Kommunikation in sozialen Netzwerken erfolgt "blockweise"
Forscher in Spanien untersuchten zeitliche Kommunikationsmuster und deren Einfluss auf die Verbreitung von Informationen in sozialen Netzwerken. Die im Fachblatt Physical Review E veröffentlichte Studie zeigt, dass Kommunikation zwischen Menschen blockweise stattfindet. Unter Leitung der Universität Carlos III de Madrid (UC3M) werteten die Forscher Mobilfunkgespräche von 20 Mio. Spaniern aus. Wie sich herausstellte, findet menschliche Kommunikation blockweise ("Bursts") sowie in Gruppen statt. Dabei "ergeben sich jedoch genau entgegengesetzte Effekte, wenn es um die Reichweite von Nachrichten geht: während Bursts die Massenverbreitung hemmen, werden Informationen in Gruppenkonversationen eher lokal, schnell und kaskadenartig verbreitet", wie es heißt. "Diese großen Datenmengen und der verlängerte Zeitraum garantieren, dass die Ergebnisse repräsentativ und universell sind", so die Koautorin der Studie und Doktorandin Giovanna Miritello von der Mathematischen Fakultät der UC3M, deren Forschungsarbeit durch den spanischen Konzern Telefónica I+D finanziert wird. Die Grundaussage ist, dass menschliches Verhalten, also Kommunikation oder andere Aktivitäten, keineswegs homogen ist. "Dieser Aspekt menschlicher Aktivität, der auch im Zusammenhang mit E-Mail-Kontakten, Webseitenaufrufen und Börsentransaktionen beobachtet wurde, dominiert die zwischenmenschliche Kommunikation", erklären die Forscher. Das Team erforschte die Dynamik sozialer Beziehungen und betrachtete sie als Quantität, die sowohl topologische als auch zeitliche Kommunikationsmuster umfasst. "Hierbei handelt es sich um eine sehr wichtige Komponente bei Prozessen wie etwa der Verbreitung von Werbung, Gratisproduktempfehlungen (virales Marketing) und Marktentwicklungen für Produkte, aber auch der Verbreitung von Gerüchten, Meinungen, politischen Standpunkten usw.", erklärt Koautor Professor Esteban Moro von der Interdisziplinären Forschungsgruppe für Komplexe Systeme an der Mathematischen Fakultät der UC3M und dem Institut für mathematische Wissenschaften in Spanien. Die Daten zeigen, dass Bursts die Verbreitung von Nachrichten verlangsamen, da zwischen Gesprächen lange Kommunikationspausen liegen können und sich damit die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Informationen nicht weitergegeben werden. Den Ergebnissen zufolge spielen Gruppenkonversationen in der menschlichen Kommunikation eine Schlüsselrolle. Obwohl Kommunikation blockweise verläuft, finden diese Bursts zwischen den Mitgliedern eines sozialen Netzwerks zeitgleich statt, was die Verbreitung von Nachrichten innerhalb dieser Gruppen beschleunigt. Zu den Forschungszielen der Studie erklärt Prof. Moro: "Im Gegensatz zur statischen Vision eines sozialen Netzwerks (mit dem ich interagiere) analysiert unsere Studie, wann und wie diese sozialen Beziehungen entstehen." Das Team um Professor Moro quantifizierte die Effekte kommunikativer Parameter auf die Verbreitung von Informationen, um herauszufinden, ob sich anhand des Kommunikationsrhythmus zwischen zwei Menschen Aussagen zur "Qualität" oder Charakteristik einer Beziehung treffen lassen, also ob sich hier Freunde, Verwandte, Kollegen oder lediglich Bekannte treffen. Es ermöglichte ihnen auch, die Effekte dieser Rhythmik auf die Verbreitung von Nachrichten in sozialen Netzwerken bei Prozessen wie viralem Marketing und Produktempfehlungen zu untersuchen.Weitere Informationen finden Sie unter: Physical Review E: http://pre.aps.org/(öffnet in neuem Fenster) Universidad Carlos III de Madrid: http://www.uc3m.es/portal/page/portal/inicio(öffnet in neuem Fenster)
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Italien, Vereinigte Staaten