CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Visualizing aquifers: sustainable water use in the Atacama Desert and beyond

Article Category

Article available in the following languages:

Wasserwirtschaft neu erfinden

Laut EU-Projekt INVISIBLE WATERS besteht derzeit die Gefahr, dass die Politik in einigen Ländern im Zuge von Bemühungen, der Verwendung fossiler Brennstoffe ein Ende zu setzen, die Umwelt schädigt. Eine Untersuchung zur Nutzung der Grundwasserleiter in der Atacama-Wüste im Norden Chiles zeigt, dass ein neuer Ansatz für die globale Wasserpolitik erforderlich ist.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt
Gesellschaft icon Gesellschaft

Das Bestreben in vielen Ländern nach Klimaneutralität hat zu einer jeweiligen Politik geführt, die veranlasste, dass fossile Brennstoffe durch Lithium-Ionen-Batterien ersetzt wurden, um die Verkehrsmittel zu elektrifizieren. Laut EU-Projekt INVISIBLE WATERS besteht die Gefahr, dass diese Maßnahmen, wenn sie nicht richtig durchdacht sind, die Umwelt in Ländern schädigen, in denen Lithium abgebaut wird. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Cristóbal Bonelli hat mit der Unterstützung des Marie-Skłodowska-Curie-Programms 2,5 Jahre lang in der Atacama-Wüste im Norden Chiles, der trockensten Wüste der Welt, Grundwasserleiter untersucht. Dies sind geologische Formationen, die im tiefen Untergrund Wasserquellen enthalten. Bonellis Ergebnisse, die vom UNESCO-IHE, Institut für Wasser-Ausbildung in den Niederlanden koordiniert wurden, spornten ihn zum Aufbau eines globalen Konsortiums mit dem Namen Transformations to Groundwater Sustainability (T2GS) an, um Wege zu erörtern, wie die Nutzung des Grundwassers auf der ganzen Welt nachhaltiger gestaltet werden kann. Er plädiert nun für einen neuen Ansatz zur Dekarbonisierung des Planeten sowie zur Wasserpolitik, welche auf einem besseren Verständnis der zugrunde liegenden Geopolitik basieren soll. „Die wichtigste Schlussfolgerung war, dass Grundwasserpolitik nicht von anderen globalen Mechanismen getrennt werden darf“, sagt Bonelli. „Wir müssen die Geopolitik verstehen, bei der Wasser ein zentraler Akteur ist. Und das Fach Hydrologie allein reicht nicht aus, um die Nachhaltigkeit von Grundwasserleitern zu verstehen, da es auch politische Implikationen in Bezug auf die Wasserpolitik gibt, die über technische Lösungen hinausgehen.“

Weltweite Nachfrage

Die Nachfrage von Ländern wie China nach Elektrofahrzeugen hat dazu geführt, dass Lithium aus Ländern wie Chile gewonnen und importiert wird, wo es aus der Sohle von Grundwasserleitern gewonnen wird. „Das bedeutet, dass der Abbau von Lithium dem Abbau von Wasser entspricht“, sagt Bonelli. „Es gibt immer mehr Hinweise auf Umweltschäden, die durch die Lithiumgewinnung verursacht werden. Dies ist ein großes Paradox, denn um eine Gesellschaft mit postfossilen Brennstoffen zu verwirklichen, stören wir im Grunde genommen einige Ökologien, um anderswo nachhaltige Gesellschaften zu schaffen.“ Obwohl China selbst über enorme Lithiumreserven verfügt, importiert es auch aus Chile, um den Vorstoß der Regierung, Elektroautos mit Lithium-Ionen-Batterien herzustellen, voranzutreiben. Zwar hat diese neue Industrie Arbeitsplätze geschaffen, sie setzt aber auch die Wasserressourcen an einem Ort unter Druck, an dem das Wasser unter dem früheren Diktator Augusto Pinochet durch ein System privatisiert wurde, das die staatliche Aufsicht einschränkte. Bonelli glaubt, dass das heutige neoliberale Marktsystem den Wassereigentum immer noch gefährlich vom Land trennt. Während INVISIBLE WATERS sprach er mit Gemeinden in Chile, die gegen den Lithiumabbau protestieren, um das Grundwasser in der Wüste zu schützen. Sie werden von Umweltaktivisten und Mikrobiologen unterstützt, die in der Wüste lebende Mikroorganismen erforschen. „Es wird Spitzenforschung betrieben, weil sie die extremen Bedingungen in der Wüste nutzen, um das Wasser und das Leben dort zu studieren und über das Leben auf anderen Planeten nachzudenken“, erklärt Bonelli. „Die Atacama-Wüste ist ähnlich trocken wie der Planet Mars.“ Bonelli beabsichtigt, die während INVISIBLE WATERS begonnene Arbeit fortzusetzen und zu erforschen, wie alle produzierten Tonnen an Lithium-Ionen-Batterien recycelt werden können. Er warnt: „Wir müssen neu darüber nachdenken, was wir unter Dekarbonisierung verstehen. Es sollte nicht nur darum gehen, fossilen Brennstoff durch Lithium in Form von Batterien zu ersetzen.“

Schlüsselbegriffe

INVISIBLE WATERS, Grundwasserleiter, Atacama-Wüste, Lithiumgewinnung, Lithium-Ionen-Batterien, Grundwasser, Abbau, Chile

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich