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Differentiated health impacts of primary and secondary ultrafine particles

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Ultrafeine Partikel und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit: Unionspolitik braucht Überarbeitung

Die Exposition gegenüber Feinstaub mit einem Durchmesser von 2,5 µm bis 10 µm ist mit verschiedenen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit in Verbindung gebracht worden. Eine europäische Forschungsgruppe hat die Auswirkungen von Feinstaub im Nanobereich untersucht: Diese ultrafeinen Partikel stehen unter dem Verdacht, gesundheitliche Probleme zu verschlimmern.

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Die Atmosphäre ist mit einer Mischung aus Staub- und Schmutzpartikeln sowie Flüssigkeitströpfchen belastet, die von Fahrzeugen, Fabriken, Baustellen und durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Biomasse abgegeben werden. Bis heute haben sich Verfahren und Gesetze darauf konzentriert, die Mengen und die gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub größeren Durchmessers in Europa zu bestimmen. Ultrafeine Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 µm können jedoch noch größeren Schaden anrichten, da unsere Nase und Bronchiolen diese Stoffe nicht wirkungsvoll herausfiltern können.

In Europas Großstädten die ultrafeinen Partikel aufspüren

Das EU-finanzierte Projekt Health1UP2 ermittelte und quantifizierte in vier europäischen Städten die Quellen ultrafeiner Partikel, um die mit der Exposition ihnen gegenüber einhergehenden gesundheitlichen Auswirkungen zu bestimmen. Da unterschiedliche meteorologische Bedingungen, Schadstoffemissionen und weitere Parameter die Quellen ultrafeiner Partikel beeinflussen können, konzentrierte sich die Untersuchung nicht auf eine einzelne Stadt. Die Forschungsgruppe untersuchte Anzahl und Größenverteilung der ultrafeinen Partikel über lange Zeiträume und identifizierte auf diese Weise die Quellen, die zu den Konzentrationen der ultrafeinen Partikel in Barcelona, Helsinki, London und Zürich beitragen. „Unser Ziel war, zu bewerten, wie die verschiedenen Quellen ultrafeiner Partikel mit der Mortalität und den Krankenhauseinweisungen zusammenhängen“, erklärt Projektkoordinator und Hauptforscher Frank Kelly. In den Städten Mitteleuropas werden die Konzentrationen der ultrafeinen Partikel hauptsächlich durch die Emissionen aus dem Straßenverkehr beeinflusst. In der Realität besagen die Ergebnisse von Health1UP2, dass der Verkehr in den europäischen Städten die Quelle von über 70 % der ultrafeinen Partikel ist. Überraschenderweise scheinen auch die Emissionen der Flughäfen die Luftqualität der Städte zu beeinflussen – und das sogar dann, wenn sie einige Kilometer entfernt sind. „Um die Konzentrationen der ultrafeinen Partikel zu reduzieren, sollte die Politik darauf abzielen, die Nutzung der Fahrzeuge einzudämmen und die Belastung durch Flugzeugemissionen zu minimieren“, rät Kelly. Europäische Städte mit hoher Sonneneinstrahlung, wie zum Beispiel Barcelona, weisen zur Mittagszeit aufgrund der photochemischen Nukleation von Vorstufen gasförmiger Schadstoffe die maximale Konzentration ultrafeiner Partikel auf. Das Forschungsteam entdeckte, dass dieser Typ der ultrafeinen Partikel in den anderen untersuchten Städten weitaus weniger wichtig war. Die aus der Sonneneinstrahlung resultierende Energie begünstigt jene chemischen Reaktionen, die bei diesen Gasen zur Nukleation und Bildung von Partikeln erforderlich sind.

Zukünftige Strategien zum Thema Luftverschmutzung

In der vorhandenen Literatur zeigen sich widersprüchliche Zusammenhänge zwischen der Konzentration ultrafeiner Partikel und den Auswirkungen auf die Gesundheit. „Obwohl bei einigen der untersuchten Städte manche Zusammenhänge für bestimmte Zeitdifferenzen und Quellen ultrafeiner Partikel offensichtlich waren, konnten wir global keine klare Verbindung zwischen speziellen Quellen und täglicher Mortalität feststellen“, merkt Marie-Skłodowska-Curie-Stipendiatin Ioar Rivas an. Das könnte auf die hohe räumliche Variabilität der Konzentrationen ultrafeiner Partikel zurückzuführen sein, welche die Bewertung der Exposition äußerst kompliziert gestaltet. Gleichzeitig zeigt sich hier die Notwendigkeit, ultrafeine Partikel gleichzeitig an verschiedenen Orten der Stadt zu messen und deren räumliche und zeitliche Verteilung zu modellieren. Gegenwärtig gibt es für ultrafeine Partikel keine gesetzlichen Umweltstandards. „Unsere Ergebnisse weisen die für die Städte Europas problematischen Hauptquellen ultrafeiner Partikel aus. So kann jene Politik stärker gerechtfertigt werden, die auf den Straßenverkehr als Hauptverursacher der schlechten Luftqualität abzielt“, erklärt Kelly abschließend. Die von Health1UP2 betriebene Analyse der Zusammenhänge zwischen den Quellen ultrafeiner Partikel und der Mortalität unterstreicht die Argumente für eine verbesserte Bewertung der Exposition und für die Einrichtung von Stationen, die routinemäßig Messungen der ultrafeinen Partikel vornehmen. Die zukünftige Überarbeitung der Politik zur Luftqualität durch die Europäische Kommission sollte den Austausch über die Einbeziehung neuer Normen für weitere Messgrößen und für Schadstoffe wie zum Beispiel ultrafeine Partikel beinhalten.

Schlüsselbegriffe

Health1UP2, ultrafeine Partikel, Gesundheit, Emissionen, Sonneneinstrahlung

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