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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Höheres Armutsrisiko für ältere Europäer: Frauen stärker betroffen

Statistiken der Europäischen Union über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) von 2008 zeigen deutlich: Europäer, die 65 Jahre und älter sind, unterliegen im Vergleich zur durchschnittlichen Gesamtbevölkerung (17%) einem höheren Armutsrisiko (19%). Die Ergebnisse untersche...

Statistiken der Europäischen Union über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) von 2008 zeigen deutlich: Europäer, die 65 Jahre und älter sind, unterliegen im Vergleich zur durchschnittlichen Gesamtbevölkerung (17%) einem höheren Armutsrisiko (19%). Die Ergebnisse unterscheiden sich innerhalb der 27 EU-Mitgliedstaaten ganz erheblich. In Lettland leben die älteren Menschen mit dem höchsten Armutsrisiko (51%); das niedrigste Risiko verzeichnen die Ungarn (4%). Diese Statistiken und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen erschienen in einer vom Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung (ECSWPR) in Österreich ausgearbeiteten Stellungnahme. ECSWPR-Forschungsdirektor Dr. Asghar Zaidi erklärt in der Stellungnahme, dass diese 19 Prozent "ungefähr 16 Millionen ältere Menschen repräsentieren, die von Armut bedroht sind - was grob gerechnet jeder Fünfte aller 85 Millionen Senioren in den EU-Ländern ist." Was nun Armut sei und was nicht, darauf weist Dr. Zaidi hin, sei ein relativer Begriff. Bei einer allgemein akzeptierten Methode zur Erstellung von Statistiken wie dieses EU-SILC-Zahlenwerks (und einem von der Europäischen Kommission in jüngsten Berichten angewandten Konzept) wird das Haushaltseinkommen als Maß herangezogen. Eine Person gilt dann als arm, wenn sie in einem Haushalt lebt, dessen verfügbares Einkommen unterhalb eines Schwellenwerts von 60% des nationalen Durchschnittseinkommens liegt. "In Anbetracht der Willkürlichkeit der gebräuchlichen Armutsgrenze und der Tatsache, dass ein Einkommen unterhalb dieser Grenze nur ein Anzeichen eines niedrigen Lebensstandards ist, bezieht man sich auf diesen Indikator als ein gewisses Maß der Armutsgefährdung", betont Dr. Zaidi, Verfasser der Publikation. Basierend auf dieser Messung verzeichnen zehn der 27 EU-Mitgliedstaaten, darunter die Tschechische Republik (7%) und Luxemburg (5%), ein unter dem Durchschnitt liegendes Armutsrisiko für ältere Menschen (16% oder weniger). Dr. Zaidi erläutert, dass der niedrige Anteil gefährdeter Senioren in einigen dieser Länder teilweise auf "ein ausgereiftes und großzügiges System von Einkommen aus Grundrenten und teilweise auf weitreichende Umverteilungselemente bei einkommensabhängigen Rentenleistungen, die in Form garantierter Mindestrenten zur Verfügung stehen" zurückzuführen sei. Insgesamt neun EU-Länder meldeten ein Armutsrisiko nahe dem Durchschnitt (18% -23%). In den verbleibenden acht Ländern liegt das Altersarmutsrisiko über dem Durchschnitt (bei mehr als 25%). Zu den Ländern der letztgenannten Kategorie gehören Zypern (49%), Estland (39%) und Bulgarien (34%). In den meisten EU-Ländern gab es hinsichtlich des Armutsrisikos für ältere Bürgerinnen und Bürger in den letzten fünf Jahren keine signifikanten Veränderungen: Soweit die Aussage der Zahlen. In Estland, Lettland und Litauen zeigte die Risikorate allerdings einen deutlichen Anstieg. Zwei weitere Ausnahmen sind Irland und Portugal, wo das dokumentierte Armutsrisiko eindeutig gesunken ist. Frauen sind allgemein schlechter dran: Die Statistik zeigt, dass ältere Frauen in Europa ein durchschnittlich 6% höheres Armutsrisiko als ältere europäische Männer haben (22% bzw. 16%). Mit Ausnahme von Spanien und dem Vereinigten Königreich - so stellt der Autor fest - wiesen alle Länder mit über dem EU-Durchschnitt liegenden Armutsrisiken deutlich höhere Risiken auf Altersarmut für ältere Frauen auf. Dies trifft vor allem Seniorinnen in Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen und Rumänien. Eingehend auf dieses Problem gibt Dr. Zaidi zu bedenken, dass Rentenreformen in vielen Ländern zu einer Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters und einer Verbesserung von Arbeitsanreizen geführt hätten. Diese Veränderungen würden wahrscheinlich "die positiven Auswirkungen verlängerter Lebensarbeitszeiten und verbesserte Rentenansprüche für zukünftige Generationen älterer Frauen" mit sich bringen. Diese und andere Fragen werden in einer nachfolgenden Stellungnahme weiter analysiert.

Länder

Österreich, Bulgarien, Zypern, Tschechien, Estland, Ungarn, Irland, Litauen, Luxemburg, Lettland, Portugal, Rumänien, Vereinigtes Königreich

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