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Inhalt archiviert am 2024-04-17

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Proteomik: europäischer Spitzenforscher erhält zwei renommierte Wissenschaftspreise

Ein deutscher Forscher erhielt gleich zwei renommierte Wissenschaftspreise für seine maßgeblichen Entwicklungen in der Massenspektrometrie. Professor Matthias Mann, Koordinator des Projekts PROSPECTS (Proteomics specification in time and space) des Siebten Rahmenprogramms ...

Ein deutscher Forscher erhielt gleich zwei renommierte Wissenschaftspreise für seine maßgeblichen Entwicklungen in der Massenspektrometrie. Professor Matthias Mann, Koordinator des Projekts PROSPECTS (Proteomics specification in time and space) des Siebten Rahmenprogramms (RP7), wurde sowohl der Louis-Jeantet-Preis für Medizin 2012 als auch der Ernst-Schering-Preis 2012 zuerkannt. Beide Preise erhielt er für seine herausragende Weiterentwicklung der Massenspektrometrie für die Protein- und Proteomanalytik, einem aufstrebenden Forschungsbereich in der Biomedizin, der sich mit der umfassenden Identifizierung und Charakterisierung der Gesamtheit aller Proteine und ihrer Interaktionen (dem Proteom) befasst. Inzwischen ist das Erbgut vieler Arten entschlüsselt, so dass der Schwerpunkt der Forschung sich weg von der Genomik hin zur Proteomik bewegt, die die Gesamtheit aller Proteine in einer Zelle oder eines Organismus beschreibt. Professor Mann gelang es, das Verfahren der Massenspektrometrie in der Molekularbiologie anzuwenden, um das Gewicht von Molekülen zu ermitteln und damit Aufschluss über die Molekülstruktur zu gewinnen. Mit dieser Methodik hat er die Charakterisierung des Proteoms revolutioniert. In einem Interview mit CORDIS Nachrichten äußert sich Professor Mann zur Bedeutung der beiden Preise: "Ich freue mich sehr über die Preise, vor allem über den Louis-Jeantet-Preis im Fachbereich Medizin. Er würdigt damit unsere Erfolge in der Medizinforschung und gibt uns die Möglichkeit, in dieser Richtung weiterzuforschen. Die Herausforderungen hier sind vielfältig und die Erfolgsaussichten hoch. Wir hoffen, die neue Technik direkt in der Diagnostik anwenden zu können, um anhand des Proteinprofils genau sagen zu können, welche Therapie individuell sinnvoll ist. Wenn wir wissen, welches Protein wie aussieht, können wir die Ursachen von Krankheiten sehr viel besser verstehen." Professor Mann koordinierte ein Projekt, das Proteine analysiert, die aus einem Gel extrahiert werden. In der Wissenschaft werden derartige Gele zur Auftrennung von Molekülen wie etwa Proteinen eingesetzt. Mit massenspektrometrischen Verfahren war eine Analyse dieser Proteine aber bislang nicht möglich. Durch Miniaturisierung des Elektrospray-Verfahrens, das bislang zur Ionisierung von Molekülen eingesetzt wurde, verbesserte Mann wesentlich die analytische Sensitivität. Schließlich identifizierte er mithilfe spezieller mathematischer Algorithmen Proteinfragmente, indem er sie mit Proteinen verglich, deren Struktur bereits in Datenbanken vorhanden war. Der erstmals 1991 verliehene Ernst-Schering-Preis geht jährlich an Forscher, die herausragende Grundlagenforschung im Bereich Medizin, Biologie oder Chemie betreiben. Seit 1986 wird der Louis-Jeantet-Preis für Medizin einmal pro Jahr von der Schweizer Louis-Jeantet-Stiftung an Biomediziner vergeben, die in Europa forschen. Professor Mann betonte, wie wichtig es sei, dass die EU als Förderinstitution diese Leistungen in hohem Maße ermöglicht, und lobte deren "vorwärts gerichtetes Denken". Durch Finanzierung der massenspektrometrischen Forschungen ermöglichte sie deren Weiterentwicklung für die Proteinanalytik. Er zollte auch der Art und Weise Anerkennung, wie EU-finanzierte Projekte die Zusammenarbeit mit Hochschulforschung und Industrie forcieren. Als Beispiel führte er die Partnerschaft mit THERMO SCIENTIFIC als einem der Konsortiumpartner von PROSPECTS an: "Wir sind sehr zufrieden und der EU für die Finanzierung dankbar, denn dies hatte einen direkten positiven Effekt auf unsere Arbeit, vor allem auch, weil es uns half, wettbewerbsfähig zu bleiben. Bei der Partnerschaft mit THERMO bedeutete dies etwa, dass wir Apparaturen bereits nutzen konnten, bevor sie tatsächlich auf den Markt kamen. Dies ist eine hervorragende Möglichkeit, Industriepartner zusammenzubringen, da es die Zusammenarbeit fördert und verschiedenste Teilgebiete der Proteomik zusammenführt." Er erläuterte auch, wie die Förderung die Konkurrenzfähigkeit der europäischen Wissenschaft in diesem schnell expandierenden Forschungsbereich sichert: "Mit zunehmendem Konkurrenzdruck aus den Vereinigten Staaten und Asien ist es für die EU wichtig, ihre Führungsposition zu behaupten, und genau dem hat sich die europäische Forschungsförderung verschrieben." Matthias Mann studierte Mathematik und Physik an der Universität Göttingen in Deutschland und nahm anschließend 1988 an der Universität Yale in den Vereinigten Staaten eine Promotionsstelle an. Nach einem Stipendium als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Süddänemark in Odense wurde er Gruppenleiter am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg. Später kehrte er als Professor für Bioinformatik nach Odense zurück. Seit 2005 ist er Direktor des Max-Planck-Instituts für Biochemie in München, Deutschland. Außerdem steht er dem Proteomikinstitut am neu eröffneten Novo Nordisk Foundation Center for Protein Research in Kopenhagen, Dänemark, vor. Er war Verfasser und Koautor von mehr als 440 Publikationen mit über 70.000 zitierten Stellen, was ihm den Ruf als einer der weltweit produktivsten Köpfe einbrachte. Das von Prof. Mann geleitete PROSPECTS wird in Höhe von 12 Mio. EUR unter der Thematik Gesundheit des Siebten Rahmenprogramms (RP7) finanziert und bringt Forscher aus Dänemark, Deutschland, Israel, Spanien, Schweden, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich zusammen.Weitere Informationen finden Sie unter: Matthias Mann-Gruppe am Max-Planck-Institut für Biochemie: http://www.biochem.mpg.de/mann/ PROSPECTS: http://www.prospects-fp7.eu

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