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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Kalifornien als Ursprungsort europäischer Baumkrankheit

Ein internationales Forscherteam hat den möglichen Ursprungsort eines Pilzes gefunden, der für das Zypressensterben auf sechs Kontinenten verantwortlich ist. Die im Fachblatt Phytopathology veröffentlichte Studie beschreibt das endemische Vorkommen des Pathogens Seiridium card...

Ein internationales Forscherteam hat den möglichen Ursprungsort eines Pilzes gefunden, der für das Zypressensterben auf sechs Kontinenten verantwortlich ist. Die im Fachblatt Phytopathology veröffentlichte Studie beschreibt das endemische Vorkommen des Pathogens Seiridium cardinale - dem Auslöser von Zypressenkrebs - in Kalifornien, Vereinigte Staaten. Erstmals wurde S. cardinale 1928 im San Joaquin Valley gemeldet. Der Pilz breitete sich dann von den Vereinigten Staaten nach Afrika, Asien, Australien, Europa, Neuseeland und Südamerika aus. In einigen Regionen wurden bis zu 95% der heimischen Zypressenpopulation, darunter Zedern und Wacholder, infiziert oder gar vernichtet. "Der Pilz wurde wahrscheinlich vor 60 bis 80 Jahren von Kalifornien nach Südfrankreich oder Mittelitalien eingeschleppt, und damit begann die weltweite Ausbreitung, der auch die malerischen italienischen Zypressenhaine zum Opfer fielen", erklärt Prof. Matteo Garbelotto von der University of California, Berkeley, Vereinigte Staaten. Die Toxine des Pilzes hemmen den Saftfluss des Baumes, sodass der Baum weder Wasser noch Nährstoffe aufnehmen kann und schließlich abstirbt. Vor allem in Südeuropa sind die Schäden von tragischem Ausmaß. Studienleiter Gianni Della Rocca am Institut für Pflanzenschutz des Nationalen Forschungsrat (Institute for Plant Protection of the National Research Council, IPP-CNR) in Florenz, Italien, erklärt hierzu: "Italienische Zypressen sind zwar auch wichtig für das Ökosystem, machen aber vor allem den Großteil der historisch gewachsenen mediterranen Kulturlandschaft aus, die sich über die Toskana sowie weite Teile Griechenlands, Südfrankreichs und Spaniens erstrecken. Es ist schwierig, die Schadenshöhe durch den Pilz genau zu beziffern. Auch ist die Toskana oder Provence ohne Zypressen kaum vorstellbar." Zwar gilt der exotische Pilz als verantwortlich für das Auftreten und die zerstörerische Wirkung der Baumkrankheit in Europa, es bleibt aber noch immer die Frage nach seiner Herkunft. In der jüngsten Studie untersuchte das Forscherteam um Prof. Della Rocca und Prof. Garbelotto mittels moderner DNA-Analysen 96 S. cardinale-Isolate von kranken Bäumen aus 8 Counties in Kalifornien sowie aus Chile, 7 Mittelmeerländern und aus Neuseeland. S. cardinale besitzt die Fähigkeit sowohl zur ungeschlechtlichen Fortpflanzung, indem er identische Klone von sich selbst generiert, oder aber zur geschlechtlichen Vermehrung mit einer anderen Variante, so die Forscher. Das Team identifizierte Kalifornien als Ursprungsort der Ausbreitung, da die dortigen Pilzpopulationen die höchste genetische Variabilität aufweisen. Den Forschern zufolge ist das Auftreten des Pilzes in dieser Region endemisch. Die Diversität ist höchstwahrscheinlich der geschlechtlichen Reproduktion zweier Genvarianten des in Kalifornien nachgewiesenen Erregers geschuldet. Ihre Forschungsarbeit enthüllte auch, dass eine der beiden in Kalifornien endemischen Varianten von S. cardinale der Auslöser des Zypressenkrebses im Mittelmeerraum ist. Dies deute darauf hin, dass alle dortigen Pilzvarianten von einem "Ursprungs"-Genotypen abstammen, der nach Europa eingeschleppt wurde. Die Forscher nehmen auch an, dass die zweite Variante für die epidemische Ausbreitung südlich des Äquators verantwortlich ist. Obwohl nicht gesichert feststeht, auf welche Weise der Pilz von Kalifornien in andere Erdteile gelangte, gehen die Forscher davon aus, dass der Handel mit Pflanzen hier keine unerhebliche Rolle spielte. Genetische Analysen könnten nun dazu beitragen, die Ausbreitung der Infektion zu verhindern. "Wir können Pflanzen, bevor sie verkauft werden, mit genetischen Tests auf einen Befall mit S. cardinale untersuchen, selbst auf Stämme, die derzeit noch nicht in Europa oder der südlichen Hemisphäre vorkommen", erklärt Prof. Garbelotto. "Neue Technologien der letzten Jahre ermöglichen es, einfache Tests zu entwickeln. Die Herkunft des Pilzes musste aber erst einmal geklärt werden, damit man weiß, wonach man suchen muss." Angesichts der jahrelangen Bemühungen europäischer Forscher, Zypressen zu züchten, die resistent gegen die derzeitige Variante von S. cardinale sind, sagt Prof. Garbelotto: "Es gibt keine Garantie, dass diese resistenten Bäume auch gegen andere kalifornische Stämme resistent sind, wenn sie damit in Kontakt kommen. Wenn ein weiterer Stamm in den Mittelmeerraum oder die südliche Hemisphäre eingeschleppt wird, kann es die Epidemie in diesen Regionen durchaus beschleunigen und das Sterben verschlimmern. Damit könnten 30 Jahre Arbeit, Resistenzen einzuzüchten, mit einem Schlag zunichtewerden. Es ist also von höchster Bedeutung, den Handel mit infizierten Pflanzen zu unterbinden, um das Einschleppen weiterer Erreger zu verhindern, denen die eingezüchteten Resistenzen überhaupt nichts ausmachen."Weitere Informationen finden Sie unter: Phytopathology: http://apsjournals.apsnet.org/loi/phyto Institute for Plant Protection of the National Research Council (IPP-CNR) in Florence: http://www.ipp.cnr.it/en/home.html

Länder

Italien, Vereinigte Staaten

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