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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Markierungsbänder an Pinguinflossen senken Überlebens- und Fortpflanzungsrate

Die Flügel von Pinguinen mit Metallclips auszustatten, um Brut- und Jagdverhalten zu beobachten und die Folgen des Klimawandels auszuwerten, könnte die Gesundheit der Tiere gefährden, so das Ergebnis einer neuen Studie. Wie französische und norwegische Forscher im Fachblatt Na...

Die Flügel von Pinguinen mit Metallclips auszustatten, um Brut- und Jagdverhalten zu beobachten und die Folgen des Klimawandels auszuwerten, könnte die Gesundheit der Tiere gefährden, so das Ergebnis einer neuen Studie. Wie französische und norwegische Forscher im Fachblatt Nature darlegen, behindern die Flossenbänder die Vögel beim Schwimmen und senken so die Überlebens- und Reproduktionsrate. Zum Teil wurde die Studie über ein Marie-Curie-Förderstipendium des Siebten Rahmenprogramms (RP7) der EU gefördert. Um Unterschiede bei Überlebens- und Reproduktionsraten festzustellen, werteten die Forscher eine 10-jährige Datenreihe über zwei Gruppen von Königspinguinen (Aptenodytes patagonicus) auf der zu den Crozetinseln zwischen Afrika und der Antarktis gehörenden Île de la Possession aus. 100 Tiere waren mit einem elektronischen Sender versehen worden, die Hälfte von ihnen trug zusätzlich ein Metallband an den Flügeln. Die mit den Clips markierten Pinguine gelangten später zum Brutplätzen und brauchten länger für die lebensnotwendige Futtersuche. Wie die Ergebnisse belegten, war die durchschnittliche jährliche Überlebensrate im Vergleich zu den nicht markierten Artgenossen um 5% und die Überlebensrate zwischen 1998 und 2008 damit um 16% gesunken. Mit einer Anzahl von nur 47 Küken verringerte sich die Fortpflanzungsrate in diesem Zeitraum um 40%, die nicht markierten Pinguine hingegen verzeichneten eine Nachwuchsrate von 80 Küken. Offenbar gelang es den Pinguinen auch über einen so langen Zeitraum nicht, sich an die Flossenbänder und das zusätzliche Gewicht zu gewöhnen. Sie erreichten ihre Brutstätten auf der Île de la Possession zu spät und brauchten auch mehr Zeit für die ausgedehnte Futtersuche. Je später Pinguine schlüpfen, so die Forscher, desto geringer werden auch ihre Überlebenschancen, da die Nahrungsbeschaffung für die Eltern aufgrund knapperer Vorräte immer schwieriger wird. Markierungsbänder aus Metall werden den Pinguinen zu Forschungszwecken angelegt, damit sie aus der Ferne identifiziert und mit dem Fernglas beobachtet werden können. Problematisch dabei ist allerdings der um 24% höhere Energieaufwand beim Schwimmen, weil die Metallclips den Wasserwiderstand vergrößern und die Seevögel verletzen, sodass sie ausgezehrt aussehen und schneller altern. Die Forscher raten daher, die Clips ganz abzuschaffen, da es andere Möglichkeiten der Markierung gäbe, beispielsweise die Einpflanzung von Sendern unter der Hautoberfläche. "Die Vögel leiden ein Leben lang unter dieser Prozedur", erklärt Studienleiter Prof. Yvon Le Maho von der Universität Straßburg und dem Nationalen Forschungszentrum in Frankreich (CNRS). Wie es in der Studie heißt, sei der Einsatz von Metallclips durch Forscher und Umweltschützer ethisch nicht mehr vertretbar, zumal auch die Verlässlichkeit der Daten leide, wenn die Vögel mit Metallbändern ausgestattet werden. "Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie gehört, dass sich die Folgen des Klimawandels (d.h. Veränderungen der Meeresoberflächentemperatur und des Southern Oscillation Index) bei markierten Pinguine anders zeigen als bei nicht markierten Pinguinen", so die Studie. "Aussagen über die Auswirkungen von Metallclips können nur über längere Zeiträume getroffen werden, und die Lebensqualität der Tiere kann in jeder Hinsicht beeinträchtigt werden, was den weiteren Einsatz der Bänder überhaupt in Frage stellt." Im Jahre 2007 unterstrich der Weltklimarat (IPCC) die Notwendigkeit, die Folgen der Klimaveränderung auf die Meeresökosysteme zu untersuchen. Experten schätzen, dass die globale Erwärmung die Ökosysteme im südlichen Indischen Ozean maßgeblich beeinflussen wird - die Heimat der Pinguine, die generell eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren haben. Königspinguine werden sogar noch älter.Weitere Informationen unter: Centre national de la recherche scientifique (CNRS): http://www.cnrs.fr/index.php Nature: http://www.nature.com/nature/index.html

Länder

Frankreich, Norwegen

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