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Roter Thun, natürlich

EU-finanzierte Wissenschaftler haben Eier des Atlantischen Roten Thun ohne hormonelle Behandlung genutzt. Bisher war dies in einer Aquakulturanlage, weit weg von den natürlichen Laichgründen der Fische, nicht möglich. Das Ergebnis ist Teil des Projekts SELFDOTT ("From capture ...

EU-finanzierte Wissenschaftler haben Eier des Atlantischen Roten Thun ohne hormonelle Behandlung genutzt. Bisher war dies in einer Aquakulturanlage, weit weg von den natürlichen Laichgründen der Fische, nicht möglich. Das Ergebnis ist Teil des Projekts SELFDOTT ("From capture based to self-sustained aquaculture and domestication of bluefin tuna, Thunnus thynnus"), das 2,98 Mio. EUR aus dem Themenbereich "Lebensmittel, Landwirtschaft und Fischerei sowie Biotechnologie" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) der EU erhalten hatte. Dies ist das zweite Jahr in Folge, in dem das SELFDOTT-Team Eier des Roten Tun in den Einrichtungen des Ozeanografischen Zentrums von Murcia in Spanien, das zum spanischen Institut für Ozeanografie (IEO) gehört, gelaicht hat. Diesmal mussten die Wissenschaftler das Laichen nicht mit Hormonimplantaten induzieren, weil es spontan passierte. Das Team schreibt den Erfolg der Fähigkeit der Fische zu, sich nach mehr als drei Jahren der Domestikation in dieser experimentellen Farm anzupassen. An einem einzigen Tag wurden insgesamt 10 Millionen lebensfähige Eier produziert, untergebracht in zwei Zuchtanlagen des Projektteilnehmers Caladeros del Mediterráneo in Spanien. Die natürlich gelaichten Eier stellen einen bedeutenden Durchbruch für die Aquakultur dar, bei der es sich um den Prozess der Zucht von Fischen und anderer Meeresfrüchte in kontrollierten Umgebungen handelt und die eine Alternative zum Fischfang darstellt. Die Fähigkeit, Tunfischeier von in Gefangenschaft gehaltenen Exemplaren zu produzieren, bedeutet, dass eine unabhängige Produktion dieser Art möglich ist, ohne dabei auf bedrohte natürliche Bestände angewiesen zu sein. Die Aquakultur stellt für die Gesellschaft eine der vielversprechendsten Lösungen für das Problem der schwindenden Nahrungsquellen durch Bevölkerungswachstum, Überfischung, Verschmutzung und Umweltschäden und andere Ursachen dar. In der Tat wurden nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (Food and Agricultural Organization, FAO) der Vereinten Nationen im Jahr 2005 rund 63 Millionen Tonnen aquatischer Produkt in Aquakulturen produziert (mit einem Wert von fast 50 Mrd. EUR), deutlich mehr im Jahr 1950 mit 1 Mio. Tonnen. Die FAO schätzt außerdem, dass ein Viertel der etwa 41 Millionen Menschen im Fischereisektor speziell als Fischzüchter eingesetzt werden. Im Rahmen von SELFDOTT werden die Forscher diese lebensfähigen Eier nutzen, um die embryonale und larvale Entwicklung für die Produktion der Brut (jugendliche Fische) zu untersuchen. Während der letzten Saison der Larvenaufzucht führten die Forscher verschiedene Experimente durch, um Informationen zu Temperaturbedingungen, Lichtzeitraum, Hydrodynamik und Nahrung für eine hohe Überlebensrate und starke Wachstumswerte zu erhalten. Das letzte überlebende Jungtier wog 30 Gramm, erreichte eine Länge von 14 Zentimeter und wurde 73 Tage alt. Die Wissenschaftler hoffen, diesen Richtwert in der nächsten Saison verbessern zu können. Außerdem wollen sie im Rahmen des Projekts geeignete Futtermittel für die Aufzucht von Rotem Thun entwickeln, mit denen die Praxis der Beigabe und Fütterung von rohem Fisch durch die Industrie reduziert oder gar ganz ersetzt werden kann. Zum Abschluss des Projekts im Oktober 2010 soll außerdem ein Protokoll für die Larvenaufzucht von Rotem Thun im kommerziellen Maßstab erstellt werden. Zum SELFDOTT-Konsortium gehören 13 öffentliche Einrichtungen, Forschungsinstitute und Industrie-Organisationen aus Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Malta, Israel und Norwegen.

Länder

Spanien

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