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Ancient ConstructionTECHniques between East and West. Building traditions, technological innovations and workmanship circulation: from Roman Arabia to Medieval Europe.

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Erforschung der Bautechniken des Ostens schließt Lücke in der Architekturgeschichte

In EU-finanzierten Forschungsarbeiten wurde der Einfluss östlicher Bautechniken auf die des Westens untersucht. Verbesserte Methoden für den Erhalt, den Schutz und die Aufwertung des lokalen kulturellen Erbes in Jordanien sind nur einige der Ergebnisse des Projekts.

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Mit der Erforschung von Bauverfahren im Nahen Osten sollte im Rahmen der wichtigsten Ziele des Projekts ACTECH eine Lücke in der Architekturgeschichte geschlossen werden. Weitere Ziele waren laut Projektkoordinator François Villeneuve „einerseits, einen Beitrag zum Diskurs über die Weitergabe von Baukenntnissen im Mittelmeerraum von der Antike bis ins frühe Mittelalter zu leisten, und zum anderen, nachvollziehen zu können, wie östliche Bautechniken zur Entwicklung ihrer Gegenstücke im Westen beitrugen.“

Aktivitäten über drei Kontinente

Gefördert im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen wurden im Projekt zwei Feldforschungskampagnen in Nordjordanien sowie Ortsbegehungen im Süden Spaniens durchgeführt. Außerdem wurden in Frankreich (Paris und Marseille) und Spanien (Granada) die im Projekt gesammelten Daten im Labor verarbeitet. Der Hauptforscher von ACTECH, Piero Gilento, folgte innerhalb der zweijährigen Laufzeit des Projekts zwei Abordnungen. Die erste führte ihn an die School of Arabic Studies des spanischen Obersten Rats für wissenschaftliche Forschung (CSIC) in Granada, wo „Gilento die Erforschung und Analyse der islamischen Architektur in Südspanien vertiefte und an einer 3D-Darstellung der Architektur (Photogrammetrie) arbeitete“, so Villeneuve. An seiner zweiten Station am Labor MAP-Gamsau des französischen Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CNRS) in Marseille arbeitete er an einer Internetplattform, die in diesem Labor zur Aufzeichnung von Architektur entwickelt wurde. Jenseits des Atlantiks forschte Gilento dann in den archäologischen Archiven der Princeton University in den Vereinigten Staaten. Dort konzentrierte er sich vor allem auf Originalmaterial der berühmten archäologischen Missionen von Archäologe Howard Crosby Butler in Jordanien und Syrien.

Feldforschung und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Das Wechselspiel von Archäologen, Architekten, Ingenieuren, einem Archäobotaniker und einem Experten für Geomatik, die an ACTECH mitwirkten, brachte neue Erkenntnisse über Bauverfahren. „Auf lokaler Ebene hat sich dann tatsächlich herausgestellt, dass ein antikes Dorf in einem semiariden Gebiet Jordaniens von der Spätantike bis zum Mittelalter eine starke Bauaktivität aufgewiesen haben muss“, so Villeneuve. Im großen Maßstab konnte untersucht werden, wie bestimmte Techniken des Maurerhandwerks, beispielsweise das Opus quadratum, das im Nahen Osten mindestens bis zum achten Jahrhundert verwendet wurde, in den Westen und besonders in den Süden Spaniens übertragen wurden. „Dies war nur möglich, weil diese Gebiete unter islamischer Besetzung standen“, betont Villeneuve.

Digitale Technologien

Zu den innovativen Aspekten der Arbeiten im Projekt gehörte der Einsatz von stereoskopischer Luftbildfotografie in Granada. Einmal digitalisiert, wurden mit photogrammetrischer Software aus den Bildern ein digitales Höhenmodell und ein hochauflösendes Orthofoto erstellt. Beides diente der fundamentalen Analyse von Architektur und antiker Landschaft. In Marseille experimentierte Gilento mit einer realitätsnahen Kommentierungsplattform in 3D, mit der sich Artefakte des kulturellen Erbes kollaborativ dokumentieren lassen. „Dies war ein weiterer wichtiger Moment im Projekt, als der Hauptforscher in enger Zusammenarbeit mit dem Forscher- und Technikerteam des CNRS am Betatest der Plattform Aïoli teilnehmen konnte“, berichtet Villeneuve.

Lokale Wirkung und Werte auf Dauer

Dank des Projekts und seiner Partner konnte auch der Bevölkerung vor Ort sowie (potenziellen) Touristen die Geschichte und der kulturelle Wert der Stätte vermittelt werden. In diesem Zusammenhang war das Projekt auch an den Tagen des Kulturerbes 2018 in Jordanien und dem größer angelegten Europäischen Kulturerbejahr 2018 beteiligt.

Schlüsselbegriffe

ACTECH, Architektur, Jordanien, Bautechniken, Bauwesen, kulturelles Erbe, Mittelalter, archäologisch

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