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Inhalt archiviert am 2023-04-13

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Wissenschaft im Trend: Hund oder Wolf? 18 000 Jahre alter Welpe gibt der Wissenschaft Rätsel auf

Eine Forschungsgruppe führt Tests durch, um zu überprüfen, ob ein eingefrorener Welpe, der in Sibirien gefunden wurde, ein Hund oder ein Wolf ist.

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Der winzige Angehörige der Familie der Canidae (Hunde) war erst zwei Monate alt, als er starb und wurde im Sommer 2018, bestens erhalten durch den Dauerfrost im Boden, in der Nähe von Jakutsk in Ostsibirien gefunden. Ein wissenschaftliches Team am Zentrum für Paläogenetik, einem gemeinsamen Unternehmen der Universität Stockholm und dem Schwedischen Museum für Naturkunde, untersucht das Jungtier seitdem. Das Zentrum für Paläogenetik verfügt über die größte DNA-Datenbank mit Canidae aus der ganzen Welt. Über eine Kohlenstoffdatierung konnte ermittelt werden, dass der Kadaver mindestens 18 000 Jahre alt ist. Genomanalysen zeigen, dass es sich um ein Männchen handelte. Sein Spitzname ist Dogor, was in der jakutischen Sprache „Freund“ bedeutet, aber auch einen Bezug zur Frage „Hund (engl. ‚dog‘) oder Wolf?“ herstellt. Dogor ist so gut erhalten, dass sowohl sein Fell als auch seine Schnauze und seine Zähne intakt sind. Seine Wimpern und Schnurrhaare sind in gutem Zustand. Er ist beinahe vollständig mit Fell bedeckt. Eine Ausnahme bildet der freiliegende Brustkorb.

Das fehlende Glied zwischen Haushunden und Wölfen?

Es gelang mittels DNA-Sequenzierung nicht, zu bestimmen, ob das Tier ein Hund oder ein Wolf ist. Das Wissenschaftsteam geht davon aus, dass das Exemplar ein evolutionäres Verbindungsglied zwischen Wölfen und modernen Hunden verkörpert. Ein sehr früher moderner Wolf? Ein sehr später Eiszeitwolf? Ein sehr früher Haushund? Der älteste Hund, der jemals gefunden wurde? „Normalerweise ist es relativ einfach, den Unterschied zwischen den beiden zu erkennen“, erklärt Dr. David Stanton, Forscher am Zentrum für Paläogenetik, gegenüber „CNN“. „Wir haben schon viele Daten von ihm gesammelt und angesichts dieser Menge an Informationen würde man erwarten, dass es möglich sein müsste, zu bestimmen, ob er das eine oder das andere ist. Die Tatsache, dass wir es nicht können, ist eventuell ein Hinweis darauf, dass er einer Population angehört, von der beide abstammen – Haushunde wie Wölfe.“ Laut Dr. Stanton ist die Periode, aus der Dogor stammt, „eine im Hinblick auf die Evolution von Wolf und Hund sehr interessante Zeit“. Er führte aus: „Wir wissen nicht genau, seit wann Hunde domestiziert wurden, aber es könnte etwa ab diesem Zeitpunkt geschehen sein. Wir möchten herausfinden, ob es sich tatsächlich um einen Hund oder einen Wolf handelt oder ob er vielleicht auf halbem Wege zwischen den beiden einzuordnen ist.“

An welche Stelle der Evolutionsskala der Canidae passt Dogor?

Love Dalén, Professor für Evolutionsgenetik, der ebenfalls am Zentrum für Paläogenetik forscht, berichtete der britischen Internetzeitung „Independent“: „Ich hatte angenommen, dass unsere Untersuchungen eindeutig auf einen Wolf hinweisen würden. Aber vor kurzem erhielten wir unseren ersten Satz an Ergebnissen zu seinem Genom und wir können nicht feststellen, ob er ein Hund oder ein Wolf ist. Wir sollten dazu in der Lage sein – es müsste ganz einfach sein.“ Prof. Dalén fügte an: „Es könnte also ein sehr früher moderner Wolf oder ein sehr früher Hund bzw. ein später Wolf aus dem Pleistozän (Eiszeit) sein. Sollte es sich herausstellen, dass es sich um einen Hund handelt, würde ich sagen, es ist der älteste Beleg für einen Hund.“ Dogor bleibt in Russland, aber die beiden Wissenschaftler haben für weitere Analysen eine Rippe mit nach Schweden genommen. Sie hoffen, dass die Ergebnisse Aufschluss über die Evolution von Hunden geben und offenbaren, wann diese domestiziert wurden. Allgemein wird angenommen, dass moderne Hunde Nachfahren der Wölfe sind, allerdings ist bisher nicht eindeutig geklärt, wann Hunde domestiziert wurden. Eine 2017 in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlichte Studie behauptet, dass die Domestizierung vor 20 000 bis 40 000 Jahren stattgefunden haben könnte.

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