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Zuverlässige Diagnose von Endometriose ohne operativen Eingriff

Ein schneller, zuverlässiger und nicht-invasiver Endometriose-Test wird derzeit von zwei unabhängigen Forscherteams entwickelt, einer australisch/jordanischen und einer belgisch/ungarischen Arbeitsgruppe. Zwei im Fachblatt "Human Reproduktion" veröffentlichte Studien zeigen, d...

Ein schneller, zuverlässiger und nicht-invasiver Endometriose-Test wird derzeit von zwei unabhängigen Forscherteams entwickelt, einer australisch/jordanischen und einer belgisch/ungarischen Arbeitsgruppe. Zwei im Fachblatt "Human Reproduktion" veröffentlichte Studien zeigen, dass es möglich ist, die Erkrankung zuverlässig ohne chirurgischen Eingriff zu diagnostizieren. Endometriose ist eine oft sehr schmerzhafte und mit Unfruchtbarkeit einhergehende Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut. Betroffen sind 10 bis 15% aller Frauen im fruchtbaren Alter, wobei bis zur zuverlässigen Erkennung der Krankheit (und einer wirksamen Therapie) aus verschiedenen Gründen meist mehrere Jahre vergehen. Die einzige Methode, Endometriose mit Sicherheit zu bestätigen, ist die Bauchspiegelung, ein chirurgischer Eingriff, der seltene, aber doch schwere Komplikationen mit sich bringen kann. Ultraschalluntersuchungen eignen sich für Frauen mit mittelschwerer bis schwerer Ausprägung, für minimal bis leicht ausgeprägte Fälle sucht man jedoch dringend nach einem nicht- oder minimal-invasiven Diagnoseverfahren. Vorangegangene Studien in Australien und Jordanien zeigten, dass das Nervengeflecht im Endometrium (Innenwand der Gebärmutter) bei Frauen mit Endometriose sehr viel dichter ist als bei gesunden Frauen. Außerdem fanden diese Forscher heraus, dass eine solch hohe Nervenfaserdichte bei keiner anderen Erkrankung vorkommt. Diese ersten Untersuchungsergebnisse lieferten daher den Anstoß für die Entwicklung eines nicht- oder minimal-invasiven Diagnoseverfahrens. Die Forscher um Thomas D'Hooghe von der Universität Leuven, Belgien, analysierten Proben von Endometriosegewebe aus Biobanken von 20 Frauen mit minimaler oder leichter Endometriose (durch Laparoskopie oder Biopsie bestätigt) und verglichen die Ergebnisse mit 20 gesunden Proben. In allen Fällen stammten die Proben von Frauen, die sich in der Sekretionsphase ihres Menstruationszyklus befanden, in der das Endometrium vollständig aufgebaut ist und die Nervenfasern ihre maximale Dichte erreicht haben. Die Forscher fanden in 90% der Frauen mit Endometriose vier Arten von Nervenfasern, wobei sich herausstellte, dass die Fasern über die Schleimhaut nicht gleichmäßig verteilt sind. Wichtig für das Studiendesign war daher die Analyse der Gesamtoberfläche der Schleimhaut, da die Betrachtung einzelner Regionen die Ergebnisse deutlich verfälschen konnte. "Die Nervendichte der Proben variierte und lag in einigen Proben bei mehr als 30 pro Quadratmillimeter [mm2], in den meisten jedoch zwischen 0 und 10 pro mm2. Keine oder nur sehr wenige Nervenfasern wurden bei gesunden Frauen nachgewiesen", erklärte Koautor Attila Bokor von der Universität Leuven. "Die Dichte der kleinen Nervenfasern im Endometrium war bei Patienten mit minimaler oder leichter Endometriose ungefähr 14 Mal höher als bei Frauen mit normaler Pelvis." "Unsere Daten zeigen, dass durch Kombination dreier verschiedener neuraler Marker die Sensitivität, Spezifität und Diagnosezuverlässigkeit dieser Endometriosenachweismethode erhöht werden kann", fügte Professor D'Hooghe hinzu. "Der Test diagnostizierte Endometriose mit einer Sensitivität von 95% und einer Spezifität von 100%." Die Forscher sind überzeugt, dass bis zum Abschluss weiterer Populationsstudien ihr Diagnoseverfahren unter Verwendung von Färbeautomaten für mikroskopische Analysen, automatisierten immunhistologischen Bildanalysen und einer aussagefähigen Statistik "zu einem zuverlässigen und relativ einfachen Werkzeug für die klinische Diagnose minimaler bis leichter Endometriose weiterentwickelt werden kann." Das belgisch-ungarische Team plant für diesen Herbst eine Blindstudie zur Validierung der Ergebnisse. "Wenn sich unsere Vermutungen bestätigen, könnte auf der Grundlage unserer Forschungen ein einfaches, zuverlässiges und relativ preisgünstiges nicht-invasives Diagnoseverfahren für minimale bis leichte Endometriose entwickelt werden, da transzervikale Endometrium- und immunhistochemische Analysen zu den gynäkologischen und pathologischen Routineuntersuchungen zählen", bemerkte Professor D'Hooghe abschließend.

Länder

Australien, Belgien, Ungarn, Jordanien

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