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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Wie sich weibliche Putzerfische zu Männchen fressen

Bei den Menschen werden Betrüger normalerweise bestraft. Dabei hängt die Höhe der Strafe von der Schwere des Betrugs ab. Ein rein menschliches Verhalten? Falsch gedacht! Gewöhnliche Putzerfische (Labroides dimidiatus) sind was sie essen. Obwohl diese Fische als Weibchen gebore...

Bei den Menschen werden Betrüger normalerweise bestraft. Dabei hängt die Höhe der Strafe von der Schwere des Betrugs ab. Ein rein menschliches Verhalten? Falsch gedacht! Gewöhnliche Putzerfische (Labroides dimidiatus) sind was sie essen. Obwohl diese Fische als Weibchen geboren werden, verwandelt sich das größte Tier in das dominante Männchen, das die kleineren Fische bestraft, wenn diese betrügen und nicht nur die Parasiten ihres "Kunden" fressen, sondern auch diesen selbst beißen. Eine neue internationale Forschungsarbeit, die in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B vorgestellt wurden, bringt neue Erkenntnisse zu der Frage, was passiert, wenn die weiblichen Fische zu viel essen. Sehr zum Leidwesen des dominanten Männchens können Weibchen, die zu viel Essen, so groß werden, dass sie sich vielleicht in einen Rivalen verwandeln. Am Institut für Zoologie der Zoological Society London (ZSL) im Vereinigten Königreich haben Forscher entdeckt, dass männliche Fische die Größe ihrer weiblichen Partner überwachen. Experten bezeichnen die Gruppenbildung dieser Fische als Harem: eine Gruppe von bis zu 16 Weibchen wird von einem männlichen Artgenossen dominiert. Gewöhnlich führt das Männchen die Reinigungsarbeit mit dem größten Weibchen in seinem Harem aus. "Unsere Forschung zeigt, dass männliche Putzerfische die Größe ihrer Partnerin genau im Auge behalten", erklärt der Hauptautor Dr. Nichola Raihani von der ZSL. "Ein Grund dafür, eine Betrügerin unter Kontrolle zu halten, mag darin liegen, zu verhindern, dass sie zu viel isst und dann seine Stellung als dominantes Männchen im Riff übernehmen könnte." Putzerfische leben in Korallenriffen in der tropischen Region des Indopazifik. In der Studie zeigte sich auch, dass der männliche Putzerfisch die Qualität der Nahrungsquelle einschätzen kann. So würde er ein mogelndes Weibchen ohne Zögern härter bestrafen, wenn es einen hochwertigen Kunden "vergrault". Und wie reagiert der weibliche Fisch darauf? Er wird sich bei guten Kunden später besser verhalten. Die Forscher heben hervor, dass dies außerhalb des menschlichen Reiches das erste Beispiel dafür ist, dass eine Strafe an das Verbrechen angepasst wird. Damit wird der Übeltäter angespornt, sein Verhalten angesichts der angedrohten Strafen zu ändern. Putzerfische stehen vor einem Problem ähnlich dem "Gefangenendilemma" (Szenarien, in denen Zusammenarbeit und Vertrauen über Erfolg oder Misserfolge entscheiden können), wenn sie paarweise die Inspektionen gemeinsamer Kunden durchführen, so die Forscher. Nur einer der beiden erntet die Früchte des Betrugs (Beißen des Kunden), während die Kosten (Vergraulen des Kunden) von beiden Partnern geteilt werden. "Putzerfische und Menschen haben nicht viele körperliche Gemeinsamkeiten, aber die Riffbewohner bestrafen mogelnde Artgenossen wie wir Menschen, die Gesetze nicht einhalten", erklärt Dr. Raihani. "In beiden Situationen können härtere Strafen als stärkere Abschreckung gegen künftige Straftaten dienen." In der Studie heißt es weiterhin: "Trotz der Vorteile des Mogelns finden Putzerfische scheinbar eine kooperative Lösung für dieses Dilemma, vor allem weil Weibchen sich während der paarweisen Inspektionen kooperativer verhalten als wenn sie alleine arbeiten. Diese größere weibliche Kooperationsbereitschaft entsteht, weil Männchen ihre weiblichen Artgenossen bestrafen, wenn sie mogeln und gemeinsame Kunden vergraulen. Das Weibchen wird bestraft, indem es vom Männchen auf aggressive Weise gejagt wird, sollte es einen Kunden in die Flucht geschlagen haben." Funktioniert das auch andersherum? Nein, Männchen werden nicht bestraft. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher feststellen, wie Putzerfische bewerten, wie die Marktkräfte die Qualität der Arbeit beeinflussen, die Putzerfische ihren Kunden liefern. Weitere Beiträge zu der Studie kamen von Experten der Universität Zürich und der Université de Neuchâtel in der Schweiz sowie von der Universität Queensland in Australien.Weitere Informationen unter: Zoological Society London (ZSL): http://www.zsl.org/ Proceedings of the Royal Society B: http://rspb.royalsocietypublishing.org/

Länder

Australien, Schweiz, Vereinigtes Königreich

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