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Controller Working Position / Human Machine Interface - CWP/HMI

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Reibungsloser Start für die virtuelle Luftverkehrskontrolle und das Kontrollpersonal von morgen

Das Flugverkehrsmanagement soll mithilfe neuer digitaler Technologien und verbesserten Arbeitsmethoden schlanker und effizienter werden. Zu den Vorteilen könnten eine größere Sicherheit sowie Kosteneinsparungen für Fluggesellschaften und ihre Kundschaft zählen.

Verkehr und Mobilität icon Verkehr und Mobilität

Laut einer EUROCONTROL-Studie könnte der gewerbliche Flugverkehr in Europa bis 2040 um mehr als 50 % ansteigen, wodurch die Kapazitäten des ohnehin überforderten Flugverkehrsmanagementsystems noch mehr belastet werden. Ein weiteres Problem ist die Fragmentierung des Systems. Ungefähr 65 Luftverkehrskontrollzentren decken täglich bis zu 750 Sektoren im europäischen Luftraum ab. Bei ausbleibender Modernisierung des Flugverkehrsmanagements in Europa würden bis 2040 jährlich etwa 160 Millionen Passagiere möglicherweise nicht fliegen können. „Zwei innovative Lösungen, die wir erfolgreich untersucht haben, waren virtuelle Luftverkehrskontrollzentren, und die Sicherstellung, dass das Kontrollpersonal alle zur Verfügung stehenden modernen Werkzeuge optimal nutzt“, erklärt Richard Beaulieu, Koordinator des EU-Projekts PJ16 CWP HMI. Das dreijährige Projekt, mit 21 Partnern aus öffentlichen und privaten Bereichen, wurde im Rahmen des Gemeinschaftsunternehmens SESAR finanziert, einer öffentlich-privaten Partnerschaft zur Modernisierung des europäischen Flugverkehrsmanagementsystems.

Virtuelle Luftverkehrskontrollzentren

Virtuelle Zentren spielen eine bedeutende Rolle bei der Optimierung des europäischen Luftraums, da sie es ermöglichen, Flugverkehrsdienste eines bestimmten Luftraums von einer Flugsicherungsorganisation auf eine andere zu übertragen. „Virtuelle Zentren erlauben eine größere Flexibilität beim Flugverkehrsmanagement aufgrund der geografischen und organisatorischen Entkopplung seiner Datendienste – wie Flugdaten, Radar, Sprach- und Wetterinformationen. Dadurch kann eine nahtlosere und kosteneffizientere Dienstleistungserbringung zugunsten der Fluglinien und anderer Luftraumnutzer erfolgen“, erklärt Beaulieu, Ingenieur des Flugverkehrsmanagementsystems beim Hauptpartner des Projekts, Thales LAS France SAS in Frankreich. Virtuelle Zentren wären ein großer Fortschritt gegenüber den ursprünglichen Luftverkehrskontrollzentren, die in jedem Mitgliedstaat der EU eingerichtet und in der Nähe von Radar- oder Funkantennen gebaut wurden. Im Laufe der Zeit hat dieser sektorisierte Ansatz zur Verwaltung des europäischen Luftverkehrs das System geografisch eingeschränkt und es daran gehindert, sich dem Verkehr dynamisch anzupassen. Beaulieu hob eine Demonstration von sieben Flugsicherungsorganisationen im Oktober 2019 hervor, bei der Luftraum und Flüge zwischen diesen wechselseitig übertragen wurden. Dies unterstrich die potentiellen Vorteile der Interoperabilität, Kosteneffizienz und flexiblen Dienstbereitstellung für das europäische Flugverkehrsmanagement.

Anpassung der Mensch-Maschine-Schnittstelle für das Kontrollpersonal

Das Projekt untersuchte auch Möglichkeiten zur Unterstützung des europäischen Kontrollpersonals für den Luftverkehr. Jeden Tag werden etwa 1 400 bis 2 250 Lotsenarbeitsplätze in Luftverkehrskontrollzentren und Flughafenkontrolltürmen besetzt. Die Arbeiten umfassten die Entwicklung einer neuen Mensch-Maschine-Schnittstelle, die den Fluglotsen helfen soll, effizienter mit ihren Computern zu interagieren. „Wir haben festgestellt, dass die Fluglotsen ihre Arbeit und die Verkehrsabwicklung ganz normal über die neue Mensch-Maschine-Schnittstelle bzw. die virtualisierten Lotsenarbeitsplätze abwickeln können – unter Verwendung der neuesten Werkzeuge wie Multitouch-Eingaben, automatische Spracherkennung, Aufmerksamkeitsleitung und Systemen zur Verwaltung von Benutzerprofilen“, so Beaulieu. Alle Werkzeuge, von denen manche teilweise bereits heute von Lotsen genutzt werden, wurden positiv bewertet. Das Spracherkennungspaket deutet beispielsweise bis zu 90 % aller Kommunikationen korrekt. „Diese neuen Methoden der Interaktion mit der Mensch-Maschine-Schnittstelle werden den Fluglotsen wirklich zugute kommen, insbesondere durch die Steigerung ihrer Produktivität und ihres Situationsbewusstseins, bei gleichzeitiger Verringerung ihrer Arbeits- und Stressbelastung“, schließt Beaulieu. Weitere Forschungsarbeiten zu dieser Lotsenarbeitsplatz-Technologie sowie zu virtuellen Luftverkehrskontrollzentren sind im Rahmen der SESAR-Projekte der nächsten Phase geplant.

Schlüsselbegriffe

PJ16 CWP HMI, Luftverkehrskontrolle, Flugverkehrsmanagement, Lotsenarbeitsplatz, Mensch-Maschine-Schnittstelle, SESAR, Spracherkennung, virtuelle Zentren

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