Neue Genvarianten erhöhen Risiko von Krebs im Kindesalter
Zwei neue Genvarianten haben Forscher aus Italien und den Vereinigten Staaten entdeckt, die das Risiko von Neuroblastom, einem Kinderkrebs erhöhen. Diese Entdeckung wurde mittels automatisierter Technologie zur Durchführung genomweiter Assoziationsstudien (GWAS) an DNA von Tausenden von Probanden erreicht.. Die Studie hat unser Verständnis zur Frage erweitert, wie durch Genveränderungen ein Kind für diesen Kinderkrebs anfällig wird und wie der Tumorfortschritt verursacht wird. Neuroblastom ist eine langfristig schwächende und lebensbedrohliche Erkrankung, die mit einer schlechten Prognose assoziiert ist. Sie betrifft etwa 0,18 von 10.000 Menschen in der Europäischen Union, was etwa 9.100 Menschen entspricht. Es ist der häufigste solide Tumor außerhalb des Gehirns bei Kindern. Zu den Symptomen gehören Schwäche, Knochenschmerzen, Appetitlosigkeit und Fieber. In vielen Fällen ist er bereits bei der Geburt vorhanden, wird aber erst später diagnostiziert, wenn der Krebs sich auf andere Teile des Körpers ausgebreitet hat und die ersten Symptome der Krankheit sichtbar werden. "Wir entdeckten häufige Varianten in den Genen HACE1 und LIN28B, die das Risiko für die Entwicklung von Neuroblastom erhöhen. Für LIN28B scheinen diese Varianten auch zur Progression des Tumors beizutragen, sobald er sich bildet", sagte Leitautorin Sharon J. Diskin, Ph.D. Kinderkrebsforscherin an der Kinderklinik von Philadelphia. "HACE1 und LIN28B sind beide als krebsbedingte Gene bekannt, aber mit dieser Studie werden sie zum ersten Mal mit Neuroblastom in Verbindung gebracht. Diskin und Kollegen, darunter Senior-Autor John M. Maris, MD, Direktor des Center for Childhood Cancer Research an der Kinderklinik, veröffentlichten die Studie online in Nature Genetics. Neuroblastom befällt das periphere Nervensystem und in der Regel erscheint es als solider Tumor in Brust oder Bauch. Sieben Prozent aller Krebserkrankungen im Kindesalter und 10 bis 15% aller Krebstode im Kindesalter sind auf dieses zurückzuführen. Das Forscherteam führte eine GWAS durch und verglich DNA von 2.800 Neuroblastom-Patienten mit der von etwa 7.500 gesunden Kindern. Sie fanden zwei gemeinsame Genvarianten, die mit Neuroblastom assoziiert sind, beide in der 6q16-Region von Chromosom 6. Eine Variante liegt im HACE1-Gen, das andere im LIN28B-Gen. Sie haben gegenläufige Wirkungen: HACE1 fungiert als ein Tumorsuppressor-Gen, es behindert Krebs, während LIN28B ein Onkogen ist, das die Krebsentstehung vorantreibt. Die Studie zeigte, dass eine geringe Expression von HACE1 und eine hohe Expression von LIN28B mit einer schlechteren Überlebensprognose für die Patienten korrelierte. Zur weiteren Untersuchung der Rolle des Gens verwendeten die Forscher genetische Werkzeuge, um die Aktivitäten von LIN28B zu verringern. Damit zeigten sie, dass dieses das Wachstum von Neuroblastom-Zellen in Kultur hemmt. Die neue Forschung baut auf früheren Arbeiten und GWAS der Forscher der Kinderklinik auf, die andere häufige Genvarianten etwa Neuroblastom-Onkogene betrafen. Wie in der aktuellen Studie zeigen auch diese Genvarianten eine doppelte Wirkung, sie leiten Krebs ein und provozieren sein Fortschreiten. "Neben der Erweiterung unseres Verständnisses von der erblichen Komponente der Neuroblastomanfälligkeit könnte diese Forschung unserer Ansicht nach auch zu neuen Therapieansätzen führen", so Diskin. "Unsere Follow-up-Studien werden sich auf die Frage konzentrieren, wie wir auf biologische Signalwege dieser Gene einwirken können, um wirksamere Behandlungen zu entwickeln." Derzeit gibt es in der EU mehrere Medikamente, die für die Behandlung von Neuroblastom zugelassen sind. Neuroblastombehandlungen umfassen chirurgische Eingriffe, Chemotherapie (Arzneimittel zur Krebsbehandlung) und Strahlentherapie.Weitere Informationen sind abrufbar unter: European Medicines Agency http://www.ema.europa.eu/(öffnet in neuem Fenster) International Society of Paediatric Oncology European Neuroblastoma Research Network https://www.siopen-r-net.org/(öffnet in neuem Fenster)
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Italien, Vereinigte Staaten