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Versauerung schwedischer Seen: Sind natürliche Ursachen verantwortlich?

Ein britisch-schwedisches Forscherteam unter Leitung der University of Reading, Vereinigtes Königreich, entdeckte, dass die Versauerung von Seen in Schweden weniger auf Emissionen aus Kraftwerken zurückzuführen ist als ursprünglich angenommen. Die Studie wurde jetzt im Fachbla...

Ein britisch-schwedisches Forscherteam unter Leitung der University of Reading, Vereinigtes Königreich, entdeckte, dass die Versauerung von Seen in Schweden weniger auf Emissionen aus Kraftwerken zurückzuführen ist als ursprünglich angenommen. Die Studie wurde jetzt im Fachblatt BioScience veröffentlicht und beschreibt, wie sich organische Säuren und Kraftwerksemissionen in der Vergangenheit ausgewirkt haben müssen. Sie geht dabei speziell auf den Rückgang der Versauerung schwedischer Gewässer in den letzten beiden Jahrzehnten ein. Forscher und Politiker zeigten sich in den 70iger und 80iger Jahren alarmiert über die mögliche Wirkung der von Kraftwerken ausgehenden sauren Schwefeldioxid- und Stickstoffoxidemissionen auf die Umwelt. Im Gegenzug wurden strenge Kontrollmaßnahmen eingeführt, da man sich insbesondere in Europa um die unzähligen schwedischen Seen sorgte, denen diese Emissionen offenbar schwer zu schaffen machten. Experten befassten sich mit einer Reihe von Fällen, in denen die Versauerung ausgesprochen hoch war. Die Stockholmer Regierung hatte damals Gegenmaßnahmen angeordnet, um der Versauerung der Seen Einhalt zu gebieten, und schüttete Tausende Tonnen Kalk in die Seen. Diverse Theorien über die Gründe der Versauerung, beispielsweise Klimawandel und Flächennutzung, gaben Anlass, vorindustrielle Konzentrationen an gelöstem organischen Kohlenstoff (Dissolved Organic Carbon, DOC) zu ermitteln, anhand derer die Versauerung und andere Parameter der Wasserqualität bestimmt werden. In der jüngsten Studie nun postulieren die Forscher, dass, wenn man den gelösten organischen Kohlenstoff berücksichtigt, der von lebenden Organismen erzeugt wird und zur Versauerung eines Gewässers führen kann, die Rolle von Kraftwerksemissionen relativiert werden müsse. Das Team um Studienautor Dr. Martin Erlandsson, Forschungsstipendiat am Institut für Geographie und Umweltwissenschaft an der University of Reading, analysierte Beobachtungen der letzten 20 Jahre, in denen ein Rückgang der Versauerung in Schweden verzeichnet wurde. Die Konzentrationen an gelöstem organischen Kohlenstoff in schwedischen Seen sind trotz Stabilisierung der Kraftwerksemissionen in den 90iger Jahren gestiegen. Zwar ist man sich über den Grund dieses Anstiegs nicht schlüssig, Sedimentanalysen mehrerer Seen ergaben aber, dass die Konzentrationen an vorindustriellem organischen Kohlenstoff genauso hoch waren wie heute und höher als die Werte vor 20 Jahren. Die Forscher gingen daher davon aus, dass Kraftwerksemissionen den Grad der Versauerung in den Seen wahrscheinlich kaum beeinflussten. In ihrer Studie klassifizierten die Forscher im Rahmen von Langzeitbeobachtungen die Versauerung in 66 Seen, die repräsentativ für die 12.700 Seen in den nemoralen und borealen Regionen Schwedens waren. Der Erhebung zufolge werden 47% dieser Seen als signifikant versauert klassifiziert (wobei davon ausgegangen wird, dass die vorindustriellen DOC-Konzentrationen auf gleichem Stand sind wie 1990). Wenn jedoch die höheren DOC-Konzentrationen von 2009 als Ausgangswert für vorindustrielle Bedingungen genommen werden, gelten ungefähr 24% der Seen als versauert. Sedimentanalysen in einigen der Seen bestätigen die These, dass die Konzentrationen an vorindustriellem organischen Kohlenstoff damals mindestens genauso hoch gewesen sein müssen wie heute, und möglicherweise höher als 1990. Während also frühere Studien davon ausgehen, dass Kraftwerksemissionen signifikant zur Versauerung der Seen beitrugen, lassen die Ergebnisse der neuen Studie diesen Schluss nicht mehr zu. "Dies zeigt, wie wichtig es ist, Referenzwerte für DOC zu ermitteln, und es wirft neues Licht auf die klassische Diskussion, ob natürliche oder anthropogene Ursachen als Grund für die Versauerung zu sehen sind", wie es im Forschungsbericht heißt. Zudem zeigen die Ergebnisse, wie wichtig es ist, die vorindustriellen DOC-Konzentrationen in Seen zu ermitteln, da diese signifikanten Einfluss auf den Grad der Versauerung haben, als deren Ursache bislang Kraftwerksemissionen galten.Weitere Informationen finden Sie unter: University of Reading: http://www.reading.ac.uk/ BioScience: http://www.aibs.org/bioscience/current_issue.html

Länder

Schweden, Vereinigtes Königreich

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