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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Forscher untersuchen Krebs in seinen Auswirkungen auf Kosten und Pflegende

Krebs kennt keine Grenzen. Neben den körperlichen und seelischen Leiden, die Krebs bei den Patienten verursacht, kostet diese Krankheit die Europäer immense Summen. Neuen Forschungsergebnissen zufolge blättert die EU jährlich mehr als 124 Mrd. EUR hin, um die Ausgaben durch Kr...

Krebs kennt keine Grenzen. Neben den körperlichen und seelischen Leiden, die Krebs bei den Patienten verursacht, kostet diese Krankheit die Europäer immense Summen. Neuen Forschungsergebnissen zufolge blättert die EU jährlich mehr als 124 Mrd. EUR hin, um die Ausgaben durch Krebs zu decken. Die größten Kosten entstehen in Deutschland; Lungenkrebs verursacht die höchste Gesamtbelastung. Am 1. Oktober wurden diese Ergebnisse auf dem ESMO-Krebskongress 2012 (European Society for Medical Oncology) in Wien, Österreich, auf Grundlage einer allerersten Schätzung der wirtschaftlichen Belastung durch Krebserkrankungen in der Region vorgestellt. Eine weitere Studie ergab, dass Menschen, die Krebskranke pflegen, über mehr Fehlzeiten berichteten und - verglichen mit nicht betreuenden Personen - eingeschränkter in ihren Aktivitäten waren. Die Zahlen für die Kostenschätzungsstudie basierten auf Daten über direkte und indirekte Kosten, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und den nationalen Gesundheitsministerien beigesteuert wurden. Sie beinhalteten primäre Kosten und Krankenhauskosten sowie Medikamente. Informelle Pflege und Produktivitätsverluste zählen zu den indirekten Kosten. "Krebs stellt eine enorme ökonomische Belastung nicht nur für die Gesundheitssysteme dar, sondern auch für andere Bereiche der Volkswirtschaft in Form von Produktivitätsausfällen, früher Sterblichkeit und Arbeitsunfähigkeit, aber auch durch Angehörige und Freunde, die Krebskranke informell pflegen und deshalb ihre Arbeit und Freizeitaktivitäten dieser Pflege unterordnen müssen", erläuterte Dr. Ramon Luengo-Fernandez von der Universität Oxford im Vereinigten Königreich. "Ich nehme an, dass die Gesundheitssysteme ganz gut über die medizinischen Kosten für die Bereitstellung der Krebsbehandlung für ihre Patienten Bescheid wissen", fügte er hinzu. "Weniger weiß man jedoch über die mit Krebs verbundenen Produktivitätsverluste und die Kosten der informellen Pflege sowie deren Größenordnungen." Eine Aufschlüsselung der einzelnen Länder ergab, dass Deutschland die höchsten Pro-Kopf-Kosten im Gesundheitswesen von rund 165 EUR verzeichnet, während Litauen die niedrigsten Kosten in Höhe von 32 EUR jährlich pro Kopf hat. Dr. Luengo-Fernandez wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die nord- und mitteleuropäischen Länder über die höchsten Pro-Kopf-Kosten an Krebsbehandlungskosten im Gesundheitswesen berichten. Jene EU-Mitgliedstaaten, die 2004 der EU beigetreten sind, haben die niedrigsten Pro-Kopf-Kosten und außerdem ein geringeres nationales Einkommensniveau. Brustkrebs verursacht die höchsten Kosten im Gesundheitswesen: hier werden 13 Prozent der gesamten krebsbezogenen Gesundheitsausgaben in der EU, d. h. 6 Milliarden EUR pro Jahr verbucht. Die höchsten Gesamtausgaben verursachte allerdings Lungenkrebs mit kolossalen 19 Milliarden EUR, wovon 10 Milliarden EUR auf das Konto einer vorzeitigen Mortalität gehen. Die Forscher der zweiten Studie fanden unter Leitung von Dr. Isabelle Gilloteau von Bristol-Myers Squibb in den Vereinigten Staaten heraus, dass bei Pflegenden mit 50 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit Depression diagnostiziert wurde und doppelt so oft Ängste und Schlaflosigkeit auftraten. Bezugspersonen von Krebskranken berichteten außerdem über Migräne, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Probleme. "Das in der aktuellen Studie festgestellte Belastungslevel der psychischen Lebensqualität und die Behinderungen durch Fehlzeiten ähneln denen, die anderswo bei mit dem Hepatitis-C-Virus infizierten Erwachsenen in der EU oder Erwachsenen mit Arthroseschmerzen in den Vereinigten Staaten beobachtet wurden", sagte Dr. Gilloteau. "Die entscheidende Rolle unbezahlter Pflegepersonen bei der Unterstützung von Krebspatienten ist durchaus bekannt, aber über die gesundheitliche Belastung und die wirtschaftlichen Auswirkungen auf diese Bezugspersonen ist bisher wenig bekannt." Ein weiteres Ziel der Studien sei, den Entscheidungsträgern Vergleiche zwischen den belastenden Ausgaben für verschiedene Krankheiten zu ermöglichen, um Hinweise auf Prioritäten in den einzelnen Bereichen bei der Forschungsförderung zu geben. "Um auf Informationen beruhende politische Entscheidungen aus sicherer Position treffen zu können, gibt es einen großen Bedarf an besseren Informationen über Epidemiologie, Gesundheitswesen, Ressourcenausnutzung und Kosteneinheiten in der EU", erklärte der Oxford-Forscher. Professor Peter Boyle, Chef des International Prevention Research Institute in Frankreich und Mitglied der ESMO-Fachbereichsgruppe für Krebsprävention, sagte in einem Kommentar zu den Untersuchungen: "Hier liegen zwei Studien von enormer Bedeutung vor. Wissen über die Gesamtkosten von Krebs ist essentiell wichtig. Dr. Luengo-Fernandez und seine Kollegen haben uns allen mit der Erarbeitung eines derart detaillierten Berichts einen großen Dienst erwiesen. Die außergewöhnliche Studie von Dr. Gilloteau und ihren Mitarbeitern bietet spezifische Informationen über die Auswirkungen von Krebs auf Pflegende. Dies sind wiederum Schlüsselinformationen und nahezu einzigartig. Diese Studien liefern nun einen Hintergrund, vor dem logische Finanzierungsentscheidungen getroffen werden können."Weitere Informationen erhalten Sie hier: European Society for Medical Oncology (ESMO): http://www.esmo.org/ University of Oxford: http://www.ox.ac.uk/ Annals of Oncology: http://annonc.oxfordjournals.org/

Länder

Deutschland, Litauen, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

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