CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-09

Article available in the following languages:

Babys spüren soziale Dominanz schon mit 10 Monaten

Schon im zarten Alter von 10 Monaten sind sich Babys der sozialen Dominanz bewusst und wissen, dass wenn zwischen zwei Personen ein Konflikt ausbricht, sich die größere durchsetzen wird, so eine neue amerikanisch-dänische Forschungen. Diese Erkenntnisse wurden in der Fachzeits...

Schon im zarten Alter von 10 Monaten sind sich Babys der sozialen Dominanz bewusst und wissen, dass wenn zwischen zwei Personen ein Konflikt ausbricht, sich die größere durchsetzen wird, so eine neue amerikanisch-dänische Forschungen. Diese Erkenntnisse wurden in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht und implizieren, dass wir entweder mit der Kenntnis der sozialen Dominanz geboren werden, oder diese bereits sehr früh entwickeln. Die Fähigkeit zu erkennen, welche Personen dominanter sind, hilft Kindern dabei, die Struktur ihrer sozialen Umgebung zu verstehen und leitet sie durch ihre Interaktionen mit anderen. Dominanzhierarchien, in der manche Individuen besseren Zugang zu Essen, Sexualpartnern oder anderen Ressourcen haben, sind überall im Tierreich zu finden, auch unter den Menschen. Nach Ansicht der Forscher entwickeln bereits Kleinkinder Dominanzhierarchien ähnlich derer, wie sie bei anderen Primaten gefunden werden. Ein Faktor, der sowohl bei Menschen, als auch bei Tieren für Dominanz steht, ist die Größe. "Könige und Stammesführer sitzen traditionell auf einem erhabenen Thron und tragen aufwändige Kronen oder Roben, in denen sie größer aussehen, als sie in Wirklichkeit sind, während ihre Untertanen sich häufig verbeugen oder niederknien, um höherrangigen Menschen oder Göttern ihren Respekt zu erweisen", erklärt die leitende Autorin der Abhandlung, Lotte Thomson, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Psychologie in Harvard und Hochschulassistentin für Psychologie an der Universität von Kopenhagen. "Viele Tiere wie Vögel und Katzen plustern sich auf, um körperlich größer auszusehen als ihr Opponent und werfen sich nieder, um ihre Unterwürfigkeit zu demonstrieren, wie z. B. Hunde. Unsere Arbeit zeigt, dass selbst Menschenkinder, die noch nicht sprechen können und nur über eine begrenzte Sozialisation verfügen, solche Gesten deuten können." In dieser Studie beobachteten Professor Thomsen und ihre Kollegen, wie Kleinstkinder im Alter zwischen 8 und 16 Monaten auf einfache Zeichentrickfilme mit zwei Klötzen (1 großer und 1 kleiner) mit einfachen Gesichtern (Augen und ein Mund) darauf reagieren. In den kurzen Filmen nähren sich die Klötze einander aus gegensätzlichen Richtungen des Bildschirms, bis sie sich in der Mitte treffen, wo sie sich gegenseitig im Weg stehen. Einer der Klötze verbeugt sich und geht zur Seite, sodass der andere Klotz ungehindert weiterlaufen kann. Wenn Kinder die Verbindung zwischen Größe und Dominanz verstehen, werden sie erwarten, dass der kleinere Klotz den Weg für den größeren frei macht und nicht umgekehrt. "Da Kinder in diesem Altern nicht interviewt werden können, müssen ihre Erfahrungen und Erwartungen anhand ihres Verhaltens beurteilt werden. Kinder neigen dazu, länger hinzusehen, wenn etwas sie überrascht. Wir können die Hypothesen darüber, was sie erwarten, somit testen, indem wir messen, wie lange sie sich ein Szenario ansehen, das entweder mit ihren Erwartungen einhergeht, oder ihnen widerspricht", so Professor Thomson "Wie in unserer Theorie bereits vorhergesagt, sahen die Kleinkinder wesentlich länger hin, wenn der große Klotz dem kleineren den Vortritt lässt." Wenn der kleinere Charakter im Zeichentrickfilm dem größeren den Weg frei machte, sahen die Babys im Durchschnitt 12 Sekunden lang hin. Lässt der große Charakter jedoch den kleineren vorbei gehen, sahen sich die Kleinkinder diesen überraschenden Vorgang volle 20 Sekunden lang an. Professor Thomsen zu diesem Ergebnis: "Damit haben wir bewiesen, dass selbst Kleinkinder, die noch nicht sprechen können, soziale Dominanz verstehen und die relative Größe als Kriterium einsetzen. Einfach gesagt, wenn ein großer und ein kleiner Mann gegensätzliche Ziele haben, erwarten Kleinkinder in dem Alter, dass er große Mann gegen den kleinen Mann gewinnt." Weitere Studien haben ergeben, dass die jüngsten Babys in der Studie im Alter von nur acht Monaten keine Erwartungen hinsichtlich des Ergebnisses des Konfliktes der sozialen Dominanz, wie im Zeichentrickfilm dargestellt, haben, neun Monate alte Babys jedoch die soziale Dominanz bereits ein Stück weit verstehen. Die Testpersonen im Alter von 10 und mehr Monaten hingegen hatten bereits eine recht klare Wahrnehmung dafür, dass Größe ein wichtiger Faktor bei der sozialen Dominanz darstellt. "Für ein sich entwickelndes Kind ist es von erheblicher Wichtigkeit, die soziale Struktur seiner Welt zu lernen, um angemessen mit Verwandten oder nicht-Verwandten, Freund oder Feind, Vorgesetzen, Untergebenen und Gleichgestellten zu interagieren", so die Schlussfolgerungen der Forscher. "Unsere Erkenntnisse, dass sich Kleinkinder in der präverbalen Phase Konfliktziele und soziale Dominanz zwischen zwei Personen mental vorstellen können, zeigt, dass Kleinkinder nicht nur schon früh über Mechanismen verfügen, mithilfe derer sie die natürliche Welt und die Welt der Individuen mit unterschiedlichen Intentionen kennenlernen, sondern auch früh Vorstellungsfähigkeiten entwickeln, mithilfe derer sie die soziale Welt verstehen, so dass Kleinkinder die Dominanzstrukturen in ihrem Umfeld lernen und verstehen können."Weitere Informationen unter: Science: http://www.sciencemag.org University of Copenhagen: http://www.ku.dk Harvard University: http://www.harvard.edu

Länder

Dänemark, Vereinigte Staaten

Verwandte Artikel