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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Was passiert eigentlich mit Ihrem Weihnachtsgeschenkpapier?

Weihnachten steht vor der Tür und unter unseren Weihnachtsbäumen stapeln sich Geschenke, die nur darauf warten, von Menschen jeden Alters ausgepackt zu werden. Aber was passiert mit all dem Papier, hinter dem sich unsere Geschenke verbergen? In Großbritannien werden pro Einwoh...

Weihnachten steht vor der Tür und unter unseren Weihnachtsbäumen stapeln sich Geschenke, die nur darauf warten, von Menschen jeden Alters ausgepackt zu werden. Aber was passiert mit all dem Papier, hinter dem sich unsere Geschenke verbergen? In Großbritannien werden pro Einwohner etwa 120 Gramm Plastik zum Einpacken von Geschenken verwendet und der Großteil davon kann nicht recycelt werden. Hier kommt ein Team von Ingenieuren der Universität Warwick im Vereinigten Königreich mit einem neuen Verfahren auf den Plan, mit dem 100% der Weihnachtskunststoffverpackungen und andere Haushaltskunststoffprodukte verarbeitet werden können. Diese jüngste Innovation wird unserem Planeten gut tun. Experten zufolge werden nur 12% des Kunststoffmülls vollständig recycelt. Meistens werden die übrigen 88% entweder zur Energiegewinnung verbrannt oder landen auf Mülldeponien. Viele Verbraucher trennen jedoch ihren Plastikmüll in der Annahme, dass er recycelt wird. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Arbeiter in Recyclinganlagen viel Zeit damit verbringen, den Müll zu trennen und zu reinigen. Schwierigkeiten bereitet den Arbeitern außerdem die Tatsache, dass die Gegenstände normalerweise aus mehr als einer Kunststoffsorte bestehen, wodurch verschiedene Aufbereitungsverfahren benötigt werden. Die von den Forschern aus Warwick entwickelte neuartige Anlage kommt mit jeder Art Kunststoffmüll zurecht und bricht sogar einige Polymere wie etwa Polystyrol auf und stellt die ursprünglichen Monomere wieder her. Die Anlage verwendet hierfür die Pyrolyse (der Bindungsbruch wird unter Einwirkung von Wärme ohne Sauerstoff erzwungen) in einem Wirbelschichtreaktor. Das Team war in der Lage, eine Vielzahl von Kunststoffen in der Anlage zu nützlichen Produkten zu verarbeiten. Einige wurden den Forschern zufolge durch einfache Destillation gewonnen. Dem Team aus Warwick gelang es, eine Vielzahl von Werkstoffen aus der Kunststoffmischung wiederzugewinnen, unter anderem: Wachs, das als Schmiermittel verwendet werden kann; ursprüngliche Monomere, wie beispielsweise Styrol, für die Herstellung von Polystyrol; Terephthalsäure für die Wiederverwendung in Polyethylenterephthalat-Kunststoffprodukten (PET); Methylmethacrylat für die Herstellung von Acrylplatten und Kohlenstoff, der als Ruß in Farbpigmenten und Reifen Anwendung findet. Selbst die Kohle, die am Ende einiger Reaktionen übrig blieb, kann als Aktivkohle wiederkauft werden. Diese Anlage wird sich nicht nur positiv auf die Budgets der Gemeinden auswirken, sondern auch unserer Umwelt etwas von der dringend benötigten Entlastung bringen. In Labortest produzierten die Ingenieure destillierte Flüssigkeiten und Feststoffe. Daraus können dem Team zufolge jetzt neue Produkte hergestellt werden. Gegenwärtig arbeiten sie mit Warwick Ventures, dem Technologietransferzweig der Universität Warwick, zusammen, um Anlagen zu entwickeln, die das Interesse der Behörden und der Abfallbeseitigungsunternehmen finden, die nach großtechnischen Reaktoranlagen für die Erzeugung großer Mengen wiederverwendbarer Werkstoffe in kommunalen Deponien suchen. "Wir planen eine großtechnische Anlage mit einer durchschnittlichen Kapazität von 10.000 Tonnen Kunststoffmüll pro Jahr", erklärt Professor Jan Baeyens, ein Ingenieur aus Warwick und Projektleiter. "In einem Jahr würden Tankwagen aus jedem Werk recycelte Chemikalien im Gegenwert von mehr als 5 Mio. GBP [5,9 Mio. EUR] abholen und jedes Werk würde pro Jahr 500.000 GBP [589.000 EUR] alleine an Deponiesteuer sparen. Da die erwarteten Energiekosten für jedes große Werk nur etwa 50.000 GBP [58.900 EUR] pro Jahr betragen würden, könnte das System kommerziell sehr attraktiv sein und eine schnelle Amortisierung von Kapital und laufenden Kosten bieten."

Länder

Vereinigtes Königreich

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