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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Nilflughunde vertrauen auf inneres Navigationssystem

Wir Menschen nutzen immer häufiger Navigationsgeräte wie GPS (Global Positioning System), die uns helfen, auf Reisen unseren Standort zu bestimmen und uns in unbekannten Gegenden zurechtzufinden. Für viele Tiere ist ein gutes Orientierungsvermögen jedoch kein Spaß, sondern übe...

Wir Menschen nutzen immer häufiger Navigationsgeräte wie GPS (Global Positioning System), die uns helfen, auf Reisen unseren Standort zu bestimmen und uns in unbekannten Gegenden zurechtzufinden. Für viele Tiere ist ein gutes Orientierungsvermögen jedoch kein Spaß, sondern überlebensnotwendig. Forscher aus Israel, Italien und der Schweiz untersuchten den Orientierungssinn von Flughunden, um herauszufinden, wie sich Säugetiere in freier Wildbahn in ihrer natürlichen Umgebung zurechtfinden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie kürzlich im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). Die Forscher brachten kleine GPS-Geräte an ägyptischen Nilflughunden an (Rousettus aegyptiacus), um herauszufinden, wie sie des Nachts einen ganz speziellen Baum finden. Jede Nacht fliegen die Tiere viele Kilometer weit, um sich von den Früchten bestimmter Bäume zu ernähren, und kehren anschließend wieder in ihre Höhle zurück. Fledertiere, so die Forscher, orientieren sich auf Basis einer inneren, kognitiven Landkarte, die sie über ihre heimatliche Umgebung anlegen, und nutzen hierfür optische Anhaltspunkte wie Berge oder Lichter. Zusätzlich besitzen die Tiere einen ausgezeichneten, große Gebiete umfassenden Navigationsmechanismus, wie betont wird. Frühere Studien hatten bereits das Orientierungsvermögen von z.B. Schildkröten, Hummern und Vögeln beschrieben. Lediglich das Verhalten von Säugern wurde bislang nur im Labormaßstab untersucht, da in den Tests die Weiten komplexer Landschaften als natürliche Umgebung von Tieren nicht simuliert werden konnten. Die winzigen GPS-Geräte, die Forscher der Hebrew University of Jerusalem und des Weizmann-Instituts, Israel, sowie der Organisation Ornis Italica in Italien und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) in der Schweiz entwickelt hatten, waren gerade einmal 10 Gramm schwer und umfassten einen sehr kleinen GPS-Empfänger, einen Datenlogger sowie Batterien. Die Gerätedaten lieferten Aufschluss über die Flugroute der Nilflughunde in mehreren aufeinander folgenden Nächten. Jede Nacht, wenn die Flughunde ihre Höhle in Israel verließen, zeichneten die Geräte die Flugroute auf. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h flogen die Tiere auf direktem Wege zu ihren Bäumen, wobei sie Höhenunterschiede von mehreren hundert Metern überwanden und Entfernungen zwischen 12 und 15 km zurücklegten. Alle Flughunde besuchten dabei jede Nacht dieselben Bäume und machten dabei auch nicht an identisch aussehenden Bäumen Halt, die näher an ihrer Heimathöhle lagen. Damit sei ihr Heimfindevermögen durchaus dem von Brieftauben vergleichbar, so die Forscher. Geruch sei hingegen keine Navigationshilfe, wie sie betonen, da die Tiere identisch aussehende Bäume ignorierten. Somit würden sich die Tiere wohl nicht auf beliebige optische oder andere Anhaltspunkte verlassen, wie die Datenanalysen nahe legen. Mehrere Flughunde wurden an einen anderen Ausgangsort in der heimatlichen Wüste verbracht, der 44 km weiter südlich lag. Nachdem die erste Gruppe aufgelassen wurde, fanden die Tiere auch von dort den Weg zum Lieblingsbaum, um danach geradewegs zu ihrer Höhle zurückzukehren. Nur Tiere, die zuvor gefüttert worden waren, flogen gleich nach Verlassen des Standorts in ihre Höhle zurück. Die Forscher kamen nach einer räumlichen Modellanalyse sowie Auskünften von Piloten zu der Überzeugung, dass die Tiere anhand optischer Anhaltspunkte in der Landschaft wie etwa Lichter navigieren. Auch als sie noch weiter von ihrer heimatlichen Höhle entfernt wurden, flogen die Tiere zwar einige Zeit suchend umher, das Heimfindevermögen war aber kaum beeinträchtigt. Die Vermutung liegt somit nahe, dass Flughunde in der Lage sind, aus der "Vogelperspektive" anhand visueller Informationen eine kognitive Landkarte über weitläufige Gebiete anzulegen. Wie es im Bericht heißt, berechnen die Tiere ihre eigene Position, indem sie die Fläche in Dreiecke aufteilen (Triangulation) und hierzu mehrere Azimute zu bekannten entfernten Landmarken nutzen. Die Forschungsstudie lieferte neue Erkenntnisse darüber, wie sich Säuger, in diesem Falle Flughunde, anhand einer inneren Landkarte in Gebieten von bis zu 100 km2 orientieren.Weitere Informationen finden Sie unter: Hebrew University of Jerusalem: http://www.huji.ac.il/huji/eng/ PNAS: http://www.pnas.org/

Länder

Schweiz, Israel, Italien

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