehirnaktivität der Tiere kam, vor allem im dorsomedialen Striatum (DMS), dem Teil des Hirns, das mit zielgerichtetem Handeln in Verbindung steht, und im dorsolateralen Striatum (DLS), das typisch ist für die Ausbildung von Gewohnheiten. Im Vergleich zu den Kontrollratten zeigten die unter Stress stehenden Ratten eine Rückbildung des DMS und eine Vergrößerung des DLS. Diese Ergebnisse könnten sich als ungeheuer wertvoll für andere Untersuchungen in diesem Bereich erweisen. So könnten sie zum Beispiel zu einem besseren Verständnis der Frage beitragen, warum es bei stressbedingten Erkrankungen häufig zu Suchtverhalten und Zwangshandlungen kommt. Sie könnten auch neue Möglichkeiten beim Umgang mit dieser Situation eröffnen, vor allem für Menschen, die kritische Entscheidungen unter Dauerstress fällen müssen, zum Beispiel Angehörige von Streitkräften. Professor Nuno Sousa vom Institut für Gesundheitswissenschaften der Universität Minho erklärte, dass das Team derzeit nach Wegen suche, wie ein "Umschalten" zwischen den beiden Entscheidungen ausgelöst werden kann. "Wir versuchen derzeit, die molekularen und funktionellen Mechanismen zu enträtseln, die diesen Ergebnissen zugrunde liegen, um in Zukunft neue Strategien zu entwickeln, die [diese] stressbedingte Verzerrung der Entscheidungsprozesse umkehren können."

Länder

Portugal

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