Wissenschaftler entdecken Zusammenhang zwischen Genen und Gesichtsform
Forscher, die zum Teil von der EU finanziert wurden, haben entdeckt, dass fünf Gene eine wichtige Rolle bei der Festlegung der menschlichen Gesichtsformen spielen. Die in der Fachzeitschrift PLoS Genetics präsentierte genomweite Assoziationsstudie über fazialen Phänotyp kann dazu beitragen, mehr Gene für andere komplexe menschliche Phänotypen, einschließlich Größe, zu ermitteln. Diese Forschung kann das Verständnis für die komplexen molekularen Interaktionen erweitern, die normale und pathologische Unterschiede in der Gesichtsform bestimmen (wenn sie mit ausgefeilten dreidimensionalen bildgebenden Verfahren kombiniert werden). Die Studie wurde teilweise durch die Projekte GEFOS, ENGAGE und GENOMEUTWIN finanziert. GEFOS ("Genetic factors for osteoporosis") und ENGAGE ("European network for genetic and genomic epidemiology") werden unter dem Themenbereich Gesundheit des Siebten Rahmenprogramms der EU (RP7) in Höhe von 3 Mio. EUR bzw. 12 Mio. EUR finanziert. GENOMEUTWIN ("Genome-wide analyses of European twin and population cohorts to identify genes in common diseases") wurde mit mehr als 13,6 Millionen EUR unter dem Themenbereich "Lebensqualität und Management lebender Ressourcen" des Fünften Rahmenprogramms (RP5) gefördert. Das Projekt nutzte die europäischen Forschungsergebnisse aus Genetik, Epidemiologie und Bioinformatik, um potenzielle genetische Ursachen und Risikofaktoren in der Lebensweise zu identifizieren. Man weiß, dass die Gesichter von eineiigen Zwillingen sich äußerst ähnlich sind. Auch Geschwister haben ähnlichere Gesichter als Menschen, die nicht miteinander verwandt sind. Damit spielen Gene eine große Rolle für das Aussehen des Gesichts. Doch bisher wurde die Rolle dieser Gene in der Gesichtsmorphologie beim Menschen noch nicht ausreichend untersucht. Wissenschaftler aus Australien, Kanada, Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich haben diese neueste Studie im Auftrag des International Visible Trait Genetics (VisiGen)-Konsortiums durchgeführt. Sie benutzten Magnetresonanz-Bilder des Kopfes zusammen mit Porträtfotos, um Merkmale abzubilden, aus denen die Entfernung zwischen den Gesichtern geschätzt wurde. Anschließend führten sie eine genomweite Assoziationsstudie (GWA) durch, mit unabhängiger Replikation, und identifizierten Varianten der Desoxyribonukleinsäure (DNA), die an den Gesichtsformen bei fast 10.000 Menschen beteiligt sind. Drei der fünf Gene, die das Team identifizierte, waren bereits durch andere Ansätze mit der kraniofazialen Entwicklung und Krankheit bei Wirbeltieren in Verbindung gebracht worden. In einer GWA-Studie an Kindern, die anfangs des Jahres veröffentlicht worden war, war bereits berichtet worden, dass eines dieser drei Gene an der Gesichtsmorphologie beteiligt ist. Die Forscher sagten, die beiden anderen Gene könnten völlig neue Spieler in den molekularen Netzwerken, die die Gesichtsentwicklung steuern, darstellen. "Dies sind aufregende erste Ergebnisse, die den Beginn des genetischen Verständnisses der menschlichen Gesichtsmorphologie markieren", sagte der leitende Autor Professor Manfred Kayser vom Erasmus University Medical Center in den Niederlanden. "Vielleicht wird es irgendwann möglich sein, das Phantomporträt einer Person allein aufgrund von DNA-Spuren zu zeichnen, wodurch sich interessante Anwendungsbereiche eröffnen, etwa in der Forensik. Wir können bereits bestimmte Augen- und Haarfarben anhand der DNA mit recht hoher Genauigkeit vorherzusagen."Weitere Informationen sind abrufbar unter: Erasmus University Medical Center http://www.erasmusmc.nl/?lang=en PLoS Genetics http://www.plosgenetics.org/home.action
Länder
Australien, Kanada, Deutschland, Niederlande, Vereinigtes Königreich