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Kommunale Bündnisse gegen Lebensmittelverschwendung

Europa muss seine Lebensmittelverschwendung reduzieren. Sie stellt nicht nur ein wirtschaftliches und ethisches, sondern auch ein ökologisches Problem dar.

Industrielle Technologien icon Industrielle Technologien
Lebensmittel und natürliche Ressourcen icon Lebensmittel und natürliche Ressourcen

Europa verschwendet Unmengen an Lebensmitteln. Alleine im Jahr 2012 lag die Lebensmittelverschwendung in den 28 EU-Ländern bei insgesamt rund 90 Millionen Tonnen – das entspricht 173 kg pro Person. Der Wert der verschwendeten Lebensmittel beläuft sich auf 145 Mrd. EUR. Mehr noch: Die Verschwendung von Lebensmitteln bedeutet zugleich eine Verschwendung der Ressourcen, die für ihre Produktion und Beförderung verwendet werden. Lebensmittelverschwendung ist daher also auch in Bezug auf die Treibhausgasemissionen relevant. Lebensmittelverschwendung ist für rund 6 % der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die von der EU festgelegten Reduktionsziele sehen eine Halbierung der Lebensmittelverschwendung bis 2030 auf Einzelhandels- und Verbraucherebene sowie die Verringerung von Lebensmittelverlusten entlang der Produktions- und Lieferketten vor. Die EU beabsichtigt darüber hinaus, die Kosten des Abfallmanagements zu verringern und unvermeidliche Lebensmittelabfälle möglichst zu verwerten. Das EU-finanzierte Projekt REFRESH unterstützt die EU bei diesen Zielen. REFRESH schloss an das EU-finanzierte Vorgängerprojekt FUSIONS an, um mit einem ganzheitlichen Ansatz die Ursachen der Lebebsmittelverschwendung zu untersuchen und Einzelpersonen sowie der Industrie eine fundiertere Entscheidungsfindung für eine geringere Verschwendung zu ermöglichen.

Umdenken

„Die Verringerung der Lebensmittelverschwendung ist vor allem eine Frage der inneren Bereitschaft und Verhaltensumstellung“, sagt Projektkoordinator Toine Timmermans. „Dem mangelnden Dringlichkeitsbewusstsein und dem bisher ausbleibenden Fortschritt kann man am besten durch eine breiter angelegte Bewegung begegnen: nämlich einem lückenlosen Ökosystem für Lösungen, dem sich alle Akteure verpflichten.“ In diesem Sinne hat REFRESH mit Regierungen, Unternehmen und lokalen Interessengruppen Vereinbarungen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung ausgehandelt. In den Vereinbarungen sind mehrere Änderungsvorschläge für die Unionspolitik dargelegt. Diese betreffen unter anderem die Verfütterung überschüssiger Lebensmittel an allesfressendes Vieh (Schweine) sowie Handelspraktiken, die in den Lieferketten Verschwendung verursachen. Das Forschungsteam des Projekts hat dieses nationale Vereinbarungskonzept in fünf Pilotländern ausgearbeitet und weiterentwickelt. „Unser Ansatz zeigt Wirkung“, ergänzt Timmermans. „Wir haben Bündnisse vorangebracht, die Bahnbrechendes erreicht haben. Das Verbraucherverhalten steht dabei im Zentrum. Unsere Forschung hat mehrere Schlüsselaspekte für einen Strukturwandel aufgezeigt, der den Schwerpunkt darauf legt, in bestimmten Verbrauchergruppen eine positive gesellschaftliche Norm zu schaffen.“ Es sind bereits erste Erfolge durch einige Pilotmaßnahmen zu beobachten.

Spürbare Verringerung

Das Projekt hat diverse gemeinschaftliche Ansätze auf nationaler Ebene, insbesondere in Deutschland, Ungarn und den Niederlanden, erheblich vorangebracht. So konnte beispielsweise das nationale öffentlich-private Bündnis in den Niederlanden, das mit der Unterstützung von REFRESH ins Leben gerufen wurde, die Menge der Lebensmittelabfälle in niederländischen Haushalten verringern. Im Jahr 2019 belief sich die Menge auf 34,3 kg pro Person – ein Rückgang um 7 kg gegenüber 2016 und 29 % weniger als noch 2010. Das Projektmodell für den Aufbau nationaler Bündnisse wurde zudem eingesetzt, um ähnliche Initiativen in anderen Mitgliedstaaten zu gestalten. Darüber hinaus haben die Forschenden mehrere Technologien zur Wiederaufbereitung von Lebensmittelabfällen oder -überschüssen entwickelt. Dazu zählt unter anderem die Förderung der Hochskalierung für bereits bestehende Tätigkeiten wie z. B. die Herstellung neuer marktfähiger Lebensmittel oder die Insektenzucht aus dem Überschuss. Zusätzlich hat das Projekt neue Technologien konzipiert, die unter anderem zur Produktion von Kraftstoffen und Chemikalien aus durch den Verbrauch anfallenden Lebensmittelabfällen sowie zur Herstellung von Nahrungsfasern aus Zichorienresten dienen. REFRESH wurde im Juni 2019 abgeschlossen. Die Expertengemeinschaft des Projekts wird bis Ende 2019 in die EU-Plattform für Lebensmittelverluste und -verschwendung eingebunden. Mehrere nationale Bündnisse, die durch das Projekt entstanden sind, werden außerdem in erweiterter Form als Stiftung „Food Waste Free United“ in den Niederlanden mit den gleichen Zielen fortgesetzt. Mit der Unterstützung von REFRESH ist die EU auf dem besten Wege, ihre Zielvorgaben zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung zu erreichen. Die Treibhausgasemissionen werden dadurch ebenfalls zurückgehen.

Schlüsselbegriffe

REFRESH, Lebensmittel, Bündnis, Lebensmittelverschwendung, Treibhausgasemissionen, Technologien, Verringerung von Lebensmittelabfällen, Abfallminderung, Unionspolitik

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