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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Studie enthüllt den von Bakterien für ihre Medikamentenresistenz zu "zahlenden Preis"

Laut einer neuen schwedischen Forschungsarbeit zahlen Bakterien vermutlich einen hohen Preis für die Entwicklung einer Resistenz gegenüber bestimmten Antibiotika. Sara Thulin Hedberg von der Örebro Universität studiert das Bakterium Neisseria meningitidis, einen der Hauptauslö...

Laut einer neuen schwedischen Forschungsarbeit zahlen Bakterien vermutlich einen hohen Preis für die Entwicklung einer Resistenz gegenüber bestimmten Antibiotika. Sara Thulin Hedberg von der Örebro Universität studiert das Bakterium Neisseria meningitidis, einen der Hauptauslöser von Meningitis. Sie fand heraus, dass sich Bakterien, die gegen das Medikament Rifampicin resistent sind, weniger schnell vermehren und weniger wirkungsvoll bei der Infektion des Menschen agieren als nicht resistente Bakterien. Nun hofft sie, dass die im Rahmen ihrer Dissertation gewonnen Erkenntnisse zur Entwicklung neuer, effektiverer Antibiotika beitragen können. "Durch den Ausbau unserer Kenntnisse darüber, wie sich Bakterien verändern und wie diese von der Entwicklung einer Medikamentenresistenz beeinflusst werden, können eventuell Antibiotika entwickelt werden, an die sich Bakterien schwieriger anpassen können, ohne den entsprechenden Preis dafür zu zahlen", erklärte sie. Meningokokkusbakterien sind in der Regel harmlos; zwischen 10 und 25 % der Bevölkerung tragen diese Bakterien in der Kehle, ohne dies zu wissen. Aus bislang noch weitgehend unbekannten Gründen gelangen diese Bakterien jedoch manchmal in den Blutkreislauf, bahnen sich so ihren Weg durch die Blut-Hirn-Schranke und lösen Infektionen der Hirnhäute aus, welche das Gehirn und das Rückenmark umgeben. Wenn dies geschieht, ist eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Aber trotz sofortiger medizinischer Betreuung sterben noch immer etwa 10 % der betroffenen Patienten. In den letzten Jahren berichteten zahlreiche Länder über Meningokokkusbakterien, die eine Resistenz gegenüber einigen der grundlegendsten Antibiotika zur Behandlung von Meningitis, d. h. Penicillin, Ciprofloxacin und Rifampicin, aufgebaut haben. Sara Thulin Hedberg untersuchte mehr als 700 N. meningitidis Proben, die schwedischen Patienten zwischen 1995 und 2008 entnommen wurden, und testete diese auf Suszeptibilität gegenüber 7 Antibiotika. Obwohl einige Proben eine Resistenz gegenüber einzelnen Antibiotika zeigten, war der Resistenzgrad insgesamt jedoch gering, und diese Bakterien scheinen sich nicht unter der Bevölkerung zu verbreiten. "In Anbetracht des dramatischen Anstiegs resistenter Bakterien innerhalb der Gesellschaft haben wir mit einer weitaus negativeren Tendenz gerechnet; diese Ergebnisse sind also sowohl eine Überraschung als auch eine große Erleichterung", merkte sie an. Im Endeffekt bedeuten diese Ergebnisse also, dass zumindest in Schweden Meningokokkusbakterien auf die vorrangigen Medikamente reagieren, welche zur Behandlung und Prävention von Meningitis eingesetzt werden, d. h. Penicillin und Ciprofloxacin. Dennoch betont sie, dass Ärzte weiterhin Proben entnehmen und an diesen eine Antibiotikaresistenzprüfung durchführen sollten, um sicherzustellen, dass die richtigen Medikamente verabreicht werden, und eine eventuelle Resistenz frühzeitig zu erkennen. Eine weitere Analyse von gegenüber Rifampicin resistenten Bakterien lässt vermuten, dass ein Faktor, welcher die Verbreitung medikamentenresistenter Bazillen verhindert, auf den für die Medikamentenresistenz zu zahlenden Preis zurückzuführen ist. Experimente zeigten, dass medikamentenresistente Bakterien schwächer sind als ihre suszeptiblen Gegenstücke. Das bedeutet, in einer antibiotikafreien Umgebung können sich die medikamentenresistenten Bazillen einfach nicht mit suszeptiblen Bakterien messen. Zu den Symptomen der Meningitis zählen Nackenverspannungen, Fieber, Lichtempfindlichkeit, Verwirrung, Kopfschmerzen und Erbrechen. Die betroffenen Patienten benötigen eine unmittelbare stationäre Behandlung, aber selbst bei sofortiger Medikamentengabe nehmen 5 bis 10 % der Krankheitsfälle einen tödlichen Ausgang. Darüber hinaus leidet bis zu einem Fünftel der genesenen Patienten unter Hirnschäden, Hörverlust oder Lernschwäche. In sporadischen Abständen treten weltweit kleine Anhäufungen auf, die meiste Krankheitsfälle finden sich jedoch im sogenannten "Meningitisgürtel", der sich über das subsaharische Afrika von Senegal bis nach Äthiopien erstreckt. Während der Trockenzeit machen kalte Nächte und staubige Winde die Bevölkerung anfälliger gegenüber Atemwegserkrankungen. Gleichzeitig bieten überfüllte Wohnräume und große Menschenmassen bei Pilgerwanderungen und Reisen zu regionalen Märkten optimale Bedingungen für die Verbreitung der Krankheit.

Länder

Schweden

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