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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Spinnen jagen vibrierende Beutetiere

Insekten, die Vibrationen zum Anlocken von Fortpflanzungspartnern einsetzen, befinden sich in Gefahr, von Spinnen gefressen zu werden; so lautet das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie der Universität Cardiff. Die teilweise innerhalb des Projekts BREAKING THE CODE ("Break...

Insekten, die Vibrationen zum Anlocken von Fortpflanzungspartnern einsetzen, befinden sich in Gefahr, von Spinnen gefressen zu werden; so lautet das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie der Universität Cardiff. Die teilweise innerhalb des Projekts BREAKING THE CODE ("Breaking the code: interception and exploitation of intraspecific vibrational communication between insects by generalist predators") finanzierte Studie wird im Fachblatt Molecular Ecology präsentiert. Das Projekt erhielt innerhalb des Sechsten EU-Rahmenprogramms (RP6) ein innereuropäisches Marie-Curie-Stipendium in Höhe von fast 229.000 EUR. Entomologen von der Cardiff School of Biosciences an der Universität Cardiff im Vereinigten Königreich untersuchten, auf welche Weise Zikaden und andere Insekten in Gefahr geraten, bei lebendigem Leibe gefressen zu werden, wenn sie ihre Fortpflanzungspartner per Vibration anlocken. Räuberische Spinnen fangen das Signal ab, um ihrem Opfer aufzulauern. Experten wissen schon lange, dass Raubspinnen visuelle, akustische und geruchsbasierte Kommunikationswege ihrer Beutetiere ausnutzen. Diese neueste Studie liefert neue Einblicke in das Verhalten von Spinnen, die darauf hindeuten, dass Raubtiere wie auch Spinnen diese speziellen Vibrationssignale empfangen können, um ihre Beute zu finden. "Vibrationssignale sind eine weit verbreitete Form der sexuellen Kommunikation zwischen Tieren", erklären Dr. Meta Virant-Doberlet vom Fachbereich Entomologie am Nationalen Institut für Biologie in Slowenien und Professor William Symondson von der Cardiff School of Biosciences. "Durch die Beobachtung dieses Verhaltens konnten wir zum ersten Mal sehen, dass Spinnen dazu fähig sind, der Kommunikation dienende sexuelle Vibrationssignale als Ortungsmechanismus für ihre Beutetiere auszunutzen", teilen die Autoren der Studie mit. Die Wissenschaftler beobachteten das Verhalten der Spinnenart Enoplognatha ovate - verwandt mit der berühmt-berüchtigten Schwarzen Witwe -, die ein kleines, aber Respekt einflößendes Raubtier ist, das Insekten töten kann, die mehrmals so groß wie es selber sind. Wurden Aufzeichnungen der Vibrationssignale männlicher Zikaden abgespielt, so fingen die Spinnen an, sich auf das Signal zuzubewegen und auf die Jagd nach Nahrung zu gehen. Das Team konnte bei den Spinnen außerdem eine Vorliebe für männliche Zikaden feststellen, was wahrscheinlich auf die "lauteren" komplexeren Signale zurückzuführen ist, die Männchen während der Partnersuche aussenden. Vibrationssignale sind unter Tieren recht weit verbreitet, aber hier konnten die Forscher erstmalig mit Erfolg nachweisen, dass Raubtiere die Signale ihrer Beutetiere ausnutzen können, um sie zu finden und zu töten. Das Team ist nun der Ansicht, dass sich hier ein ganz neues interessantes Feld wissenschaftlicher Untersuchungen auftut. Professor Symondson und Dr. Virant-Doberlet dazu: "Räuber haben gelernt, die Signale ihrer Beute abzufangen aber bis jetzt war dies auf visuelle, akustische und chemische Wege der Kommunikation beschränkt. Diese neue Entdeckung repräsentiert eine bisher nicht berücksichtigte Strategie zum Auffinden von Beute und einen wichtigen unerkannten Faktor bei der Evolution von Räubern und Beute." "Das ist ein äußerst signifikanter wissenschaftlicher Fortschritt, der einen ganz neuen Bereich für wissenschaftliche Untersuchungen eröffnet. Vibrationssignale sind unter wirbellosen Tieren weit verbreitet und es ist höchstwahrscheinlich, dass viele Räuber gelernt haben, sie auszunutzen." Der zum Auffinden von Beute eingesetzte Mechanismus hätte das Potenzial, eine wichtige unerkannte Triebkraft der Evolution bei Räubern und Beute zu sein, so die Forscher.Weitere Informationen unter: Cardiff University: http://www.cardiff.ac.uk/ Molecular Ecology: http://onlinelibrary.wiley.com/journal/10.1111/(ISSN)1365-294X

Länder

Vereinigtes Königreich

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